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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Essig eingelegte Zwiebelchen. Bonnie riss die Augen auf und starrte gierig auf die Speisen.
    »Mama schau«, zischte sie neidisch. »Sie haben ihr Honigküchlein aus Nüssen gebracht. Wieso bekommt sie diese leckeren Sachen, obwohl sie doch solch ein hässliches Bauernkleid anhatte?«
    »Sei still, Bonnie. Brianna ist eine englische Gräfin und verdient noch weit köstlichere Dinge. Morgen wird sie in Samt und Seide einhergehen, wenn erst ihr Gefolge eingetroffen ist.«
    »Eine Hexe ist sie«, rief die Alte. »Sie hat schwarze Augen wie der Teufel. Heute Nacht wird sie unsere Seelen holen.«
    Die Stimme der alten Frau glich jetzt tatsächlich dem Krächzen einer Krähe, denn sie hatte sich heiser geschrien.
    Brianna hatte sich mit ihrem Abendessen auf ihr Lager verzogen, und sie war fest entschlossen, keinen einzigen Krümel übrig zu lassen. Sie hatte schon häufig die Bosheiten anderer Frauen kennengelernt,
doch die waren Bäuerinnen oder neidische Bardinnen gewesen. Ein paar kräftige Scheltworte und im Notfall eine Ohrfeige hatten da immer geholfen. Diese aber waren Leute, die auf einer Burg lebten, Damen in schönen Gewändern, die kostbare Teppiche zu sticken wussten. Man sagte von ihnen, dass sie Bücher lesen konnten und die höfische Minne verstünden. Doch sie waren nichts als missgünstige, boshafte Nattern.
    Als sie fertig war, schob sie die Schüsseln und Teller zusammen, legte sich auf ihr Lager und löschte das Talglicht aus. Sie hörte Moira und die Töchter miteinander flüstern, die alte Frau schnarchte vernehmlich, dann kroch etwas leise über den Fußboden bis zu ihrem Lager.
    »Darf ich bei dir schlafen? Bonnie tritt mich immer, und die Großmutter hat alle Decken an sich gerafft.«
    Brianna seufzte, doch sie rückte beiseite und ließ Jodie neben sich liegen. Die Kleine kuschelte sich ohne Scheu an ihren Rücken, grunzte zufrieden und kicherte dann.
    »Mama ärgert sich so schrecklich, weil sie immer wollte, dass Bonnie einmal Connors Frau wird. Aber Bonnie hätte Connor sowieso nicht bekommen - sie ist ihm zu dick und zu hässlich. Du bist viel, viel hübscher, Brianna. Bist du wirklich eine englische Fürstin?«
    Brianna gab keine Antwort, und gleich darauf spürte sie den gleichmäßigen Atemhauch der schlafenden Kleinen in ihrem Nacken.

Kapitel 19
    Der folgende Morgen wischte allen Ärger hinweg. Gleißend blitzte die Frühsonne durch die Ritzen der Fensterläden, und Brianna hatte es eilig, von ihrem Lager aufzustehen, denn es war so stickig in dem Gemach, dass sie meinte, kaum noch atmen zu können. Gleich darauf schob eine Magd den Vorhang beiseite und blinzelte in den dämmrigen Raum hinein.
    »Lady Brianna«, flüsterte sie. »Der junge Herr hat mich geschickt. Er erwartet Euch unten im Hof.«
    »Ich komme.«
    Auch Jodie war erwacht, sie räkelte sich auf dem Lager, setzte sich dann auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Dann lief sie rasch zum Bett hinüber und schlüpfte hinein.
    »Wo bist du gewesen?«, zischte Moira ihre jüngere Tochter an. »Doch nicht etwa bei dieser … »
    Weiter hörte Brianna nichts mehr. Sie eilte mit gerafftem Kleid die Treppen hinunter, rannte einen Knecht fast um, der zwei gefüllte Krüge hinauftrug, und lief aus dem düsteren Turm hinaus in die helle Morgensonne.
    »Wir haben es gut getroffen«, hörte sie eine fröhliche Stimme. »Der Himmel ist klar und blau - du wirst heute keine Zauberlandschaften in den Wolken erträumen, sondern nur das sehen, was ich dir zeigen werde.«
    Sie blinzelte in die Sonnenstrahlen und konnte es kaum fassen. War das Angus, der Mann, den sie damals
am Bach gefunden hatte? Der sich als Barde verkleidet hatte und dann an ihrer Seite bis hierher geritten war?
    »Du … du hast dich vollkommen verändert«, stammelte sie.
    Er zupfte an seinem Reiterkleid herum, rückte das Plaid zurecht, das er über der linken Schulter befestigt hatte, und tat, als wisse er nicht, wovon sie sprach.
    »Ich hoffe, ich gefalle dir auch ohne diesen struppigen Bart.«
    Etwas beklommen wurde ihm nun schon, denn sie schritt langsam und zögernd auf ihn zu, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Sie stellte sich vor ihm auf, sah ihn eingehend an und hob dann vorsichtig die Hand, um seine Wange zu berühren. Er bewegte sich nicht, ließ zu, dass ihre Finger tastend über seine Wangen strichen, dann sein Kinn untersuchten und schließlich die Form seiner Lippen nachzogen. Dann erst umfasste er ihr Handgelenk und küsste die Innenfläche ihrer

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