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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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und nichts getan. Und deshalb musste sie weitere vier Tage und vier Nächte diese mörderischen Qualen erleiden. Dabei wusste ich in meinem tiefsten Innern doch, dass sie sterben würde. Ich bin zu schwach gewesen. Diese vier Tage belasten mich immer noch.“
    Roxy fing mit der Zungenspitze die Tränen auf, die ihr die Nase entlang in die Mundwinkel liefen. So quälend es immer noch für sie war, es war immer noch nicht alles gesagt. Dagan schien es zu spüren, denn er schwieg geduldig und wartete auf das Ende ihrer Erzählung.
    „Wie gesagt, vier Tage hat es gedauert. Dann hatte ich endlich den Mut gefunden. An dem Morgen bin ich in ihr Zimmer gegangen, als sie noch geschlafen hat, und habe ihr das Kissen aufs Gesicht gedrückt. Sie hat sich nicht einmal bewegt. In der ganzen Zeit, in der ich sie erstickt habe, hat sie nicht einmal gezuckt. Als es zu Ende war, habe ich das Kissen wütend in eine Ecke geworfen und geheult wie nie wieder in meinem Leben. Ich hatte das Gefühl, mir würde schlecht. Wenig später ist eine Krankenschwester hereingekommen, hat mir eine Hand auf die Schulter gelegt und hat gesagt, dass Rhianna eine Viertelstunde, bevor ich gekommen war, gestorben sei. Die Sache mit dem Kissen hatte sie gar nicht mitbekommen.“ Roxy verstummte. Ihr Atem ging schwer. „Am Ende war ich wieder allein. Das wäre so oder sodabei herausgekommen. Nur dass ich mir jetzt sagen muss, dass ich einem Menschen, der mich geliebt und sich auf mich verlassen hat, im Stich gelassen habe.“
    Dagan begann zu begreifen. In jener Nacht in der Fabrik in Chicago hatte er den Anhänger bei ihr gesehen und sie vor den Isistöchtern gewarnt. Er hatte ihr geraten, sich von ihnen fernzuhalten, und ihr prophezeit, dass die Isis-Jüngerinnen sie nicht mehr loslassen würden, hätten sie sie einmal in den Fängen. Seine Worte hatten nicht gefruchtet. Die Isistöchter hatten dafür gesorgt, dass Roxy ihnen hinterhergelaufen war. Damit sie nicht mehr allein sein musste.

19. KAPITEL
    Thot spricht: Sie haben Kriege und Unfrieden gestiftet, sie haben Missetaten begangen und Dämonen gezeugt und Zerstörung und Verwüstung gesät.
    Nach dem Ägyptischen Totenbuch, Kapitel 175
    Die Unterwelt, Sutekhs Reich
    M althus stand im vorderen Be reich von Sutekhs Empfangshalle und fühlte sich unwohl. Die Atmosphäre war mit einer derart bezwingenden Energie aufgeladen, dass er gern das Weite gesucht hätte. Schon vor gut zweihundert Jahren hatte er es sich angewöhnt, die ständigen Versuche seines Vaters, ihn zu vereinnahmen, abzuwehren. Sutekh ließ sich jedoch nicht davon abbringen und belästigte ihn beharrlich weiter. Malthus hatte auch dieses Mal überlegt, ob er die Aufforderung seines Vaters einfach ignorieren und nicht zu ihm gehen sollte. Ihm war allerdings klar, dass sich dadurch die Lage noch weiter zugespitzt hätte. Sutekh wäre ihm noch mehr auf die Nerven gegangen. Deshalb legte Malthus seinen iPod jetzt auf ein Regal und machte sich auf den Weg.
    Er schlenderte an Säulenreihen vorbei, die mit Malereien verziert waren. Der große Raum war zum angrenzenden Garten hin offen. Malthus nahm den Duft der Lotusblüten wahr und hörte das Wasserspiel in dem künstlich angelegten Teich plätschern. Doch Sutekh war nicht da. Typisch. Erst machte er ein Riesentheater, behauptete, Malthus dringend und auf der Stelle sprechen zu müssen, und dann erschien er nicht zum vereinbarten Treffen.
    Gerade als er zu einer Gruppe von Sesseln ging, spürte er die Gegenwart seines Vaters im Rücken. Grinsend drehte Malthus sich zu ihm um. „Ein prächtiger Morgen, nicht wahr, Sutekh? Schicke Mütze übrigens.“
    An diesem Tag hatte Sutekh die Gestalt eines noch jungen Pharaos angenommen. Über einer langen Leinentunika trug er ein durchsichtiges Gewand, das ihm bis an die Knöchel reichte. Er war ein Bild strahlender Jugend. Seine Haut sah glatt und frisch aus, ohne dass Malthus das kleinste Härchen hätte entdecken können. Und auf dem Kopf trug er eine kunstvoll gestaltete, golddurchwirkte Krone mit eingelegten Edelsteinen.
    Malthus reizte es sehr. Er hatte große Lust, sich bei passender Gelegenheit einige der funkelnden Steine herauszuklauben. Er kannte einen Dealer in der Oberwelt, der gute Preise bezahlte. Dabei ging es ihm gar nicht um das Geld, sondern allein darum, seinem Vater einen Streich zu spielen. Aber es kam leider nicht infrage.
    „Du wirst als Geisel an Osiris’ Hof gehen“, verkündete Sutekh und sah ihn mit seinen dunklen, fast

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