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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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auf Connor, der im Karren eines Barden herumwühlte.
    »Ihr Ziehvater. Logan ist sein Name. Er hat sie bis hierher verfolgt…«
    Kelvin hörte die Aufregung in Connors Stimme. Er sorgte sich um Brianna, und offensichtlich hatte er Grund dazu.
    »Aber der Karren steht schon seit gestern Abend hier und …«
    »Still!«, gebot Connor leise und zog ihn beiseite.
    Was war jetzt wieder? Eine verschlafene Magd schlurfte aus der Küche über den Hof, um Wasser aus dem Brunnen zu holen. Hinter ihr wurden die Umrisse einer zweiten Frau deutlich, die noch im Kücheneingang stand, der Kleidung nach war es keine Magd. Es war diese unangenehme Alte, die ständig herumkeifte und das Gesinde antrieb. Jetzt drehte sie sich um und winkte jemanden herbei. Ein großer, fetter Kerl mit zottigem Haar erschien vor der Küchentür, einen gefüllten Sack über der Schulter tragend.

    »Ist er das etwa?«
    Connor gab keine Antwort, denn sein Herz hämmerte so heftig, dass er schon fürchtete, man könne es über den ganzen Hof hinweg hören. Der Sack hatte eine seltsame Form, so als befände sich ein menschlicher Körper darin. Es wurde ihm schwarz vor Augen - hatte dieses dreckige Schwein Brianna vielleicht gar ermordet?
    »Heilige Jungfrau«, hörte er Kelvin dicht neben sich murmeln, denn er hatte den gleichen Verdacht geschöpft. »Ich schlage ihm den Schädel ein!«
    »Warte, bis er näher kommt!«
    Logan stutzte einen Moment, denn er hatte bemerkt, dass etwas mit seinem Karren nicht in Ordnung war. Doch hinter ihm zischte Akira wütend, er solle sich jetzt endlich davonmachen, die Mägde würden gleich das Frühmahl bereiten. Besorgt sah er sich um, denn es war Unruhe im Turm, überall flitzten die Pagen und Knappen herum, aus der Halle, wo die Getreuen des Burgherrn übernachteten, drangen ärgerliche Rufe, Gekeife und Schelten. Langsam ging er zu seinem Karren hinüber, lugte misstrauisch hinein, denn die Plane war zurückgeschlagen. Dann wollte er sich seiner Last entledigen.
    »Öffne den Sack, Barde!«
    Eine harte Faust packte ihn bei der Schulter und zwang ihn, sich umzudrehen. Als er die Züge des Mannes erkannte, der ihn damals niedergeschlagen hatte, wollten ihm seine Knie den Dienst versagen. Der Bursche war doch tot, er hatte selbst gesehen, wie man ihn abgeführt hatte …
    »Herr im Himmel - schütze mich vor Geistern und Gespenstern«, stammelte er.
    »Hörst du schwer, Barde?«

    Hilflos ließ er es geschehen, dass man ihm seine Last von der Schulter hob, er jammerte nur leise, es befänden sich Kohlköpfe und Rüben im Sack, weshalb die Herren dieses Gemüse denn unbedingt sehen wollten. Dann tauchte Briannas blonder Haarschopf auf, und im gleichen Augenblick verließen ihn die Sinne. Kelvin hatte zum Schlag ausgeholt, und er traf gut.
    Connor kniete am Boden, er hatte Brianna den Knebel aus dem Mund genommen und mit unendlicher Erleichterung festgestellt, dass sie atmete.
    »Brianna!«, flüsterte er. »Brianna - mach die Augen auf. Es ist vorbei, du bist gerettet…«
    Er strich ihr das Haar aus der Stirn und rieb ihre Schläfen, dann zog er hastig sein Messer, um die Riemen an ihren Handgelenken durchzuschneiden. Er fluchte leise vor sich hin, als er sah, dass man sie geschlagen hatte, dass ihre Lippe eingerissen und blutig war.
    »Brianna! So wach doch auf. Brianna, Liebste!«
    Kelvin, der die Fesseln an ihren Fußgelenken löste, zischte Connor zu, sich um Gottes willen zusammenzunehmen, doch in diesem Augenblick schlug Brianna die Augen auf, und sie lächelte Connor an. Es war kein strahlendes Lächeln, denn ihre Oberlippe war angeschwollen und an der Schläfe hatte sie eine breite Schramme, doch Connor war so glücklich über dieses Lebenszeichen, dass er sich über sie beugte und zärtlich ihre Wangen streichelte.
    »Ich habe schon gefürchtet, du wärest erschlagen oder in diesem Sack erstickt«, flüsterte er.
    »So einfach erschlägt man mich nicht, Sir Connor.«
    »Du bist leichtsinnig, Bardin. Wie willst du ohne Beschützer durch die Welt kommen?«

    Sie ließ sich von ihm beim Aufsetzen helfen, und Kelvin begriff, dass das Unglück nicht mehr aufzuhalten war. Connor hatte beide Arme um seine Geliebte gelegt, er stützte sie, strich immer wieder zärtlich und besorgt über ihr Haar, ordnete ihr zerrissenes Gewand, redete leise und eindringlich auf sie ein.
    »Ich brauche keinen Beschützer, Connor. Du bist es, der Schutz nötig hat …«
    »O nein - jetzt hat der Starrsinn ein Ende. Du wirst mir folgen,

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