Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde
hätte ihr auch gar nichts genützt, denn die Wagenschlüssel lagen unerreichbar in der rosa Glasschüssel in der Kirche. Sie suchte nach einer Waffe. Endlich ertastete Roxy den kühlen Metallzylinder, riss ihnvon der Wand und machte sich damit wieder auf den Weg nach draußen.
Büschel trockenen Grases brannten auf dem Hof und erleuchteten mit ihrem schwachen rötlichen Schein die Szenerie. Flammen züngelten auch auf den dunkelroten Gesichtern der Gespielinnen des Xaphan. Zwei entdeckte Roxy im Kampf mit Dagan. Sie alle waren blutverschmiert, aber Roxy konnte nicht erkennen, wessen Blut es war. Einer der Feuerdämonen lag am Boden. Nur drei? Wo waren die anderen?
Hinter einer Ecke des Kirchengebäudes hörte Roxy Geräusche eines weiteren Handgemenges. Sie dachte an die Schatten, die sie zuvor gesehen hatte. Hatte Dagan sich Verstärkung geholt? Möglich. Auszuschließen war aber auch nicht, dass inzwischen eine dritte Partei mitmischte.
Als Naamah Roxy sah, ließ sie Dagan los und kam auf sie zu. Dagan hatte es bemerkt, erwischte sie noch an ihrem schwarzen Haarschopf und riss sie mit einem harten Ruck zurück, während er einen anderen Feuerdämon abwehrte. „Ich hab gesagt, du sollst weglaufen“, rief er Roxy zu.
Sie gab sich nicht die Mühe zu antworten.
Die Xaphan-Bräute hingen wie die Kletten an ihm. Sie klammerten sich an alles, Haut, Haare, Kleider, und Dagan schien wie eine Fackel zu brennen. Mit einer blitzschnellen Bewegung warf er sich zu Boden und wälzte sich, um die Flammen zu ersticken.
Eine der Gespielinnen fiel Roxy wie zufällig vor die Füße. Roxy sah die orange leuchtenden Augen vor sich, die angriffslustig zusammengekniffen wurden. Im nächsten Moment war der Dämon wieder auf den Beinen und setzte zum Sprung an. Roxy, entschlossen, sich mit allen Mitteln zu verteidigen, zog den Sicherungsstift heraus, richtete den Feuerlöscher auf ihren Gegner und feuerte ab.
Der weiße Löschschaum traf mitten ins Gesicht. Die widerliche Kreatur erstarrte für einige Augenblicke. Roxy zogsich zur Sicherheit rasch ein paar Schritte zurück und wartete auf die Wirkung ihrer Attacke. Xaphans Abgesandte wischte sich den Schaum vom Gesicht und schüttelte ihn sich von den Händen ab. Unbeeindruckt verfolgte sie Roxy während ihres Rückzugs. Die ganze Aktion schien sie nur noch wütender gemacht zu haben.
Roxy klammerte sich an ihren Feuerlöscher und wich weiter zurück. Das hatte nicht so geklappt, wie sie es sich vorgestellt hatte. Dabei war sie sich so sicher gewesen. In einem Akt letzter Verzweiflung packte sie das Gerät am oberen Ende, um es wenigstens als Keule einsetzen zu können, wenn es schon zu nichts anderem zu gebrauchen war. Und während sie noch den entscheidenden Angriff erwartete, hielt das Monster mit einem Mal mitten in der Bewegung inne und stieß einen kläglich winselnden Laut aus. Wieder bedeckte das unwirkliche Wesen das Gesicht mit seinen Krallenhänden. Halb belustigt, halb angewidert beobachtete Roxy, wie die Chemie des Löschschaums das Gesicht zerfraß. Ihre Waffe hatte doch die erhoffte Wirkung erzielt, wenn auch mit einiger Verzögerung. Lieber spät als nie.
Um auf Nummer sicher zu gehen, richtete Roxy noch eine Salve aus dem Feuerlöscher auf die Beine des Dämons. Währenddessen nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, wie Dagan einige Meter weiter mit Naamah kämpfte. Aber irgendetwas stimmte nicht. Die Art, wie Dagan sich bewegte, beunruhigte sie.
Mit einem unterdrückten Schrei krümmte Naamah sich und schlug um sich, als wäre sie in einen Ameisenhaufen getreten und versuche, die lästigen Insekten zu vertreiben. Sie führte einen merkwürdigen Tanz auf, der Roxy geradezu faszinierte. Naamahs Schreie wurden schriller und ihre Bewegungen hektischer.
Gleich darauf wurde das Schauspiel schon wieder unterbrochen. Im letzten Moment. Roxy bemerkte eine Bewegunghinter sich. Blitzartig drehte sie sich um und brachte den Feuerlöscher in Stellung, noch rechtzeitig, um den Sprung eines anderen Feuergeistes zu parieren. Vom Geländer der Veranda kam er ihr mit angezogenen Knien wie eine Kanonenkugel entgegen. Noch im Flug traf Roxy die scheußliche Kreatur mit einem scharfen Strahl aus dem Feuerlöscher. Der Feuerdämon stürzte ab, bevor er sie erreichte. Noch ein paar taumelnde Schritte, dann brach er endgültig zusammen. Roxy war auf der Hut und vergewisserte sich, dass der Schaum seine Wirkung tat, und in der Tat sah sie wieder die hilflosen Versuche, sich von dem
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