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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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könne. Sie solle niemals allein reisen, sich ihre Begleiter jedoch sorgfältig auswählen, am besten solle sie sich eine Bardengruppe suchen, in der auch mehrere Frauen mitzögen. Je größer die Gruppe, desto sicherer sei sie. Auch müsse sie sich die Menschen genauer ansehen, den einfachen Bauern sei viel eher zu trauen, als den Männern, die auf Gütern oder Burgen wohnten.
    Als ob ich das nicht wüsste, dachte sie und verkniff sich das Grinsen.
    »Vor allem hüte dich vor den Engländern. Die betrachten die Frauen hier als Kriegsbeute, die jedem englischen Dreckskerl nach Belieben zusteht. Und was sie von einer Bardin halten, hast du ja gestern erlebt.«
    »Schon gut.«
    Was war er nur für ein seltsamer Bursche. Seit gestern schien er ungeheuer wütend auf sie zu sein, gleichzeitig machte er sich Sorgen um sie und hielt ihr überflüssige Vorträge. Und diese blödsinnige Idee, sie solle sich einer anderen Bardengruppe anschließen. Als ob sie Lust hätte, sich schon wieder von irgendeinem
Kerl herumkommandieren zu lassen. Frauen. Die meisten Bardinnen, die mit irgendwelchen Gruppen umherzogen, waren dumme Hühner, die höchstens ein wenig fiedeln und tanzen konnten. Sie hatte noch nie eine Bardin getroffen, die eigene Weise und Lieder ersann, so wie sie selbst es tat.
    Gegen Mittag erblickten sie eine düster anmutende Burganlage in der Ferne, die Conworth Castle recht ähnlich sah. Eine ringförmige, zinnenbesetzte Mauer umgab das Anwesen, der viereckige Wehrturm erschien sogar im freundlichen Sonnenlicht dunkel und feucht. Die strohgedeckten Häuser und die kleine Kirche zu Füßen der Burganlage machten jedoch einen ganz anderen Eindruck, hier herrschte buntes Gewimmel, Rauch stieg auf, leckere Düfte wehten ihnen entgegen und man hörte das Gebrüll von Kühen und Schafen.
    »Wir haben Glück - es ist Markttag«, bemerkte Angus.
    Der lang gezogene, quäkende Ton eines Dudelsacks war zu hören. Dann ein zweiter, ein dritter - jemand stimmte seine Sackpfeife.
    »Und es sind Barden am Ort«, fügte er hinzu und verzog das Gesicht, denn die Töne passten nicht zusammen.
    »Mir scheint eher, ein Stier wird abgestochen«, murmelte Brianna, die die Sackpfeife niemals geliebt hatte.
    Als sie jedoch in das Marktgeschehen eintauchten, vergaß sie alles andere. Der Markt war ungewöhnlich groß, dicht an dicht hatten die Händler ihre Stände und Zelte aufgebaut. Schafe, Ziegen und Hühner wechselten ihre Besitzer, wollenes Tuch und bunte Bänder wurden angeboten, fremde Gewürze dufteten,
auch gab es Dolche und scharf geschliffene Messer zu kaufen.
    Sie hatten das Pferd draußen in den Wiesen gelassen und liefen nebeneinander her und besahen die Waren. Angus erhandelte zwei flache Gerstenfladen, auf die der Verkäufer eine dicke Soße von Fleisch und Gemüse löffelte. Es schmeckte himmlisch, vielleicht auch deshalb, weil sie seit dem gestrigen Abend nichts mehr gegessen hatten. Angus schien entschlossen, für heute den Barden zu mimen, denn er hatte nicht nur das dümmliche Grinsen wieder aufgesetzt, er ging auch mit hängenden Schultern und eingeknickten Knien.
    »Eine Fiedel.«
    Brianna hatte das Instrument an einem der Stände erspäht, noch während sie den Gerstenfladen kaute, jetzt lief sie so eilig davon, dass Angus Mühe hatte, ihr zu folgen. Er musste zwei Bauern beiseiteschieben, die hartnäckig um eine trächtige Ziege feilschten. Dann vernahm er schon zarte Töne. Brianna hatte die Fiedel gegen die Brust gestützt und strich mit dem gewölbten Bogen über die Saiten. Das Instrument war grausam verstimmt, doch der flache, hölzerne Körper unversehrt und von guter Arbeit.
    »Bist du eine Bardin?«, fragte der rothaarige Händler neugierig, als er sah, dass sie an den Wirbeln drehte, um die Fiedel zu stimmen. Er sprach schottisch, doch es machte ihr wenig Mühe, ihn zu verstehen.
    »Natürlich, ich und mein Gefährte, wir sind Barden …«
    Der Händler hatte kleine blaue Augen mit rötlichen Wimpern und einen dünnen Bart, der sein spitzes Kinn nur wenig verdeckte. Er verfolgte ihre Bewegungen, hörte mit Kennermiene, wie sie die Fiedel
probierte, und dann wanderten seine Blicke zu Angus.
    »Ich habe einige Trommeln und auch eine schöne Sackpfeife. Magst du sie versuchen?«
    »Keinen Dudelsack«, sagte Brianna entschieden. »Aber eine Trommel wäre nicht schlecht.«
    Unschlüssig hielt Angus gleich darauf eine runde Trommel in den Händen, die mit Ziegenhaut bespannt war, und er tat einige Schläge mit

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