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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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schulterzuckend. »Dann werde ich Felsen, Erde und Wolken mit den Regentropfen auf meiner Haut spüren. Weißt du, wie viele Weisen mir durch den Kopf gehen? Ich hoffe nur, dass ich keine davon vergessen werde. Ach, wenn ich doch nur eine Leier hätte. Oder die Fiedel, die du mir auf dem Markt gekauft hast.«
    »Ich werde dir alle Instrumente kaufen, die du dir nur wünschen kannst, meine süße Bardin«, entgegnete er lächelnd. »Ich bin sehr glücklich, Brianna, dass du meine Heimat so sehr liebst und sie sogar besingen willst.«
    Kelvin ritt meist schweigsam hinter ihnen her und schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, nur hin und wieder hob er den Kopf, um Briannas begeisterte Reden anzuhören, dann schmunzelte er vor sich hin, zog die buschigen Brauen in die Höhe und seufzte leise. Doch je näher sie ihrem Ziel kamen, desto häufiger richtete er das Wort an Brianna, nannte ihr die Namen der Seen, Hügel und Bäche, und wenn sie einen Hof oder ein Dorf erblickten, wusste er über die Bewohner zu erzählen.
    »Dieses Land ist frei, denn gegen unsere mächtigen Clans haben die englischen Gewappneten keine Chance«, prahlte er. »Sie wagen es nicht einmal, sich
hier in der Gegend blicken zu lassen, weil sie ganz genau wissen, dass wir Highlander ihnen die Schädel einschlagen werden.«
    Glenworth Castle schien mitten in einem See zu liegen, denn man hatte die Anlage auf einer felsigen Halbinsel erbaut, die weit ins Wasser hineinragte. Umgeben von schlanken Fichten und Birken sah man trutzige, zinnenlose Mauern, aus denen ein breiter Wohnturm hervorragte. Die Anlage war nicht groß, der Wohnturm schien niedrig, doch solide gebaut, hölzerne Schindeln deckten sein Dach, weitere Gebäude waren aus der Entfernung nicht zu erkennen.
    »Es ist nicht mit Craigton Castle zu vergleichen«, sagte Angus, der fürchtete, Brianna könne den Wohnsitz seiner Familie ärmlich finden. »Doch es ist an einem sicheren Ort gebaut, denn der See schützt die Burg von drei Seiten. Bis heute ist es keinem Feind gelungen, diese Festung zu erobern.«
    »Ich habe nie eine schönere Burg gesehen.«
    Brianna sagte die Wahrheit, denn in diesem Augenblick versank die Sonnenscheibe hinter einem Hügel, zündete ein Feuerwerk auf seinem felsigen Rücken und übergoss den Himmel mit rosigem Schein. Die kleinen Wellen, die den See bewegten, schienen zu flimmern, als trieben unzählige Bergkristalle in den Fluten, und die Mauern der kleinen Festung waren von hellem, freundlichem Braun.
    Man hatte so spät niemanden mehr erwartet, und so hörten sie die lauten, aufgeregten Rufe der Wächter, während sie über die Landzunge zur Burg hinüberritten. Hastig wurden die Balken gehoben, die die schweren Torflügel von innen verbarrikadierten, dann schoben die Männer das Tor auf, Mägde liefen
ihnen entgegen, die Gesichter voller Freude, einige weinten sogar.
    »Connor ist zurück! Er lebt und ist wohlauf.«
    »Schaut euch das an - er sieht aus wie ein Bauer.«
    »Kelvin ist mit ihm gekommen.«
    »Sagt es der Lady. Jetzt hat die Trauer ein Ende.«
    »Wir werden feiern. He, Weiber - zündet das Küchenfeuer wieder an! Es wird gebraten und gesotten.«
    Niemand kümmerte sich um Brianna, nur einige Mägde streiften sie mit neugierigen Blicken, die allgemeine Aufmerksamkeit galt Angus, der jubelnd von dem Gesinde umringt wurde. Zwei bunt gescheckte Hunde sprangen an ihm hoch, so dass er sich ihrer erwehren musste, ein alter Knecht ergriff seine Hand, um sie zu küssen, und Brianna bemerkte, dass einige der jüngeren Mägde so sehr schluchzten, dass sie kaum ein Wort herausbrachten.
    Auch Kelvin wurde herzlich begrüßt. Eine füllige Dame eilte mit wehendem Gewand aus dem Turmeingang, verlor fast ihre Haube beim raschen Lauf und blieb schwer atmend vor Kelvin stehen.
    »Du … du Herumtreiber.«
    Eine kräftige Ohrfeige war der Willkommensgruß, den Rona ihrem Bruder bereitete. Kelvin hielt der Liebkosung stand, ohne sich auch nur einen Zoll zu bewegen, dann jedoch musste er sich fest auf den Füßen halten, denn Rona warf sich laut aufschluchzend in seine Arme.
    Gelächter erhob sich, man machte Scherze über die beiden, dann jedoch wollte man den eigenen Augen nicht trauen, denn Connor MacDean, der junge Herr, war zu der unbekannten Bäuerin geeilt, um ihr den Steigbügel zu halten.

    »Ich muss mich schämen, dass ihr meiner Braut solch einen schlechten Empfang bietet«, rief er laut. »Dies ist Brianna, die bald neben meiner Mutter eure Herrin

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