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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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leblosen Augen an.
    „Wow! Das klingt ja nach einer Hammerparty.“
    Müde winkte Sutekh ab. „Ich will, dass du die Augen und Ohren aufsperrst und mir, wenn du wieder hier bist, haarklein alles erzählst, was du in Osiris’ Haus erlebt und beobachtet hast.“
    Malthus war versucht zu fragen, ob er auch Fotos machen solle, hielt aber lieber den Mund. Sutekhs Sinn für Humor war überschaubar. Stattdessen fragte er: „Da du von meiner Rückkehr sprichst – Bist du denn überzeugt, dass er mich am Leben lässt?“
    Es gab nur wenig, was dem Leben eines Seelensammlers ein Ende bereiten konnte. Sutekh selbst konnte einen Seelensammler töten. Bestimmte Feuerseen konnten den Reapern gefährlich werden, aber auch Ammut, eine alte Freundin von Osiris, verfügte über die nötige Macht. Ammut, die Fresserin, war ein scheußliches Ungeheuer mit dem Kopf eines Krokodils, dem Vorderleib eines Leoparden und Hinterteileines Nilpferds. Wie Sutekh ernährte auch sie sich von sündhaften Seelen.
    „Dir wird nichts geschehen.“ Anmutig schritt Sutekh über den glatten Marmorboden und nahm auf seinem mit goldenen Einlegearbeiten verzierten Thron Platz. „Osiris weiß, dass meine Rache verheerend sein würde, wenn dir etwas zustieße.“
    Äußerst tröstlich, dachte Malthus. Es ist zwar nicht sicher, ob ich ungeschoren davonkomme, aber wenigstens ist er sicher, dass die Vergeltung standesgemäß sein würde. Ärgerlich fragte Malthus sich, was Sutekh denn bisher unternommen hatte, um seinen jüngsten Sohn zu rächen. Er musste ein weiteres Mal sein loses Mundwerk zügeln. Denn für Kritik war sein Vater ebenso unempfänglich wie für Humor.
    Ah, da war er wieder, der Tick, den Sutekh hatte, ein fast unmerkliches Zucken des rechten Unterlids, das nur jemandem auffiel, der ihn so lange kannte wie seine Söhne. Sutekh schien nervös zu sein. Als hätte er Malthus’ Gedanken erraten, zumindest teilweise …
    Malthus bediente sich von dem türkischen Honiggebäck, das immer für ihn und seine Brüder bereitstand und das Sutekh aus der Oberwelt besorgen ließ. Hätten sie von den Speisen der Unterwelt gegessen, wären sie für immer dort gefangen gewesen und hätten nicht mehr heraufgekonnt. Alle Brüder brauchten ihr tägliches Quantum Zucker. Aber während die anderen drei ihre Vorlieben hatten – bei Dagan waren es die Kinderlollis, bei Alastor Toffee, und Lokan hatte am liebsten Kronsbeeren gemocht –, war Malthus weniger wählerisch.
    Während er kaute, musterte Sutekh ihn mit finsterer Miene. Malthus hatte es sich schon lange abgewöhnt, sich von diesem bohrenden Blick verunsichern zu lassen, und aß mit Genuss, während er nachdachte. Er kam zu dem Schluss, dass er den Auftrag, den er erhalten hatte, genauso erfüllenwürde, wie Sutekh es erwartete. Er würde es zwar nicht aus Ergebenheit tun, aber weil er seinen Plänen nutzen konnte.
    Für die Machtspiele seines Vaters interessierte er sich schon seit zwei Jahrhunderten nicht mehr. Das hieß nicht, dass nicht auch Malthus seine Komplotte schmiedete. In denen ging es allerdings nicht um Macht, sondern ausschließlich ums Vergnügen. Er brauchte Unterhaltung. Jeder langweilige Tag war für ihn ein verlorener Tag.
    Überhaupt hatte nur einer der vier Brüder einen Sinn für Sutekhs Politik, ihre Intrigen und Winkelzüge, und das war Lokan gewesen. Lokan hatte dieses Betätigungsfeld faszinierend gefunden. Und die anderen drei hatten ihm dieses Feld nur allzu gern überlassen.
    Allein weil Lokan ermordet worden war, nahm Malthus die Mission bei Osiris an. Es war unbegreiflich, dass niemand, nicht einmal der allmächtige Sutekh selbst, sagen konnte, was da geschehen und wer dafür verantwortlich war. Da Osiris sowie dessen Schwester und Gemahlin Isis für Malthus zu den Hauptverdächtigen gehörten, erhoffte er sich von dem Aufenthalt an Osiris’ Hof ein paar Aufschlüsse. Die erste Chance, zu Osiris zu gelangen, hatte Dagan ihm ja verbaut. Dabei war Malthus schon auf dem Weg zur Waage der Wahrheit-Gerechtigkeit gewesen. Diese zweite Chance wollte er sich nicht entgehen lassen.
    „Was für Informationen versprichst du dir denn davon?“, fragte er Sutekh in der vagen Hoffnung, etwas über dessen Beweggründe zu erfahren.
    Sutekh dachte jedoch gar nicht daran, etwas durchblicken zu lassen. Wie üblich. „Osiris wird gar nicht da sein, wenn du da bist.“
    Natürlich nicht. Sutekh hatte eine Art Gipfelkonferenz einberufen, die auf neutralem Boden am Ufer des Styx stattfinden

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