Herzensstürme - Roman
man ihm das Rückgrat verletzt. Zwischen seinen Zähnen hielt er einen Riemen und er machte Angus Zeichen, das Leder zu fassen.
»Zieht es hoch«, keuchte er. »Es sind Gewänder für euch beide. Keine Kleider, wie Ihr sie zu tragen gewohnt seid, Sir. Einfache Bauerngewänder, die…«
Er sprach nicht zu Ende, denn der Schmerz wurde zu groß, so dass er sich hastig nach unten hangelte und dort in sich zusammensank.
Doch als Angus ihm danken wollte, erhob er sich rasch und kroch auf allen vieren zur Haustür.
»Ich halte Wache, wie ich es versprochen habe!«, rief er und verschwand nach draußen.
In dem Bündel, das an den Riemen gebunden war, befanden sich ein langes Männerkleid aus grauem Wollstoff, das völlig ungebraucht war, dazu ein Plaid und ein Gürtel aus Leder. Das leinene Hemd und das braune Übergewand schienen für Brianna bestimmt, und sie war sich fast sicher, dass es einst Jains Tochter gehört hatte.
Unsicher breitete Brianna die Gewänder auf dem Lager aus, besah sie von allen Seiten, und sie hatte ein schlechtes Gewissen, denn sie wusste, dass Jain und seine Familie arm waren.
»Wenn sie uns an die Engländer verraten wollten, dann würden sie uns doch nicht ihre Kleider geben, oder?«, flüsterte sie Angus zu.
»Das wäre wohl nicht der Mühe wert.«
»Das denke ich auch. Ich glaube, dass sie es ehrlich mit uns meinen und wir hier sicher sind.«
Sie fasste den Wassereimer, um ihn neben Angus abzustellen. Das Wasser schwappte über und benetzte seine bloßen Füße.
»Was hast du vor?«
»Ich werde jetzt deine Schrammen reinigen und dir deinen zerzausten Bart waschen, Connor MacDean«, sagte sie entschlossen. »Ich mag nicht an der Seite eines Mannes kämpfen, der seine Schönheit nicht pflegt.«
»O nein, meine süße Bardin. Heute werde ich dir diesen Dienst erweisen.«
»Ich trage keinen Bart, Sir Connor.«
»Aber du bist schön. Ganz bezaubernd schön sogar.«
»Ich kann mich allein waschen.«
Sie sah, dass ihre Antwort ihm wenig gefiel, doch er blieb beharrlich, setzte sich auf den Boden und umfing sie mit seinen Blicken.
»Auf jeden Fall werde ich froh sein, wenn du nicht mehr das Kleid trägst, dass Sir Ewan dir gegeben hat«, bemerkte er harmlos.
Sie zupfte an ihrem Gewand herum und wusste nicht recht, was sie tun sollte. Natürlich war nichts dabei, sich auszukleiden, um sich zu waschen. In den Dörfern standen Männer, Kinder und Weiber nebeneinander nackt im Bach, um sich zu reinigen, auch in den Burgen badete man gemeinsam mit anderen in einem hölzernen Bottich. Doch sein Blick war so intensiv auf sie gerichtet, dass sie eine seltsame Scham empfand, sich vor ihm auszukleiden.
»Was ist? Soll ich mich umwenden?«, fragte er sanft.
»Wenn du willst …«, tat sie gleichgültig.
»Ich will es nicht, Brianna. Aber ich werde es dennoch tun.«
Tatsächlich drehte er ihr jetzt den Rücken zu, und sie kam sich ziemlich lächerlich vor, als sie nun mit hastigen Bewegungen aus dem Gewand fuhr, auch das Unterkleid ablegte und sich nackt vor den Eimer kniete. Sie klatschte sich zwei Hände voll Wasser ins Gesicht und rieb sich die Wangen, dann blinzelte sie und wischte sich die Augen, denn sie hatte Wasser hineinbekommen.
»Du wäschst dich wie ein Kätzchen.«
Erschrocken bemerkte sie, dass er hinter ihr war, und sie bedeckte ihre Brüste mit den Händen. Sie hörte ihn atmen, spürte seinen warmen Körper in ihrem Rücken, seine Hände, die über ihre Schultern strichen und langsam an ihren Armen entlangglitten.
»Weshalb willst du dich vor mir verstecken, Brianna«, murmelte er leise und vorwurfsvoll. »Ich werde dir nichts zuleide tun, aber ich will dich sehen und spüren, denn ich liebe dich.«
Wollte sie ihm widerstehen? Sie sehnte sich nach seinen Berührungen, und zugleich zitterte sie vor Angst. Gar zu oft hatte sie gesehen, was Männer und Frauen miteinander taten, und es war ihr gewaltsam und hässlich erschienen. Die umherziehenden Frauen auf den Märkten, die sich den Händlern und Bauern anboten und dafür Geld nahmen. Die Bauern, die sich im Heu mit ihren Mägden vergnügten und sie grob anfassten, so dass sie schrien. Die Ritter auf den Burgen, die immer wieder versucht hatten, sie gegen ihren Willen zu nehmen. Sie hatte sich in Angus Nähe geborgen fühlen wollen, auch das Herzklopfen und die süße Sehnsucht, wenn er sie zärtlich berührte und
küsste, gefielen ihr. Aber was er nun wollte, davor fürchtete sie sich.
Er streichelte sie mit langsamen,
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