Herzensstürme - Roman
gemeinsam kämpfen.«
Er nahm diesen Entschluss mit ziemlicher Verwirrung auf. Zuerst starrte er sie ungläubig an, dann schien er in lautes Gelächter ausbrechen zu wollen, tat es aber nicht, sondern wurde plötzlich sehr ernst.
»Du weißt nicht, was du redest, Brianna«, meinte er leise. »Ich bin ein Mann aus den schottischen Highlands und werde für Schottlands Freiheit kämpfen, bis ich sterbe.«
»Das kann ich auch. Immerhin war mein Vater ein Schotte, also bin ich mindestens eine halbe Schottin.«
»Eine halbe!«, rief er ärgerlich. »Du bist sturer als drei Dutzend Schottinnen. Hör zu, Brianna …«
»Fang nicht wieder so an, Connor!«
»Oh«, fauchte sie.
»Ich fange an, wie ich Lust habe, Bardin. Hör mir zu: Ich kann dich nicht mitnehmen, weil du mir lästig bist.«
»Lästig?«, rief sie entsetzt.
»Lästig«, bestätigte er düster und starrte auf die Mähne seines Pferdes. »Versteh doch. Du bist ein Mädchen und kannst nicht einmal allein aufs Pferd steigen, geschweige denn ein Schwert führen. Dazu bist du noch schrecklich einfältig, und man muss dich ständig vor allen möglichen Gefahren schützen. Du bist für mich eine Last, die mich daran hindert, meinem Ziel zu folgen.«
Der rotbraune Hengst wieherte zornig, so dass sein Reiter ihn zur Ruhe bringen musste. Der Klepper hingegen schnaufte schon ein wenig, denn die rasche Gangart war nicht seine Sache. Aber die beiden waren immer noch gleichauf.
»Ich bin dir also eine Last«, schimpfte Brianna zornig. »Und wer hat dir geholfen, als du am Bach fast verschmachtet bist? Wer hat dir Salben aufgelegt, dich gefüttert, dir ein Kleid besorgt?«
»Ich bin dir dankbar dafür …«
»Gar nichts bist du«, schnaubte sie. »Wer hat dir das Leben gerettet, als der englische Kämpfer dir seinen Dolch in den Rücken stechen wollte? Das war ich. Ein Mädchen, jawohl. Aber ohne mich säßest du jetzt nicht auf diesem hohen Ross, sondern du würdest drüben im Gebirge unter einem Haufen Steine liegen.«
Angriffslustig sah sie zu ihm hinüber. Jetzt würde er ihr gleich vorwerfen, dass er ohne sie gar keinen Grund gehabt hätte, sich mit diesen Engländern herumzuprügeln. Doch er schwieg.
»Es geht nicht, Brianna«, sagte er. »Nicht in diesem Leben.«
Er hatte leise gesprochen, und seine Stimme klang so tief und warm, wie sie sie noch niemals gehört hatte. Einen Moment lang sah er sie von der Seite an, und es lag ein tiefer Kummer in seinem Blick, als öffne er ihr für einige Sekunden sein Innerstes.
Unvermittelt stieß er dann seinem Hengst die Fersen in die Seite, und das kräftige, schöne Tier sprengte davon. Steinchen und Lehmbrocken flogen empor, Brianna versuchte verzweifelt, ihren Klepper zu einem Galopp anzutreiben, doch nach einigen Sprüngen gab das müde Tier auf. Der Hengst trug Angus bereits in der Ferne über den Kamm eines Hügels, und für eine kleine Weile schienen Pferd und Reiter durch ein Feuer zu reiten, denn in diesem Moment erhob sich die rote Morgensonne im Osten. Dann tauchten beide ins Tal hinab und waren nicht mehr zu sehen.
»Angus«, rief Brianna hinter ihm her. »Connor.«
Sie begann hilflos zu schluchzen. Sie hatte ihn unterstützen wollen, an seiner Seite gegen die englischen Besatzer kämpfen, sie hatte ihr Leben dafür einsetzen wollen - es tat unendlich weh, so schnöde von ihm abgefertigt zu werden. Ein Mädchen, das nicht einmal allein aufs Pferd steigen konnte. Eine Last. Hätte er nicht gleich sagen können: ein Mühlstein an seinem Hals.
Ich muss vollkommen verrückt gewesen sein, dachte sie und wischte sich das rot geweinte Gesicht mit dem Ärmel ab. Wieso laufe ich diesem Kerl nach? Er hat mich getäuscht und belogen, sogar seinen richtigen Namen hat er mir verschwiegen. Er hat mich an Ryan MacLoyd verhandelt. Er hat mir ins Gesicht gesagt, dass er mich nicht liebt.
Erneut wurde der Hals ihr eng, und die Tränen stiegen wieder auf. Er liebte sie nicht.
Ihr Wallach hatte sich jetzt ein wenig erholt und rupfte hungrig das noch taufeuchte Gras der Wiese. Brianna ließ ihn gewähren, es war ihr völlig gleich, wohin er seine Schritte lenkte, nur eines war sicher: Sie würde gewiss nicht zur Burg von Ryan MacLoyd zurückkehren.
Er liebte sie nicht. Wenn sie ihm nur ein klein wenig bedeutet hätte, dann wäre er nicht davongeritten, um sie allein zurückzulassen. Wieso war sie so unglücklich darüber? Was hatte sie sich denn vorgestellt? Er war ein Ritter und sie eine Bardin - eine solche Liebe
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