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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Die Spitze einer langen Klinge war auf ihre Kehle gerichtet.
    „Beinahe hättest du mich erwischt.“ Die Stimme klang ruhig und kühl wie das Rauschen eines Gebirgsbachs über die glatten Steine seines Flussbettes.
    „Knapp daneben ist eben auch vorbei“, murrte Roxy, während sie die Hand ergriff, die sich ihr entgegengestreckte, und ließ sich auf die Beine helfen.
    Nachdem Roxy das Licht eingeschaltet hatte, sah sie Calliope vor sich. Während Roxys Haut kaffeebraun war, hatte Calliope einen Teint, der aussah wie frisch gefallener Schnee. Dazu hatte sie dichtes glattes pechschwarzes Haar, das ihr auf den Rücken fiel. Ihr gerade geschnittener Pony und die dunklen Brauen und Wimpern betonten ihre katzengrünen Augen, deren Farbe so intensiv war, dass Roxyanfangs ihre Zweifel gehabt hatte, ob es nicht doch farbige Kontaktlinsen waren. Aber Calliope hatte ihr, als sie sie vor Jahren einmal danach gefragt hatte, versichert, dass es ihre natürliche Augenfarbe sei. Und auch wenn Calliope gelegentlich einer Frage auswich oder Informationen zurückhielt, hatte sie niemals geradeheraus gelogen.
    „Hey“, begrüßte Roxy sie.
    „Guten Abend oder“, Calliope blickte auf ihre Uhr, „besser gesagt: Guten Morgen. Du siehst müde aus“, stellte sie sachlich fest.
    „Danke, das bin ich auch“, antwortete Roxy und lächelte. „Ich könnte jetzt gut eine Runde Schlaf gebrauchen.“ Sie hätte noch viel lieber etwas Blut gehabt, aber sie musste sich mit Schlaf begnügen. „Wird das ein dienstliches Gespräch?“ Für diesen Fall musste sie sich zusammenreißen und die Müdigkeit überwinden, um Rapport zu erstatten.
    „Nein, ganz formlos.“
    „Isis sei Dank.“ Roxy seufzte erleichtert und ließ sich erschöpft auf die Bettkante sinken. „Das Kind ist zurück bei ihrer Mutter. Die scheint eine ziemliche Chaotin zu sein.“ Aber eine liebevolle Mom. Sie hatte durcheinander gelacht und geweint und immer wieder erst Dana und dann Roxy in die Arme geschlossen. Roxy hätte diesen Überschwang und vor allem den Körperkontakt lieber gemieden, hatte es jedoch tapfer ertragen.
    Über die Schulter ihrer Mutter hinweg hatte Dana ihr einen bewundernden Blick zugeworfen. Unter anderen Umständen hätte sich Roxy dabei vielleicht wie die Heldin des Tages gefühlt. Aber so großartig war sie sich gar nicht vorgekommen. Im Gegenteil. Sie hatte eher ein schlechtes Gewissen gehabt. Auf der Fahrt hatte sich Dana nämlich im Schlaf eine kleine Schorfstelle am Arm aufgekratzt. Ein paar winzige Blutstropfen waren ihr den Unterarm heruntergelaufen, und Roxy hatte der Versuchung nicht widerstehen können.
    Mit dem kleinen Finger hatte sie das dünne Rinnsal aufgenommen und den Finger in den Mund gesteckt. Dana hatte ruhig weitergeschlafen und nichts davon mitbekommen. Roxy tröstete sich damit, dass ihr Mundraub immerhin zu etwas gut war. Sollte Dana jemals wieder vermisst werden, würde sie schnell Witterung aufnehmen und das Kind überall aufspüren können.
    „Hast du Mr Marin das Licht ausgeblasen?“, erkundigte sich Calliope und kehrte in den Lehnstuhl zurück, in dem sie Roxy erwartet hatte.
    „So lautete der Auftrag nicht, oder?“
    Calliope streifte sie mit einem vielsagenden Blick. „Nein.
    Aber ich kann mir denken, dass du große Lust dazu hattest.“
    Roxy winkte ab. „Ich habe meinen Auftrag ausgeführt. Ich habe ihm zwar die Kehle aufgeschlitzt, aber ich habe ihn nicht getötet. Ich dachte, dass er uns lebendig vielleicht nützlicher sein könnte. Dann könnte ich noch einmal mit ihm plaudern, falls es nötig sein sollte.“
    „Falls du ihn findest.“
    „Kein Problem, ich finde ihn.“ Roxy sagte nicht, warum sie sich dessen so sicher war. Sie behielt ihre kleine Besonderheit lieber für sich. Mit übernatürlichen Kräften begabt zu sein, war eine Sache. Alle Isistöchter hatten die eine oder andere zusätzliche Begabung. Aber dass sie ihre Kräfte aus Menschenblut schöpfte, war ein anderes Thema. Was hätte sie auch sagen sollen? Übrigens, Calliope, bevor wir uns kennengelernt haben, habe ich mich in eine Art Blutegel verwandelt und kann deshalb jetzt Menschen aufspüren, deren Blut ich schon einmal gekostet habe. Oder fast alle. Bis auf dieses Arschloch, das mich gezeugt hat. Obwohl ich dessen Blut schon von Geburt an in meinen Adern habe. Großartig. Das hätte dem Gespräch noch eine höchst interessante Wendung geben können.
    „Hat unser Mr Marin denn noch irgendetwas von sich gegeben, das für uns

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