Herzensstürme - Roman
meinem Vater überlassen und sich nicht einmischen. Ich glaube, dass du ihr gefällst.«
Sie nickte, um ihn nicht zu kränken, doch insgeheim war sie anderer Ansicht. Vielleicht meinte Caja tatsächlich, dass sie ein nettes Mädchen sei, vielleicht fand sie sie sogar hübsch, freundlich, höflich, bescheiden … Eine kleine Liebelei mit Connor würde Caja der schwarzäugigen Bardin möglicherweise gönnen - mehr aber nicht.
»Mach dir keine unnötigen Gedanken - überlass das alles mir. Komm, ich will dir einen anderen Ort zeigen. Du wirst staunen, meine süße Braut.«
Er lenkte sein Pferd an der Mauer entlang, bis ihr Verlauf im rechten Winkel abbog, dann trabten sie einem schmalen Pfad folgend durch das Tal. Zu beiden Seiten waren die Hügel mit lichten Wäldern bewachsen,
die im Morgenlicht rot und golden glänzten wie ein kostbar gewebter Brokatstoff.
»Wie gefällt dir der Teppich, den wir für dich ausgelegt haben?«, rief er übermütig und machte eine weit ausholende Armbewegung. Der Herbst hat seine besten Farben für dich aufbewahrt, damit ich heute vor dir glänzen kann.«
»Ich sah nie Schöneres, Connor. Und - seltsam - ich glaube, es irgendwann schon einmal in einem Traum gesehen zu haben.«
»Das ist ein gutes Zeichen«, jubelte er. »Träume deuten oft auf Wahres hin.«
Sie schwieg, denn sie hatte ihm nichts von ihrem Albtraum erzählt. Wozu auch sollte sie ihn mit ihren dummen Ängsten beunruhigen? Er hatte seine eigenen Sorge, und die waren nicht gering. Sie wollte zu seinem Glück beitragen, wie auch immer das aussehen würde - als seine Freundin und Gefährtin, seine Geliebte und vielleicht auch als seine Ehefrau.
Ein Bachlauf begleitete jetzt ihren Weg durch das Tal, ein wildes Gewässer, das sein Bett tief in den Grasboden eingegraben hatte. Hin und wieder unterbrach graues Felsgestein seinen Lauf, dann strömte das Wasser in schäumenden Kaskaden über das Hindernis hinweg, und die zerrissenen Ufer zeigten, dass der Bach im Frühjahr solche Gewalt hatte, dass breite Schollen aus dem Gras herausgerissen wurden.
»Früher haben wir hier im Wasser gestanden, um Fische und Krebse zu fangen«, berichtete Connor. »Einmal wurde Gordon von der Strömung mitgerissen, und ich hatte Mühe, ihn wieder herauszufischen. Danach war er schrecklich wütend auf mich.«
»Weshalb denn? Du hast ihm vielleicht das Leben gerettet.«
»Keine Ahnung. Gordon kann manchmal kindisch sein.«
Er erzählte es leichten Herzens und lachte ein wenig darüber, dass sein Bruder solche Launen hatte. Brianna konnte sich keinen Reim darauf machen. Vielleicht kannte Connor seinen Bruder doch nicht so gut, wie er glaubte?
Jetzt erblickte sie weit in der Ferne eine hell schimmernde Fläche, die sich beim Näherreiten bläulich wie der Himmel färbte. Ein See lag vor ihnen, dehnte sich bald endlos bis zum Horizont, windgebeugte Kiefern und herbstrotes Gebüsch wuchsen an seinen Ufern, graue Felsen ragten aus dem sandigen Uferstrand hervor. Weiter draußen erblickte man eine kleine Insel, ganz und gar von dunkelgrünen Fichten und Kiefern bewachsen, aus denen ein runder Turm hervorragte, der wohl einmal zu einer Burganlage gehört hatte.
»Dort gibt es noch ein paar alte Mauern«, erzählte Connor und wies mit der Hand auf die Insel. »Die Burg wurde schon zu Zeiten meiner Großeltern aufgegeben, es gibt hier zu wenige Weiden für das Vieh, also zog man fort und ließ die Anlage verfallen.«
Sie ritten bis zum Seeufer, wo die Wellen sacht auf den Sand schwappten, doch als Brianna absteigen wollte, schüttelte Connor den Kopf.
»Nicht hier. Wir reiten zur Insel hinüber. Das Wasser geht den Pferden höchstens bis zum Bauch.«
»Aber unsere Gewänder werden nass.«
»Dann sollten wir sie besser ausziehen, zusammenrollen und am Sattel festbinden.«
»Du willst doch nicht, dass ich nackt dort hinüberreite?«
Seine Augen blitzten, doch er zuckte lächelnd die Schultern.
»Du kannst dein Hemd anbehalten, wenn du dich schämst.«
»Das werde ich auf jeden Fall!«
»Aber dieses bezaubernde Kleid, das Moira trug, als ich noch ein Knabe war, solltest du wirklich nicht dem Seewasser aussetzen.«
»Na schön.«
Sie zog sich das Kleid über den Kopf, rollte es zusammen, wie er empfohlen hatte, zog auch die Schuhe aus und war dann etwas ratlos, wie sie das Kleiderbündel am Sattel befestigen sollte.
»Gib es mir.«
Connor hatte Plaid, Reiterkleid und Stiefel abgelegt, er trug jetzt nur noch die Hosen, die sich eng an
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