Herzensstürme - Roman
waschen.«
»Das ist eine gute Idee«, gab Brianna so höflich wie möglich zurück, obgleich der Zorn über diese hochnäsige Person heftig in ihr aufstieg. »Wir sind tagelang nicht vom Pferd heruntergekommen.«
»Ach wirklich? Nun, du hast ja zwei wackere Begleiter gehabt, die dich gewiss in den Nächten beschützten.«
Brianna schwieg, um nichts Falsches zu sagen, denn sie wollte die Gastfreundschaft der Burgherrin nicht mit Streit belohnen. Aber länger als eine Nacht würde sie in diesem Gemach ganz sicher nicht zubringen.
Eine Magd trug einen Eimer mit Wasser herein und stellte ihn in der Ecke gleich neben dem Eingang auf die hölzernen Dielen. Dann verbeugte sie sich tief vor Brianna und lief wieder hinaus.
»Richtig, das hätte ich fast vergessen«, rief Moira mit falschem Lächeln. »Wie man hört, wirst du ja bald unsere Herrin sein. Connor MacDean hat dich zu seiner Braut erwählt - ich wünsche euch beiden Glück.«
»Ich danke - doch noch ist es nicht so weit«, erwiderte Brianna kühl und wollte nach dem Gewand greifen, das Moira für sie auf ihr Bett gelegt hatte. Doch die laute, kreischende Stimme der Alten ließ sie zusammenzucken.
«Wer hat sie zu seiner Braut genommen?«
»Der älteste Sohn des Burgherrn - Connor MacDean, Mutter.«
»Connor?«, rief die Alte. »Der hat doch schon so manche Braut gehabt - aber keine hat er geheiratet.«
Moira lächelte süßlich und reichte der völlig erstarrten Brianna ein Paar ausgelatschte Lederschuhe.
»Nein, Mutter. Connor hat noch nie eine Braut gehabt. Vielleicht hatte er eine kleine Liebschaft - aber keine Braut.«
Hinter einer Truhe kam jetzt ein Mädchen hervor, das dort auf einem Schemel gesessen hatte, durch den aufgeklappten Truhendeckel vor Briannas Blick verborgen. Sie glich der kleinen Jodie, auch sie hatte lockiges rotes Haar und zahlreiche Sommersprossen, doch ihr Gesicht war rundlich genau wie die Arme, die aus den weiten Ärmeln hervorsahen.
»Er kann sie gar nicht heiraten, Mama«, jammerte die Kleine. »Weil du doch versprochen hast, dass Connor eines Tages mein Bräutigam sein wird. Das hat auch Gordon gesagt …«
»Halt den Mund, Bonnie! Bereite lieber ein Lager für unseren Gast. Jodie - hilf Connors Braut beim Waschen und Ankleiden.«
Bonnie jedoch begann lauthals zu heulen und flüchtete
sich zur Großmutter auf das breite Familienbett, um unter eine der Decken zu kriechen. Doch nun begann auch die Alte zu lamentieren, denn sie fürchtete, eine der warmen Decken würde ihr entzogen, und Moira musste energisch eingreifen, um für Ruhe zu sorgen.
»Die Burgherrin hat es befohlen, Mutter. Gib das Polster her. Und auch die Decke.«
»Nein! Ich brauche das alles, denn ich friere Tag und Nacht.«
»Willst du, dass Caja zornig auf uns wird? Dann kann sie uns nach unten in die Vorburg verbannen, wo die Schweine und Hühner herumlaufen und der kalte Wind durch die Bretterwände der Häuser fegt.«
Die Alte krallte sich jedoch eigensinnig an ihre geliebten Polster und als Moira ihr endlich Kissen und Decke entrissen hatte, kreischte sie noch eine ganze Weile, man wolle sie verkommen lassen.
»Hab ich’s nicht gesagt?«, flüsterte Jodie Brianna zu. »Es ist nicht auszuhalten mit der alten Krähe. Das ganze Bett will sie für sich allein haben, so als sei sie eine Königin.«
Während Brianna sich wusch und ankleidete, warf Moira nun eigenhändig Polster und Decken in eine Ecke unter das Fenstersims, schob alles mit dem Fuß zurecht und stellte großmütig ein Talglicht neben die Bettstatt.
»Willst du noch essen?«
Brianna hätte von dieser boshaften Ziege keinen Bissen Brot genommen, doch rechtzeitig fiel ihr ein, dass es nicht Moira war, die die Mahlzeit spendete, sondern die Burgherrin.
»Gern. Ich bin hungrig.«
Das Gewand stammte vermutlich aus jenen Tagen,
da Moiras Körperumfang noch wesentlich geringer gewesen war - dennoch war es der schlanken Brianna viel zu weit. Doch immerhin war der Stoff warm und schön gewebt, er fiel in weichen Falten bis zum Boden hinab, und auch das bunte Karomuster stand Brianna gut zu Gesicht. Missmutig schielte Moira zu der Fremden hinüber, die in ihrem alten Gewand so viel hübscher aussah, als sie selbst in ihrem neu gewebten und mit bestickten Borten verzierten Kleid.
»Du bist gewiss von hohem Adel«, fragte sie spitz. »Bist du vielleicht gar eine Engländerin?«
»Nein.«
Eine junge Magd brachte eine Schale Gerstenbrei, dazu Gemüse, Hühnerfleisch, Honigküchlein und in
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