Herzensstürme - Roman
Stolz auf seinen Bruder. »Vielleicht wollte er einen Verfolger narren, oder er hat eine Botschaft überbracht. Er wird Glenworth Castle gewiss vor uns erreichen - du wirst Gordon lieben Brianna, genau wie ich es tue.«
»Sieht er dir ähnlich?«
»Ein wenig«, lachte Connor vergnügt. »Lass dich überraschen. Es ist schade, dass du keine Schwester hast, denn ich würde Connor eine Frau wie dich von Herzen wünschen. Aber auch so werden wir fest zusammenhalten, denn Gordon kämpft den gleichen Kampf wie wir alle.«
»Er muss ein gefährlicher Kämpfer sein«, meinte Brianna nachdenklich. »Sir Lewis hat mich vor ihm gewarnt.«
»Sir Lewis?«, staunte Angus.
»Ja, er sagte, ich sollte mich fern von Gordon halten.«
Angus begann nun eifrig von Gordons Taten zu berichten, von ihren ersten gemeinsamen Jagdausflügen als sie beide noch Knaben waren bis hin zu
wagemutigen Scharmützeln mit den englischen Besatzern. Gordon sei ehrgeizig und oft allzu rasch, es fehle ihm die Kampferfahrung, denn er sei vor acht Jahren noch zu jung gewesen, um an der Schlacht bei Stirling Bridge teilzunehmen. Auch bei Falkirk sei er nicht dabei gewesen, das sei gewiss gut so gewesen, denn so mancher Schotte habe dort sein Leben gelassen. Dann erklärte er umständlich, weshalb er Gordon auf keinen Fall mit nach London hatte nehmen wollen und wie enttäuscht sein Bruder über diese Entscheidung gewesen war. Brianna hörte aufmerksam zu, doch es entging ihr nicht, dass Kelvin zerstreut erschien und immer wieder den hölzernen Löffel auf den Tisch hin- und herschob.
»Es ist Zeit, zur Ruhe zu gehen«, sagte der Abt zu Brianna.« Ich werde dich zu deiner Schlafkammer geleiten, meine Tochter.«
Ahnungslos wie sie war, hatte sie geglaubt, die Nacht an Angus Seite verbringen zu dürfen, jetzt wurde sie darüber belehrt, dass man für sie ein Lager in einem der kleinen Nebengebäude bereitet hatte, gleich neben den Säcken mit Gerste und Hafer würde sie gewiss ruhigen Schlaf finden.
»Wir Klosterbrüder beten um Mitternacht und dann noch einmal gegen vier Uhr am Morgen, meine Tochter. Lass dich nicht von der Glocke oder von unseren Gesängen stören. Wenn du aber das Bedürfnis empfindest, den Herrn zu loben und ihm zu dienen, dann steht es dir frei, an unserem Gotteslob teilzuhaben. Der Herr segne dich für diese Nacht und für alle Tage und Nächte, die kommen werden.«
Er meinte es wirklich gut mit ihr, der krumme Alte, und sein Angebot war großherzig, denn es war nicht üblich, eine Fremde an den Andachten teilnehmen zu
lassen. Brianna dankte ihm freundlich und wünschte ihren Begleitern eine gute Nacht. Angus sah sie mit einem langen Blick voller Sehnsucht scheiden, Kelvin nickte ihr kurz zu, dann starrte er wieder auf die hölzerne Tafel und hüllte sich in betretenes Schweigen.
Der Schlafplatz war mit Sorgfalt vorbereitet, ein Strohsack und einige Plaids lagen bereit, und sie erinnerte sich für einen Augenblick an die vergangene Nacht, da man den falschen Freunden nur mit knapper Not entkommen war. Wie schwer war es doch oft, Freund und Verräter voneinander zu unterscheiden!
Nur Kyle, der arme Krüppel, war ehrlich zu ihnen gewesen, Jain und Shona hatten sie schamlos belogen, vermutlich war Jain ins nächste Dorf gerannt, kaum dass sie und Angus oben auf dem Dachboden waren. Ob seine Tochter tatsächlich gestorben war? Vielleicht weilte sie in Samt und Seide auf Craigton Castle als die Geliebte eines Ritters? Dann brauchte sie ihre alten Gewänder allerdings nicht mehr. Bekümmert grübelte Brianna darüber nach, ob Jain den Sohn vielleicht gar selbst zum Krüppel geschlagen hatte - das wäre eine Erklärung dafür, dass gerade der arme Kyle zu ihrem Retter geworden war. Sie hatten nicht einmal die Zeit gehabt, ihm zu danken! Aber vielleicht würde die Genugtuung, die Pläne seines Vaters durchkreuzt und Connor MacDean gerettet zu haben, dem armen Burschen ja Lohn genug gewesen sein.
Sie legte ihr Oberkleid ab, kroch auf das Lager und deckte sich zu. Wohlig streckte sie sich auf dem Strohsack aus, es war bequem und warm, eigentlich fehlte es ihr an nichts, und doch fühlte sie sich unglücklich. In der vergangenen Nacht hatte Angus sein
Plaid für sie unter einem Baum ausgebreitet, er selbst hatte sich einige Schritte von ihr entfernt auf den Boden gesetzt, um Wache zu halten.
»Weshalb legst du dich nicht neben mich? Es ist genügend Platz auf dem Plaid.«
Er hatte ein leises, unwilliges Knurren von sich
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