Herzensstürme - Roman
»Vertrau mir, Brianna.«
Drüben hatte Crow mit großer Befriedigung vernommen, was Connor ihm zugerufen hatte. Man sah ihn lachen, er winkte die beiden jungen Burschen herbei und gab ihnen Anweisungen. Die Unterhändler setzten ihre verbeulten Helme wieder auf und machten sich bereit, ein zweites Mal über die Brücke zu reiten.
Connor hatte Briannas Hände genommen, er zog sie an sich, und der Blick seiner grauen Augen war ruhig und voller Liebe.
Doch sie mussten schweigen, denn unten vor dem Tor hatten jetzt die Unterhändler Aufstellung genommen.
»Unser Herr, der Statthalter des englischen Königs,
Sir Mathew Crow, ist erfreut über Eure Einsicht…«, näselte der Sprecher.
»Ich kann diesen Namen nicht mehr hören«, zischte Kelvin, blass vor Zorn.
»Und ich kann diesen Kerl nicht mehr sehen«, stimmte Gavin bei.
»Still!«, befahl Connor ärgerlich.
Er trat vor, zeigte sich den jungen Burschen in seiner ganzen Größe, und seine Stimme war tief und fest.
»Ich bin bereit, mich selbst und auch die Bardin an Mathew Crow auszuliefern. Doch nur unter einer Bedingung.«
Die beiden sahen misstrauisch nach oben, denn sie fürchteten, von den Wurfgeschossen der Schotten getroffen zu werden. Ihre Pferde tänzelten auf der Stelle.
»Was für eine Bedingung?«
»Ich fordere einen ritterlichen Kampf. Crow soll mir einen Gegner auswählen, gegen den ich fechten werde. Besiegt er mich, dann gehört Crow mein Leben und das der Bardin, dazu die beiden Gefangenen. Wenn aber ich den Zweikampf gewinne, dann soll Crow niemanden von uns bekommen.«
Die beiden Unterhändler waren verblüfft, sie sahen sich zweifelnd an, dann blieb ihnen nichts anderes übrig, als diese Forderung an ihren Herrn zu überbringen.
Atemlos hatten die Bewohner der Burg den Verhandlungen zugehört. Wer dicht an den Tortürmen stand, gab die Worte an die Nächststehenden weiter, die Nachrichten wanderten von Mund zu Mund, Flüche wurden geflüstert, andere sprachen Gebete, wieder andere ereiferten sich über das Gehörte.
»Was ist mit dieser Bardin, dass Crow sie unbedingt haben will?«
»Du hast doch gehört: Sie kämpft für die Sache der Schotten.«
»Sie ist aber keine Schottin. Habt ihr ihre Augen gesehen? Schwarz wie Tinte.«
»Sie ist Connors Kebse, das ist doch klar. Er schützt sie - vorhin gegen uns, jetzt sogar gegen die Engländer.«
»Arme Isla. So einen Bräutigam hat sie nicht verdient.«
»Ach was. Connor wird den Engländer besiegen und sich mit Ruhm bedecken. Isla kann glücklich sein.«
»Sie sieht aber nicht sehr glücklich aus. Man sagt, sie sei krank geworden.«
»Und wenn schon. Die hat doch immer irgendwas.«
Wer auf einem Wehrgang oder in einem der Türme stand, versuchte zu erkennen, wie Mathew Crow die Botschaft aufnahm. Man sah ihn ärgerlich den Kopf schütteln, seine Getreuen umringten ihn, schienen auf ihn einzureden.
»Er wird es nicht tun, Connor«, zweifelte Kelvin.
»Crow wird einwilligen«, gab Connor ruhig zurück. »Er wird mir einen seiner besten Männer schicken - weshalb sollte er diese Chance vergeben, sein Ziel zu erreichen, ohne die Burg angreifen zu müssen..«
Er hatte nur zu Recht. Kurz darauf wurde ihm Crows Entscheidung überbracht, sie lautete allerdings anders, als er erwartet hatte.
»Wenn Connor MacDean um das Leben von vier Menschen kämpfen will, dann muss er auch vier Gegner zugleich besiegen«, forderte Crow kaltblütig. »Wenn er den Mut dazu hat, soll er mit der Bardin
aus dem Burgtor treten und über die Brücke zum anderen Ufer gehen. Dort soll der Kampf stattfinden. Die Kämpfer werden ohne Wehr mit dem blanken Schwert antreten.«
»Verfluchter Dreckskerl«, entfuhr es Gavin. »Will er sich über uns lustig machen? Vier gegen einen - das kommt ja einer Hinrichtung gleich. Schluss mit den Verhandlungen - soll er die Burg angreifen - wir wissen uns zu wehren.«
Doch Connor nahm die Bedingungen ohne Zögern an.
»Hör zu, Brianna«, sagte er, während er das lange Obergewand ablegte, um davon im Kampf nicht behindert zu werden. »Wenn ich gesiegt habe, wirst du, so schnell es dir möglich ist, über die Brücke zurück zum Burgtor laufen.«
»Und du?«, fragte sie kummervoll.
»Ich werde warten, bis meine Kameraden frei sind und dir dann folgen.«
»Und du glaubst Crow? Was ist, wenn er dich betrügt?«
Er trug jetzt nur noch die engen Hosen, denn er hatte auch das Hemd ausgezogen. Sein Körper war sehnig und voller Kraft, die breiten Muskeln an Schultern und
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