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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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er zuerst meine Burg einnehmen!«
    Connor, der neben Gavin stand, war blass geworden. Er hatte geahnt, dass Crow Ähnliches beabsichtigte, und es gefiel ihm wenig, dass Gavin MacMorris nun um seinet- und Briannas willen kämpfen musste. Er spürte, wie Briannas Hand sich in die seine schob, und er drückte sie fest, um ihr Mut zu machen, denn er spürte, wie kalt ihre Finger waren.
    »Woher weiß er, dass ihr hier auf der Burg seid«,
murmelte Kelvin zornig. »Das kann nur Gordon ihm erzählt haben.«
    Die beiden Unterhändler schienen eine ähnliche Antwort erwartet zu haben, doch sie zogen noch nicht ab.
    »Unser Herr, Sir Mathew Crow, hat auch eine Botschaft an Connor MacDean. Er fordert ihn auf, sich und die Bardin auszuliefern, um das Leben seiner Kameraden zu retten, die wir als Geiseln mitführen.«
    Der junge Engländer wandte sich im Sattel um und hob den Arm. Auf dieses Zeichen hin bewegten sich die englischen Ritter auseinander, um den Blick auf zwei Gefangene freizugeben. Connor erkannte erschüttert seine Kameraden Hamish und Kendrick, die mit ihm gemeinsam nach London geritten waren, um Braveheart zu befreien. Sie hatten also überlebt, doch auch aus der Entfernung konnte man erkennen, wie sehr die Kerkerhaft sie gezeichnet hatte. Die Gesichter der Männer waren hohläugig, Haar und Bart lang gewachsen, ihre Gewänder zerschlissen. Man hatte ihnen die Hände auf den Rücken gebunden, doch als sie sich jetzt den Blicken der Burgbewohner ausgesetzt fühlten, richteten sie sich auf in ihren Sätteln und hoben die Köpfe.
    »Tu es nicht, Connor!«, rief Hamish. »Sie werden uns ohnehin töten!«
    Ein Schlag mit einem Lederriemen traf ihn ins Gesicht, die englischen Gewappneten drängten die Gefangenen zurück, und bald waren sie zwischen den Kämpfer nicht mehr zu sehen.
    »Diese Teufel!«, fluchte Kelvin leise.
    »Wenn ich die fette Krähe zwischen meine Finger bekomme, zerquetsche ich sie zu Lampenöl«, murmelte Gavin, der dunkelrot im Gesicht war.

    »Unser Herr, Sir Mathew Crow, gibt Euch eine halbe Stunde Zeit - willigt Ihr nicht ein, dann werden die Gefangenen vor Euren Augen hingerichtet.«
    Ein Stein wurde von der Mauer auf den Sprecher geworfen, er traf jedoch nur sein Pferd, das erschrocken stieg, und der junge Bursche hatte Mühe, das Tier wieder in seine Gewalt zu bringen. Eilig traten die Unterhändler nun den Rückzug an, denn die aufgebrachten Burgbewohner ließen weitere Wurfgeschosse folgen. Helme und Panzer hielten jedoch das meiste ab, die Reiter erreichten unverletzt das andere Ende der Brücke.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte Gavin. »Wir machen einen Ausfall und greifen sie an. Wenn die beiden Gefangenen dabei umkommen, können wir es nicht ändern, aber es werden ihnen etliche Engländer ins Jenseits folgen.«
    Doch Connor schüttelte den Kopf. »Nein, Gavin. Diese Botschaft galt Brianna und mir - wir beide werden auch darüber entscheiden.«
    Brianna hatte es kommen sehen, verzweifelt legte sie die Arme um ihn, als wollte sie den Geliebten mit Gewalt festhalten.
    »Niemals werde ich zulassen, dass du in ihre Hände fällst, Brianna«, sagte er sanft und küsste sie. »Aber ich trage die Verantwortung für das Leben meiner beiden Kameraden, die durch meine Schuld in Gefangenschaft gerieten. Ihr Leben ist mein Leben wert.«
    Gavin MacMorris riss die Augen auf, seine Wut war so groß, dass er die Fäuste ballte, als wolle er auf Connor losgehen.
    »Willst du dich etwa ausliefern? Soll ich als jämmerlicher Feigling gelten, der seine Freunde aus der Burg schickt, um nicht kämpfen zu müssen? Lieber
sperre ich euch beide in den Kerker, als dass ich dir gestatte, meine Ehre zu besudeln!«
    »Das wirst du nicht tun, Gavin«, gab Connor lächelnd zurück. »Wenn du mein Freund bist, dann solltest du mich nicht daran hindern, den Weg zu gehen, für den ich mich entschieden habe.«
    Er löste sanft Briannas Arme, die ihn umschlangen, und trat dicht an die Zinnen des Turmes heran.
    »Ich bin bereit, Mathew Crow«, rief er laut zur anderen Seite des Burggrabens hinüber. »Schicke deine Unterhändler, damit wir die Bedingungen aushandeln können.«
    »Haltet diesen Irrsinnigen fest«, schimpfte Gavin, doch niemand wagte es, Hand an Connor zu legen, auch Gavin selbst scheute sich davor.
    »Tu es nicht, Connor«, flehte Brianna. »Willst du, dass der Fluch deines Bruders in Erfüllung geht? Willst du sterben, wie Braveheart sterben musste?«
    »Sei unbesorgt«, flüsterte er ihr zu.

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