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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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sollte. Sämtliche Fürsten der Unterwelt waren eingeladen, selbstverständlich auch Osiris. Nachdenklich warfMalthus einen Blick hinaus in den Garten und sah dort Gahiji, der die Hände hinter dem Rücken verschränkt am Teich stand und ins Wasser starrte. Wo Sutekh auftauchte, war sein Schatten nicht fern. Malthus kam eine Idee.
    „Schick doch Gahiji“, schlug er vor. Es war kein ernst gemeinter Vorschlag, aber Malthus registrierte zufrieden, dass Gahiji kurz zusammenzuckte. Er hatte also aufmerksam zugehört. Und Gahijis Erschrecken war höchst aufschlussreich. Hatte Gahiji womöglich einen triftigen Grund, aus dem er Sutekh unbedingt auf das Treffen begleiten wollte? Konnte es etwas mit seinem ungestümen Auftritt in Toronto zu tun haben, als er wie ein Berserker auf Roxy Tam losgegangen war?
    „Ich brauche Gahiji an meiner Seite. Er ist meine rechte Hand“, entgegnete Sutekh kurz angebunden.
    Malthus fühlte Bitterkeit und Wut in sich aufsteigen. „Lokan war deine rechte Hand.“ Er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen. Auch wenn die Andeutung dahinter ziemlich unverhohlen war. Abwegig war es hingegen nicht: Konnte es nicht sein, dass Gahiji es satt gehabt hatte, immer die zweite Geige zu spielen und hinter Lokan zurücktreten zu müs sen?
    Wieder sah Sutekh Malthus mit seinen merkwürdig toten Augen an. „Du tust, was ich gesagt habe.“
    „Aber sicher.“
    Je länger er darüber nachdachte, umso lieber wollte Malthus in Osiris’ Abwesenheit an dessen Hof gelangen. Er würde Gelegenheit haben, sich einigermaßen ungestört bei einzelnen Mitgliedern des Hofstaats umzuhören, bei den beiden Töchtern des Osiris, seinen Nebenfrauen und Konkubinen, den Sklaven und wer immer dort noch anzutreffen war. Malthus war sicher, dass er in Osiris’ Umfeld etwas über Lokans Schicksal herausfinden würde. Und die Zeit drängte. Denn im Gegensatz zu Dagan und Alastor war ernicht so optimistisch, davon auszugehen, dass es ihnen gelang, den ermordeten Bruder zurückzuholen. Je länger seine Seele, sein Ba, der Speiseopfer entbehrte, desto schwächer wurde sie. Bis zu einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr geben würde.
    Außerdem war noch nicht ausgemacht, was es kosten würde, Lokan wiederzuerwecken. Wie viele unschuldige Seelen mussten dafür herhalten? Malthus wusste es nicht. Er war auch nicht der Richtige dafür, sich mit der theoretischen Seite des Problems auseinanderzusetzen. Das war eher Alastors Part. Denn er hatte zu den verschiedenen Dämonen den besten Draht, ohne deren Kräfte sie ihren Plan sicher nicht durchführen konnten.
    „Also schön“, meinte Malthus leichthin, „gehe ich zu Osiris. Wen schickt er denn im Gegenzug als Geisel? Isis?“
    Sutekh warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Isis hat ihr eigenes Reich in der Unterwelt und wird selbstredend an dem Treffen persönlich teilnehmen.“
    Malthus zuckte die Schultern. „Meinetwegen. Wen denn dann?“
    „Am mut.“
    Malthus war erstaunt. Er hatte damit gerechnet, dass Osiris Ammut als Wachhund einsetzen würde, solange er sich auf seinem Terrain befand. „Ammut kommt hierher?“
    „Nein. Du weißt, wie es funktioniert.“
    Natürlich wusste Malthus das. Er hatte sich nur noch einmal vergewissern wollen. Bei Treffen in engerem Kreis oder solchen geringerer Bedeutung wurden einfach Geiseln ausgetauscht. Sie waren so etwas wie die Lebensversicherung der Verhandlungspartner. Stieß dem einen oder anderen Teilnehmer des Meetings etwas zu, konnte man sich aufseiten des Geschädigten an der Geisel schadlos halten. Bei Gipfeltreffen gab es eine Art Ringtausch. Die Geisel des A ging an den Hof B, die des B an den Hof C und so weiter. Das barg jedoch ein gewisses Risiko. Denn sobald einer der unberechenbaren und in der Regel blutrünstigen Fürsten der Unterwelt aus der Reihe tanzte und einem Kongressteilnehmer oder einer Geisel etwas geschah, konnte es einen totalen Krieg auslösen, und der sechstausendjährige Waffenstillstand fände ein abruptes Ende.
    Malthus hatte nun zumindest die Bestätigung dafür, dass Sutekh etwas Großes vorhatte. „Und wer kommt dann als Geisel zu uns?“
    „Hades schickt uns Persephone.“
    Malthus stieß einen leisen Pfiff aus. Das war ein echter Vertrauensbeweis. Damit hatte Hades ein klares Zeichen gesetzt. Er und Sutekh mussten sich abgesprochen haben. Kein dummer Schachzug. Denn auch wenn einige der Unterweltgötter vielleicht fürchteten, Sutekh wolle das Treffen zum Vorwand nehmen, um den getöteten Sohn

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