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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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vermuten können, auf die linke Seite am hinteren Ende der Tafel. Still und in sich gekehrt nahm dort Marie Matheson ihr Mahl in kleinen, zierlichen Bissen zu sich.
    Ein Lächeln huschte über Pyotrs Gesicht. Er merkte, wie sein Puls schneller schlug. Sie war wie geschaffen für ihn: jung, schön, unschuldig. Dazu eine leichte Spur von Isis’ Blut in ihren Adern. Eine stärkere Linie wäre ihm lieber gewesen, am besten eine echte Isistochter. Er hatte so ein Juwel sogar schon entdeckt, ein Mädchen mit Namen Naphré. Aber leider war es ihm trotz aller Versprechen und Betörungsversuche nicht gelungen, sie in seine Schar zu locken.Darum musste er sich mit dieser begnügen, deren Isislinie um einiges schwächer war.
    Als habe sie seinen Blick gespürt, hob Marie Matheson den Kopf und warf ihm durch ihre dichten Wimpern hindurch einen Seitenblick zu. Sie wirkte vollkommen arglos. Ihre Schüchternheit war offensichtlich echt. Erst seit sechs Monaten gehörte sie dazu und war damit eine der unteren Dienerinnen bei den Kulthandlungen. Sie war noch neu in der Stadt. Alles, was sie an Familie hatte, war eine Tante in Ottawa, fünf Autostunden entfernt. So hatte es sich ganz von selbst ergeben, dass die Sutekh-Gemeinde für sie ein Familienersatz geworden war. Das glaubte sie zumindest.
    Bald würde sie erfahren, dass es nicht nur ein vor aller Augen zelebriertes Schafopfer geben würde, sondern ein weiteres Blutopfer, das Pyotr Kusnetzov allein und unbeobachtet darbringen würde. Die Opferung des jüngsten und unschuldigsten Lamms seiner Herde.

7. KAPITEL
    O Isis, möge dein Blut seine Wirkung tun,
    möge deine magische Gewalt ihre Wirksamkeit offenbaren, beschütze, oh Göttin,
    diesen mächtigen Geist und bewahre ihn vor solchen, die ihm Grauen und Ekel einflößen.
    Nach dem Ägyptischen Totenbuch, Kapitel 156
    Toronto, Kanada
    Z um Um fallen müde und von dem ein zigen Wunsch beseelt, so schnell wie möglich in ihr Bett zu kommen, ging Roxy die Richmond Street hinunter. Sie hatte an diesem Abend etwa ein Dutzend Telefonate geführt und sich vorsichtig umgehört, um etwas über den toten Seelensammler und über das Mädchen Dana zu erfahren. Das Ergebnis war gleich null. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen, niemand wusste etwas. Es war, als hätten sich alle die Weisheit der drei berühmten Affen zu eigen gemacht: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.
    Irgendetwas stank daran ganz gewaltig. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie etwas übersehen haben musste, etwas, das ziemlich offensichtlich war. Roxy ärgerte sich maßlos darüber.
    Von diesen Fehlschlägen frustriert, beschloss sie, den Stier direkt bei den Hörnern zu packen. Deshalb begab sie sich umgehend zum Tempel der Setnakhts, der sich in einer umgebauten Fabrik befand, einem Backsteinbau aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, der aufwendig entkernt und renoviert worden war. Ausgerüstet mit einer Geschichte von einem Mann, dem sie zufällig im Flugzeug begegnet war, einem Frank Soundso – sie konnte sich einfach keine Namen merken –, betrat sie die große, in Chrom und Glas funkelnde Eingangshalle. Er habe ihr diese Adresse genannt. Vielleicht könne ihr hier jemand helfen, ihn zu finden.
    Mit dem Namen jenes Mannes könne man ihr sehr zum Bedauern nicht dienen, dafür zeigten die Setnakhts sich gastfreundlich und führten Roxy drei geschlagene Stunden in ihrem Tempel herum. Sie zeigten ihr von der Küche bis zum Dachgarten alles, nur nicht das, was sie interessierte. Immerhin führte der Weg durch das Gebäude an einer Gemäldegalerie vorbei, lauter Porträts von hohen und höchsten Setnakht-Priestern. Roxy prägte sich im Vorbeigehen die Namen ein. Vielleicht konnte Calliope etwas damit anfangen. Dann wäre diese endlose Führung wenigstens nicht ganz vergebens. All ihre Versuche, das Gespräch auf jenen Frank zurückzulenken, den sie im Flugzeug getroffen hatte, scheiterten.
    Als sie endlich wieder draußen war, war es bereits dunkel. Die Sterne funkelten am Nachthimmel, soweit man sie in der City einer Großstadt sehen konnte. Nur ein paar Blocks vom Tempel entfernt hatte Roxy das unangenehme Gefühl, als folge ihr jemand. Vor einem Schaufenster blieb sie stehen und glaubte, in der Spiegelung der Glasscheibe einen groß gewachsenen blonden Mann zu erkennen. Sie ging weiter und begann das Spiel nach zweihundert Metern von Neuem. Der Mann schien ihr immer noch zu folgen. Dieses Mal nahm sie sich mehr Zeit, sein Spiegelbild im Fenster eines

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