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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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nicht. Ich schwöre.“ Marins Stimme klang so kläglich und hilflos, dass Roxy ihm ausnahmsweise glaubte.
    „So, das war’s“, sagte sie, noch immer von ihren Erinnerungen geplagt. Es gab in dieser verdammten Geschichte zu viele Zufälle, als dass man noch an Zufälle glauben konnte. Und sie selbst war offensichtlich Teil dieser Geschichte. Krayl? Sollte das heißen, Dagan Krayl war tot – gehäutet wie ein Tier und in Stücke gehauen? Das kam Roxy umso abscheulicher vor, weil sie sich zwischen ihren Gefühlen hin-und hergerissen fühlte. Einerseits verspürte sie Empörung. Denn wenn jemand Dagan Krayl hätte töten sollen, dann sie. Andererseits musste sie an seinen Blick aus den grauen Augen denken, die kälter zu sein schienen als das Polareis, und an das kaum merkliche Zucken um seine Mundwinkel, das ein Lächeln andeutete. Und daran, wie schön es gewesen war, als er ihr seine Lederjacke um die Schultern gelegt hatte, durch die sie noch seine Körperwärme hatte spüren können. Wie eine Umarmung hatte es sich angefühlt. Noch Monate nach ihrer Begegnung war sie verwirrt gewesen. Nachdem er von der Bildfläche verschwunden war und sie sich selbst überlassen hatte. Ohne dass sie es sich erklären konnte, hatte sie sich regelrecht krank gefühlt.
    Marin winselte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich Erinnerungen hinzugeben.
    „Was soll das heißen: Das war’s ? Du wirst mich doch nicht töten wollen? Du hast gesagt, du tust es nicht.“ Er zerrte so ungestüm an den Handschellen, dass sie ihm tief ins Fleisch schnitten. „Bitte nicht! Ich weiß noch mehr. Ich kann dir noch mehr von dem Reaper erzählen.“ Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.
    Roxy fuhr mit der Spitze der Klinge über seine Wange. „Ich höre.“
    „Der tote Reaper …“ Marin zögerte, und Roxy wurde ungeduldig. Eine zweite blutende Wunde klaffte jetzt von seinem Wangenknochen bis zum Kinnwinkel.
    „Der tote Reaper ist nicht irgendein Seelensammler“, beeilte sich Marin, ihr zu erzählen. „Er ist Sutekhs Sohn, einer der vier Söhne Sutekhs.“
    Die Nachricht wirkte auf Roxy wie ein Schlag vor den Kopf. Wer um alles in der Welt hatte die Macht – oder auch nur die Nerven – Sutekh so herauszufordern?
    „Da bist du platt, was? Das hast du todsicher nicht gewusst. Jetzt kannst du mich ja auch losmachen.“ Marin schien Morgenluft zu wittern.
    Roxy verzog keine Miene. Sie holte mit der freien Hand das Telefon auf dem Nachttisch zu sich heran, nahm den Hörer ab und vergewisserte sich, dass es ein Freizeichen gab. Sie brauchte Zeit, um zu verarbeiten, was Marin ihr berichtet hatte.
    „Ich sage dir jetzt, wie es weitergeht“, wandte sie sich an Marin. „Ich werde dir die Kehle aufschlitzen …“
    „Was? Was zum Teufel …? Du hast gesagt …“ Er zappelte auf der Matratze wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    „Halt die Klappe und unterbrich mich nicht.“ Roxy stieß ihm mit dem Handballen gegen die Stirn, sodass sein Hinterkopf mit voller Wucht gegen das Kopfteil des Bettes krachte. Dann befreite sie eines seiner Handgelenke von den Handschellen. Sobald er die Fessel nicht mehr fühlte, wollte Marin um sich schlagen. Aber Roxy, die einem Mundvoll Blut aus der Wunde, die sie Dagan zugefügt hatte, ihre ungewöhnlichen Kräfte verdankte, war stärker und ließ ihm keine Chance.
    „Du hast ein Kind entführt, und das nicht zum ersten Mal. Bei einem so elenden Stück Scheiße wie dir hätte ich es nicht einmal nötig. Ich werde mein Wort trotzdem halten und dich nicht töten.“
    In seinen wild flackernden Augen glomm ein Funken Hoffnung auf, aber Roxy löschte ihn gleich wieder aus.
    „Ich werde dir jetzt den Hals aufschlitzen. Nicht so tief, dass du gleich verblutest, aber tief genug, dass dir gar nichts anderes übrig bleibt, als deine Hand auf die Wunde zu pressen, um zu überleben. Das Dumme ist, dass deine andere Hand gefesselt bleibt. Wenn du also zum Telefon greifen willst, um Hilfe zu rufen, musst du wohl oder übel die Hand von der Wunde nehmen. Keine leichte Entscheidung, fürchte ich.“
    Marin hatte nicht aufgehört, sich zu wehren. Mit der freien Hand schlug er nach ihr und versuchte, sie sich vom Leibe zu halten. Roxy griff fest nach seinem schütteren Haarschopf, bog seinen Kopf zur Seite und fuhr mit Klinge quer über seinen Hals. In einem dunkelroten Schwall quoll das Blut hervor. Fasziniert betrachtete sie es.
    Marin machte den Mund auf und klappte ihn gleich darauf wieder zu, unfähig, einen

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