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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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der flachen Hand, die sich reichlich dumpf anhörten.
    »Brauchst du die überhaupt?«, fragte er missmutig.
    Doch Brianna war schon eifrig dabei, mit dem Händler um die beiden Instrumente zu feilschen, zeigte ihm einen abgebrochenen Wirbel an der Fiedel, bemängelte einige Kratzer und nörgelte auch an dem Bogen herum, der neu bespannt werden musste. Sie machte es sehr geschickt, doch auch dem Händler schien die Angelegenheit Vergnügen zu bereiten. Bald hatte sich ein Kreis Neugieriger um sie gebildet, die dem Handel gespannt zusahen und nicht mit Gelächter und Bemerkungen sparten.
    »Das Mädel ist hartnäckig - die bescheißt du nicht.«
    »Leg noch einen Topf und eine silberne Brosche dazu - sonst wird die Kleine dir die Fiedel nicht abnehmen, Geizhals.«
    »Gib ihr endlich die Fiedel - wir wollen sie spielen hören.«
    »Mach ein Ende«, flüsterte Angus ihr besorgt zu, denn die Menge der Zuschauer wurde immer größer. Brianna erschrak, denn sie hatte in ihrem Eifer gar nicht bemerkt, wie viele Marktgänger Spaß an ihrem Handel gefunden hatten. Jetzt lenkte sie ein, zahlte die ausgemachte Summe und wollte gerade mit
Fiedel und Trommel hinter Angus herlaufen, da entstand plötzlich ein Schieben und Drängen unter den Marktbesuchern. Junge Bäuerinnen liefen mit ihren Kindern eilig davon, Männer traten scheu beiseite und fluchten leise, zwei schmutzige Knaben, die gerade eben noch gelacht und gefeixt hatten, verdrückten sich eilig zwischen den Ständen.
    Ritter in langen Waffenröcken erschienen, an ihren Gürteln hingen hölzerne Schwertscheiden, aus denen die Griffe ihrer Schwerter ragten, einige trugen Kettenhemden unter den farbigen Röcken. Knechte liefen ihren voraus und schoben die Menschen rüde beiseite, um Platz für die Herren zu schaffen.
    »He du, Bardin mit der Fiedel«, rief eine Stimme. »Lauf nicht davon, wir wollen dich spielen hören!«
    Es waren ganz ohne Zweifel englische Ritter, das war schon an den Zeichen zu erkennen, die auf ihren Waffenröcken aufgenäht waren. Jetzt konnte man auch sehen, dass ihre Knechte zwei junge Burschen in Fesseln mit sich führten - Schotten, die vermutlich des Aufstands gegen die Besatzer beschuldigt wurden. Sie sahen schlimm aus, ihre Kleider zerrissen, die Gesichter blutig geschlagen.
    »Du bist doch eine Bardin, oder etwa nicht? Gehört dieser Strohkopf zu dir? Auch ein Barde, wie?«
    Der Ritter, der sie anredete, war groß und hager, sein glattgeschorenes Gesicht wirkte knochig und unschön, doch die blauen Augen blickten scharf. Obgleich er ohne Helm war, schien er der Anführer der Männer zu sein.
    »Wir sind Barden und treten gemeinsam auf«, sagte sie rasch und drückte Angus die Trommel in die Hände. »Es ist uns eine Ehre, für Euch zu spielen, edle Herren.«

    »Dann lass einmal hören, was du kannst, du Hübsche.«
    Sie konnten sich nicht mehr absprechen, doch Angus hockte sich dümmlich grinsend auf den Boden und begann, die Trommel zu schlagen. Er machte es nicht einmal schlecht, sie setzte die Fiedel an die Brust und spielte einige Weisen, dann sang sie eines ihrer Lieder, das in England auf den Burgen sehr beliebt gewesen war. Sie ernteten wohlwollenden Beifall, die Herren Ritter warfen sich vergnügte Blicke zu, einige bemerkten, die kleine Bardin könne singen wie ein Vöglein, andere verglichen sie gar mit einer Fee.
    »Kannst du auch tanzen?«
    Sie konnte tanzen und zugleich auf der Fiedel spielen, was großes Erstaunen hervorrief, denn sie sang auch noch dazu.
    »He Bursche! Du trommelst ja, als wolltest du in den Krieg ziehen. Schlag hübsch leise, damit wir deine Freundin besser singen hören.«
    »Wie hoch sie springt, dieses Teufelsweib. Wie sie sich im Takt wiegt und sich dreht. Wer hätte geahnt, dass es in diesem trüben Schottland solche Bardinnen gibt. Sagte man nicht, die verfluchten Schotten fräßen ihre Barden in Haferbrei gekocht?«
    Münzen flogen ihr vor die Füße, sie hob sie mit geschickten Bewegungen auf und ließ sie in eine Tasche gleiten, die sie zu diesem Zweck in ihr Gewand eingenäht hatte.
    »Kommt heute Abend auf die Burg, ihr beiden«, befahl der Ritter. »Dem alten Airdan MacLoyd wird die saure Miene vergehen, wenn er dich tanzen sieht. Und auch wir anderen werden unsere Freude an dir haben, du Hübsche.«

    Er wartete ihre Antwort nicht ab, denn es stand für ihn außer Zweifel, dass sie seiner Einladung folgen würden. Kein Barde hätte sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen. Die Ritter bewegten

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