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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Wand neben die Tür, sodass sie ihn verdeckte, wenn sie gleich geöffnet wurde. Er hoffte, dass das Mädchen schlau genug war, ruhig zu bleiben und ihn nicht zu verraten. Sonst wurde sein Job nur noch schmutziger und blutiger.
    Das Mädchen ballte die Hände so krampfhaft zu Fäusten, dass sich ihr die Fingernägel in die Handballen bohrten. Dabei ließ sie Dagan nicht aus den Augen und deutete mit einem knappen Nicken an, dass sie verstanden hatte. Die Tür schwang auf, und eine blonde Frau in engen Jeans und Stilettos trat ein. Ihr folgte ein ganz in Schwarz gekleideter, groß gewachsener Mann, dessen dunkelblondes Haar in ungepflegten Strähnen bis auf die Schultern reichte.
    Er stieß die Tür ganz auf und hielt seine blonde Begleiterin mit der anderen Hand am Handgelenk fest. Die Gefangene richtete sich auf der Matratze halb auf und rief: „Marcie! Du lebst? Gott sei Dank.“
    Sieht ganz so aus, als wolle dieser Bastard gleich zwei Mädchen vernaschen, dachte Dagan angewidert. Er selbst war weiß Gott kein Waisenknabe, trotzdem hatte Daganseine Prinzipien. Er beglich pünktlich seine Schulden, hielt sein Wort und verabscheute Lügen. Und eines war glasklar: Niemals käme er auf die Idee, es mit so jungen Mädchen zu treiben, um ihnen anschließend die Kehle durchzuschneiden.
    Neugierig betrachtete er die Blonde. Marcie warf sich das Haar in den Nacken und stand ganz entspannt da. Sie schien nicht im Geringsten beunruhigt zu sein, fast schien es, als würde sie die Situation genießen. Sie warf dem Mädchen auf der Matratze einen flüchtigen Blick zu.
    Das war alles.
    Nur ein Blick.
    Fast gleichgültig.
    Kein Entsetzen. Keine Angst. Kein Mitgefühl.
    Dagan kniff die Augen zusammen. Schlagartig durchschaute er, was gespielt wurde.
    Die junge Frau, die von der anderen Marcie genannt worden war, war weder gefesselt, noch machte sie den Eindruck, als wäre sie unfreiwillig hier. Sie schien auch keine Berührungsängste dem Mann gegenüber zu haben, der sie hergebracht hatte. Im Gegenteil. Die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Lippen, wenn sie ihn ansah.
    Oh, verfluchte Scheiße.
    Der Kerl hatte keine zwei Gefangenen. Er hatte ein Mädchen, das er wahrscheinlich vergewaltigen und ermorden wollte. Und eine Komplizin.
    * * *
    Unterwelt, im Reich Sutekhs
    Gahiji stand auf der in den Sandstein gehauenen Galerie und blickte auf die lange Reihe der Seelen hinab, die geduldig darauf warteten, bei Sutekh vorgelassen zu werden, um ihm während einer nur Augenblicke dauernden Audienz ihr Anliegen vorzutragen. Sutekh war bei seinen Bittstellern unter den verschiedensten Namen bekannt: Seth, Set, Seteh, Herr des Chaos, Herr des Übels, Herr der Wüste, der Zweifach Gewaltige. Einige nannten ihn mit dem griechischen Namen Typhon, den Gott, der für seine Grausamkeit und seinen blinden Zorn berüchtigt war. Wer ihn so nannte, verkannte Sutekh vollkommen. Sutekh geriet niemals in blinden Zorn. Er war weitaus gefährlicher. Er handelte mit kalter, methodischer Berechnung. Sein Instrument war eher das Skalpell als die Keule. Er war ein kühl kalkulierender Geschäftsmann, der alle Winkelzüge beherrschte und nichts dem Zufall überließ.
    Selbst von seinem erhöhten Standpunkt aus konnte Gahiji das Ende der Warteschlange nicht erkennen. Aber er wusste auch so, dass sich jedes Mal, wenn einer vorgelassen wurde, ein weiteres Dutzend am hinteren Ende dazugesellte. Mit allen möglichen Anliegen kamen sie. Manchmal waren es nur kleine Gefälligkeiten, um die sie den Herrn des Chaos baten. Selbst niedere, lokale Gottheiten waren unter den Bittstellern, die Sutekh zu irgendeinem Deal zu überreden suchten. Etliche verlorene Seelen waren darunter, solche, die die Gefilde der Seligen nicht zu finden vermochten, vielleicht weil sie im irdischen Dasein Verfehlungen begangen hatten. Andere, die die Prüfungen vor dem Totengericht nicht bestanden hatten, die die Formeln vergessen hatten, die die einundzwanzig Türen zum Gott Osiris öffneten. Sogar solche, denen das Fährgeld für Charon fehlte, ohne dass dieser sich weigerte, sie über den Styx zu bringen. Die Unterwelt war säuberlich in verschiedene Territorien aufgeteilt. In jedem herrschte ein anderer Gott oder Halbgott, führte sein Regiment und hatte eigene Regeln für diejenigen, die zu ihm gelangen wollten.
    Manchen waren die Regeln nicht einmal bekannt. So kamen sie zu Sutekh, dem mächtigsten Fürsten der Unterwelt,und baten darum, dass bei ihnen eine Ausnahme gemacht würde.

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