Herzensstürme - Roman
nicht erwehren, dass Shona an dem kräftigen, jungen Mann, der da in ihr Haus geschneit war, großen Gefallen fand. Zumal Angus außer einer ziemlich mitgenommenen Hose keinerlei Bekleidung trug.
»Ihr werdet müde sein«, schwatzte Shona weiter und machte sich daran, vor dem Rauchfang einige getrocknete Torfsoden aufzustapeln. »Ich werde euch eine Mahlzeit kochen - viel haben wir nicht mehr, aber es wird euch dennoch schmecken. Jain wird euch auf dem Dachboden eine Lagerstätte bereiten -
es sind nur Säcke mit getrocknetem Heidekraut gefüllt, aber die Decken habe ich selbst gewebt, sie halten warm, und weich sind sie auch …«
Auf dem Dachboden, dachte Brianna mit Sorge. Wenn dann die Gewappneten in den Hof einreiten, sitzen wir dort oben in der Falle. Doch sie dankte der Alten freundlich und sah zu, wie sie eifrig das Feuer anfachte und dann einen Topf hervorsuchte, um den Brei zu kochen.
Hinter ihnen schleppte der junge Mann einen Eimer Wasser herbei, es war nicht einfach für ihn, doch er schien stolz darauf zu sein, zu einer Arbeit zu taugen, und er sah mit fast andächtiger Bewunderung an Angus hoch.
»Eines Tages wird ein Mann kommen, der uns von den Engländern befreit«, sagte er. »Braveheart wurde besiegt, aber nicht Schottland. Vielleicht seid Ihr dieser Mann, Connor MacDean.«
»Ich wünschte, ich wäre es«, gab Angus lächelnd zurück, und er nahm Kyle den Eimer aus der Hand. »Aber bisher habe ich nur Misserfolge aufzuweisen.«
»Ihr habt versucht, Braveheart zu befreien - das wissen wir alle«, versicherte Kyle. »Und wir alle haben heimlich gejubelt, als die Gewappneten nach Euch suchten, denn nun wussten wir, dass Ihr ihnen entkommen seid.«
»Was schwatzt du so lange«, fuhr ihn sein Vater an. »Unsere Gäste sind müde, lass sie auf ihr Lager gehen und ausruhen.«
»Verzeiht mir«, stammelte Kyle. »Ich … ich bin so glücklich, Euch gesehen zu haben. Ich bin nur ein Krüppel und werde niemals kämpfen können, doch ich kann Euch dennoch dienstbar sein. Ich werde draußen neben der Mauer wachen, niemand sieht
mich, denn ich bin klein wie ein Kind - aber ich habe Augen wie ein Adler und höre wie ein Luchs.«
Er verzog den Mund zu einem Grinsen und bewegte sich, so eilig er konnte, aus dem Haus. Würde er tatsächlich Wache halten? Oder humpelte er davon, um den Engländern die Nachricht zu überbringen, dass sich Connor MacDean im Haus seines Vaters versteckte?
Der Dachboden war so niedrig, dass Angus nicht einmal in der Mitte aufrecht stehen konnte. Durch die beiden Öffnungen an den Giebelseiten fiel ein wenig Licht hinein, draußen waberten die grauen Nebel. Das Lager war weich, die Decken warm, und der Brei, den die Alte ihnen in einer hölzernen Schale brachte, erschien Brianna ungeheuer schmackhaft. Kein Wunder, sie war völlig ausgehungert, denn seit der harten Brotkruste, die man ihr in den Turm gebracht hatte, hatte sie nichts mehr zu essen bekommen.
»Traust du ihnen?«, raunte sie Angus leise zu, als Shona wieder die Leiter hinabgestiegen war.
»Manchmal ja, dann auch wieder nicht«, gestand er. »Wir sollten ihnen auf keinen Fall Unrecht tun und dennoch auf der Hut sein.«
Er hatte das Dach untersucht und festgestellt, dass die Schilfbündel, mit denen es gedeckt war, mit festen Schnüren gesichert waren, doch wenn er das Messer gebrauchte, würde es möglich sein, eine Lücke zu schaffen. Allerdings nur dann, wenn sie die Verfolger rechtzeitig bemerkten.
Er ging im Raum umher, versuchte, durch die Öffnungen an den Giebelseiten zu sehen, doch der Nebel war zu dicht, man erkannte kaum die niedrige Umfriedung, die das Anwesen einschloss. Schließlich gab
er es auf, ließ sich neben ihr nieder und zog sie an sich.
»Was auch immer geschehen wird, ich will, dass du eines weißt, Brianna«, flüsterte er. »Ich war ein Narr zu glauben, dass ich die Liebe zu dir aus meinem Herzen reißen könnte. Versuchte ich es, ich müsste mir selbst das Herz aus der Brust zerren, denn meine Liebe zu dir ist darin fest verwurzelt. Aber du wirst mich niemals ganz allein für dich haben können, denn so sehr ich dich liebe, Brianna - mein Leben gehört dem Kampf für meine Heimat. Sag mir, ob du dich auf einen Kerl wie mich einlassen willst?«
Er schien sich ihrer Antwort sicher zu sein, denn er zog das Tuch von ihrem Haar und fuhr mit den Händen durch die goldblonde Pracht, als sei sie ein Schatz, der ihm gehörte.
»Hast du immer noch nicht bemerkt, dass ich an deiner Seite für
Weitere Kostenlose Bücher