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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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ins Visier genommen hat, stehen unsere Chancen ziemlich schlecht. Andererseits wage ich zu behaupten, dass wir da auf etwas gestoßen sind. Warum sonst sollten sich die Reaper ausgerechnet um mich kümmern?“
    „Es war auf keinen Fall ein Reaper“, erklärte Calliope mit einem Nachdruck, der untypisch für sie war.
    „Und warum bist du dir da so sicher?“
    „Ganz einfach weil dir überhaupt etwas aufgefallen ist.
    Wäre es wirklich ein Seelensammler gewesen, hättest du nichts davon gemerkt, selbst wenn er neben dir gestanden hätte. Reaper bewegen sich praktisch körperlos. Du siehst nichts von ihnen, du hörst nichts, nicht einmal ein Lüftchen bewegt sich. Sie sind da und doch nicht da.“
    Für Roxy war das nicht neu. Sie wunderte sich bis auf den heutigen Tag, wieso sich Dagan Krayl ihr damals gezeigt hatte. Und warum er sie gerettet und ihr geholfen hatte. Aber das waren Dinge, die sie Calliope nicht fragen konnte, ohne die eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen. Sofort würde der Verdacht aufkommen, dass sie als Spion in die Gemeinschaft der Isistöchter eingeschleust worden war. Und Roxy fragte sich schon selbst, ob sie nicht wirklich eine Verräterin war.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Du musst das Kind woanders hinbringen!“ Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Wie hatte sie so naiv sein können? „Ich bin mir zwar sicher, dass mir niemand gefolgt ist, als ich die Kleine zurück nach Hause gebracht habe. Aber wenn es nun doch ein Reaper gewesen ist, kann er mir trotzdem gefolgt sein, und alle Vorsichtsmaßnahmen wären vergeblich.“
    Daran hätte sie früher denken müssen. Daran, dass die Aufmerksamkeit ihrer möglichen Verfolger gar nicht ihr galt, sondern dem Kind. Denn Dana war schon bei ihrer Entführung durch Frank Marin das Ziel der anderen gewesen.
    Calliope war einverstanden. „Wir werden eine Schülerin damit beauftragen, die Kleine und ihre Mutter an einen anderen sicheren Ort zu bringen.“
    „Wird die Mutter das denn zulassen?“, fragte Roxy.
    „Sie war diejenige, die zu uns gekommen ist, als ihr Kind entführt worden war. Sie wird dazu bereit sein. Sie würde alles tun, damit ihr Kind ihr nicht noch einmal weggenommen wird.“
    „Sie ist zu uns gekommen?“ Roxy wunderte sich. Wie kam eine Sterbliche darauf, sich an die Otherkin zu wenden? Woher wusste sie überhaupt von ihnen?
    Calliope hatte bereits den Telefonhörer in der Hand, um alles zu organisieren. Das Telefon an Roxys Bett war an einabhörsicheres Netz angeschlossen, sodass sie ungehindert die notwendigen Schritte einleiten konnte. Diese Sorge wenigstens waren sie los. Aber da gab es noch etwas anderes.
    „Wenn es tatsächlich ein Seelensammler war, hätte er mir auch genauso hierher folgen können, ohne dass ich etwas davon mitbekomme“, meinte Roxy, als Calliope den Hörer aufgelegt hatte.
    „Sicher.“ Calliope saß in ihrem Sessel, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah Roxy erwartungsvoll an. Vielleicht wartete sie auf ein Bekenntnis, ein Wort über einen großen Blonden?
    Die Lippen aufeinandergepresst, blickte Roxy an Calliope vorbei. Vermutlich war es nur ihr schlechtes Gewissen und sie zog die falschen Schlüsse. Sie war hin- und hergerissen. Eigentlich hätte sie Calliope gern ihr Herz ausgeschüttet. Im Großen und Ganzen aber wollte sie die Erinnerung an diese Geschichte lieber in den hintersten Winkel ihres Unterbewusstseins verbannen. Sie hatte niemandem von jener Nacht in Chicago erzählt, und dabei sollte es fürs Erste auch bleiben. Reine Selbsterhaltung.
    Die Wächterinnen der Isis sahen Sutekh und seine Seelensammler als Erzfeinde an. Diese Gegnerschaft reichte bis in die graue Vorzeit zurück. Sutekh war derjenige gewesen, der Osiris, den Gemahl der Isis, getötet und zerstückelt hatte. Dann hatte er ihren Sohn Horus verfolgt. Roxy war sich darüber im Klaren, dass es in ihrem Umkreis nicht gut ankommen konnte, wenn ruchbar wurde, dass sie mit einem Seelensammler nähere Bekanntschaft geschlossen hatte – mit einem, der sie obendrein zu einer Blutsaugerin gemacht hatte.
    Nach einer längeren Pause, die sie beide schweigend verbrachten, sagte Calliope schließlich: „Gute Nacht, Roxy. Schlaf schön.“
    Ihre Stimme klang kühl und gelassen wie immer. Roxy glaubte trotzdem, eine Spur von Enttäuschung mitschwingenzu hören. Vielleicht war sie auch nur so erschöpft und deshalb etwas überreizt. Die Augen fielen ihr zu, und als sie sie

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