Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
sein wird.«
    Brianna spürte die ungläubige Verblüffung des Gesindes, und sie fühlte sich keinesfalls wohl, als sie von ihrem Klepper rutschte. Sie konnte es den Leuten nicht verdenken, denn wie eine Herrin sah sie nicht aus, auch wusste sie sich nicht wie eine solche zu benehmen. Nie zuvor hatte sie Befehle erteilt, im Gegenteil, bis vor kurzer Zeit hatte sie noch Logans Willen erfüllen müssen. Auch war sie auf einer Burg bisher immer nur eine Fremde gewesen, die froh sein musste, wenn sie aufgenommen wurde und ihre Künste zeigen durfte.
    »Geh aufrecht und mit festen Schritten«, flüsterte Angus ihr zu. »Du hattest den Mut, meine Bewacher in nebeligen Moor zu narren - weshalb solltest du jetzt Angst vor meinem Gesinde haben?«
    Es klang vernünftig, doch plötzlich erschienen ihr alle Gefahren, die sie bisher bestanden hatte, weitaus geringer als die misstrauischen, abschätzenden Augen der Leute, von denen sie sich förmlich aufgespießt fühlte. Angus, der ihre Schüchternheit sehr wohl bemerkte, bot ihr seinen Arm und führte sie über den Hof zum Eingang des Wohnturms.
    Dort waren inzwischen einige Verwandte und Getreue seines Vaters zusammengelaufen, dazu ihre Frauen und die Kinder, und auch sie begrüßten die Heimgekehrten. Doch der Empfang war still, glich nicht der jubelnden Freude des Gesindes und Brianna, die recht beklommen zusah, wie Onkel, Freunde, Tanten oder Nichten Angus in ihre Armen zogen, fragte sich, ob vielleicht sie selbst der Grund für diese
Zurückhaltung war. Doch als sie Angus ernstes Gesicht sah, begriff sie, dass es eine andere Erklärung gab.
    »Du bist zurückgekommen, Connor - Gott sei dafür gelobt.«
    »Wir wissen, dass dich keine Schuld trifft.«
    »Sie alle gingen aus freiem Willen mit dir.«
    »Sag uns, ob es noch Hoffnung gibt.«
    Jetzt fiel Brianna wieder das Gespräch ein, das sie damals belauscht hatte, und sie begriff, dass Angus vor Wochen gemeinsam mit vier jungen Burschen losgeritten war, um seinen ehrgeizigen Plan, Braveheart aus dem Kerker zu befreien, in die Tat umzusetzen. Die vier waren Freunde gewesen, Verwandte vielleicht, gewiss im gleichen Alter wie er und gemeinsam mit ihm hier auf der Burg aufgewachsen. Doch außer Angus war keiner von der gefährlichen Unternehmung zurückgekehrt.
    »Ich konnte ihnen nicht helfen«, sagte Angus dumpf. »Solange ich lebe, werde ich nie von dieser Schuld frei werden, denn ich war es, der sie für diese Sache begeisterte und der sie ins Verderben führte. Wir sind verraten worden.«
    »Verraten? Von wem?«
    »Ich weiß es nicht. Lasst mich zuerst meine Eltern begrüßen - danach will ich euch alles getreulich berichten.«
    »Der Laird ist nicht auf der Burg, Connor. Nur deine Mutter ist hier, sie erwartet dich oben.«
    »Und Gordon?«
    »Gordon? Wir hofften, er käme mit dir.«
    Auch dieses Mal fragte niemand nach Brianna, viel zu sehr war man mit den eigenen Sorgen beschäftigt, man ließ sie vorübergehen und schien sie nicht einmal
zu bemerken. Sie störte sich nicht daran, war sogar froh darüber, denn angesichts des Kummers der Eltern und Geschwister kam sie sich wie ein ungebetener Eindringling vor. Tiefes Mitleid hatte sie erfasst, nicht zuletzt auch mit Angus, der so schwer unter dieser Last litt, und zum ersten Mal fragte sie sich, ob Schottlands Freiheit eigentlich diese Opfer wert war.
    Ahnte Angus ihre Gedanken? Als sie hinter ihm die Treppe zum ersten Stockwerk des Turmes emporstieg, verlangsamte er seinen Schritt und wandte sich dann zu ihr um.
    »Brianna«, sagte er leise. »Sag mir noch einmal, ob du zu mir stehen und meine Frau werden willst. Unser Glück kann kurz sein - für mich ist es leicht, denn der Tod nimmt allen Kummer. Du aber wirst leben und sollst nicht um mich weinen.«
    Jetzt musste sie trotz seiner Ernsthaftigkeit lächeln, denn bisher hatte er nicht einmal gefragt, ob sie überhaupt bereit war seine Frau zu werden. Der Herr Ritter hatte es einfach vorausgesetzt.
    »Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht zu dir stünde«, gab sie ruhig zurück. »Und ich habe auch nicht vor, um dich zu weinen. Weil ich an deiner Seite kämpfen und dich beschützen werde.«
    Er lachte befreit auf und zog sie für einen kurzen Moment in seine Arme.
    »Mein süße, verrückte Gefährtin. Nie hat ein Mann eine bessere Braut gefunden.«
    Eine halbbogenförmige Pforte verschloss das Wohngemach der Familie des Burgherrn, und Briannas Herz begann unruhig zu klopfen, als sie das schwere, dunkle Eichenholz

Weitere Kostenlose Bücher