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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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…«
    Jetzt begriff sie, weshalb er sie für tot gehalten hatte, und sie streichelte gerührt seinen Nacken.
    »Es war Sir Ewan, der mein Kleid in den Graben warf, Angus. Er hat mir den Eingang zu dem geheimen Gang gezeigt, durch den ich aus der Burg entkommen bin.«
    »Sir Ewan?«
    Seine Hände, die eben noch voller Hingabe ihren Rücken gestreichelt hatten, hielten jetzt inne, und auf seiner Stirn bildete sich eine tiefe Furche.
    »Ich wollte es zuerst selbst nicht glauben, doch er gab mir diese Kleider und half mir in die Freiheit.«
    Er schwieg, und in seinen Augen glomm für einen Augenblick die Eifersucht auf. Doch die Frage, die ihm auf der Zunge lag, stellte er nicht.
    »Ich vertraue dir, Brianna«, sagte er leise und gepresst. »Allerdings kann ich mir kaum erklären, weshalb Sir Lewis so etwas getan haben könnte. Er ist ein erklärter Anhänger der Engländer und überall dafür bekannt, dass er seine Landsleute noch niemals vor den Besatzern in Schutz nahm.«

    »Ich verstehe es selbst nicht genau, Angus. »Er sagte etwas von einer alten Schuld, die er zahlen würde.«
    Damit konnte Angus nicht viel anfangen. Eigentlich war Sir Lewis nicht der Mann, der sich viel Gedanken um die Rechtmäßigkeit seines Handelns machte. Er verriet Schottland um seiner eigenen Vorteile willen - niemand hatte bisher bemerkt, dass dies sein Gewissen belastete.
    »Sagte er noch mehr?«
    Sie runzelte nachdenklich die Stirn, denn im Grunde hatte Sir Lewis nicht allzu viel geredet. Auch war er nicht gerade freundlich zu ihr gewesen, eher ruppig, wie jemand, der eine lästige Aufgabe erfüllen muss.
    »Er fragte nach meinem Vater«, erinnerte sie sich jetzt. »Nach seinem Namen und ob er ein Schotte war. Und ob meine Mutter in England starb. Aber ich habe keine Ahnung, weshalb er das wissen wollte.«
    Angus hatte jetzt den Kopf auf ihre Schulter geneigt. und sie fühlte seinen kitzelnden Bart an ihrem bloßen Hals. Besonders jetzt, da er leise zu ihr sprach.
    »Ich meine, gehört zu haben, dass Sir Lewis vor Jahren im Heiligen Land gekämpft hat. Vielleicht kannte er deinen Vater?
    »Aber ich weiß nicht einmal, ob mein Vater dort gewesen ist. Und überhaupt: Wie sollte Sir Lewis wissen, wessen Tochter ich bin?«
    Lächelnd hob Angus den Kopf und sah sie an.
    »Es laufen nicht gerade viele Schottinnen herum, die solche Augen haben. Vielleicht kannte er auch deine Mutter?«
    Er wollte ihre Augen küssen, doch sie wehrte sich aufgeregt und schob ihn von sich.
    »Aber … aber weshalb hat er mir dann nichts gesagt?«, ereiferte sie sich. »Er hat sich in große Gefahr
begeben, als er mich befreite, also muss er sich seiner Sache ganz sicher gewesen sein.«
    »Schschscht«, machte er und legte ihr den Finger über die Lippen. »Nicht so laut, wir sollten wachsam bleiben.«
    Einen Augenblick schwiegen sie und lauschten nach unten. Die Haustür knarrte, Schritte waren zu hören, dann war es wieder still. Brianna war viel zu aufgeregt, um länger zu schweigen.
    »Wenn er meinen Vater kennt, dann muss er mir seinen Namen sagen, Angus.«
    »Ja gewiss, kleine Bardin. Wir sollten gleich umkehren und auf Craigton Castle vorsprechen …«
    »Lass die Witze! O mein Gott! Zum ersten Mal in meinem Leben gibt es eine Spur, die zu meinen Eltern führen könnte, und ich darf sie nicht nutzen.«
    Er zog sie wieder dicht an seinen Körper und barg ihren Kopf an seiner Brust. Tröstend strich er ihr über das Haar, und seine Stimme war tief und weich, als er leise zu ihr sprach.
    »Sei nicht traurig, Brianna. Wenn wir erst oben in den Highlands sind, werden wir nach deinen Eltern forschen. Unser Clan ist groß und weit verzweigt - irgendjemand wird etwas gehört haben.«
    Wenn wir jemals dort ankommen, dachte sie, doch sie sprach es nicht aus.
    »Wenn dein Vater Schotte war - weshalb lebte deine Mutter mit dir in England?«, wollte er wissen.
    »Ich weiß es nicht. Ich war noch sehr klein und kann mich nur schwach erinnern. Ich weiß nicht einmal mehr, wie sie starb, es muss für mich so schrecklich gewesen sein, dass mein Gedächtnis es nicht aufbewahren wollte.«
    Ein leises Knacken auf der Leiter unterbrach ihr
Gespräch, und Angus erhob sich misstrauisch, um nach unten zu sehen. Doch es war Kyle, der sich mit erstaunlicher Geschicklichkeit einige Stufen hinaufgezogen hatte, obgleich er nur die Arme und ein Knie dazu benutzen konnte. An seinem verzerrten Gesicht konnte man sehen, welche Schmerzen das Klettern ihm verursachte, wahrscheinlich hatte

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