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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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in Sicherheit bist.“
    Sicherheit. Zu Calliope. Sie war die Erste, die ihr beim Stichwort Sicherheit einfiel.
    Das war natürlich ein Ding der Unmöglichkeit. Sie konnte mit Dagan schlecht plötzlich bei Calliope vor der Tür stehen. Dann schon lieber hier auf dem feuchten Laub des Waldbodens sterben. Schlimm genug, dass sie den Seelensammler nicht den Feuerdämonen überlassen und sich aus dem Staub gemacht hatte. Schon das war Verrat genug. Ganz davon zu schweigen, dass sie von seinem Blut getrunken hatte.
    Dagan kniete sich neben sie und schob vorsichtig die Arme unter ihre Schultern und Hüften. Als er sie anhob, schrie Roxy vor Schmerz auf. Schnell legte er sie wieder auf den Boden, und der Schmerz ließ ein wenig nach. Sacht strich er ihr das Haar aus der Stirn. Dann beugte er sich so nah zu ihr herunter, dass sie seinen Atem im Gesicht spürte und den Geruch seiner Haut wahrnahm. Sogar den typischen Geruch seiner Haut konnte sie in dem ganzen Gestank von Schwefel, Rauch und Feuer ausmachen, den Xaphans Gespielinnen hinterlassen hatten. Und sie roch sein Blut, mit dem seine Lippen noch beschmiert waren.
    Roxy hielt den Blick auf seine Lippen geheftet, die Dagan zu einer dünnen Linie zusammengepresst hatte. Seine Züge wirkten hart und sorgenvoll. Sie wollte diese Lippen auf ihrem Mund spüren. Sie wollte ihn küssen – nicht zum Abschied, um aus dem Leben zu scheiden, sondern weil sie wieder ins Leben zurückgekehrt war.
    Er strich ihr mit der Hand über die Wange und den Hals, wo sie durch die Berührung den eigenen Pulsschlag fühlte. „Bitte bleib am Leben“, sagte er leise.
    Sie nickte ganz leicht und sah ihm dankbar in die Augen. Wenn sie am Leben blieb, war es ihm allein zu verdanken.
    Eine ganze Weile sahen sie einander so an. Dagan sagte nichts, dann beugte er sich vor und küsste sie. Seine Lippen brannten auf ihren, ganz wie sie es ersehnt hatte. Er schob ihr die Zunge in den Mund, und Roxy ließ es bereitwillig geschehen. Die Angst, die er um sie hatte, lag in diesem Kuss. Zugleich spürte sie darin seine Dominanz und seine Kraft. Sie schmeckte das Blut auf seinen Lippen, und gerade weil sie wusste, dass das Blut des Reapers für sie ein Tabu war, elektrisierte es sie.
    Leise aufstöhnend löste er die Lippen von ihren und richtete sich auf. „Ich will dir nicht wehtun, aber ich muss dich jetzt hochheben.“
    Roxy nickte. Sie war auf die Schmerzen gefasst. Sie musste sie ertragen.
    Er bedachte sie mit einem Blick, der ihr unheimlich war. Plötzlich hatte sie das Gefühl, als führe er etwas im Schilde … Weil sie nicht im Entferntesten ahnte, was er vorhatte, wurde Roxy unruhig. Sein Blick fiel auf ihren Hals, dann sah er ihr wieder in die Augen. „Ein paar mehr oder weniger werden nun auch nichts mehr ausmachen.“
    „Mehr oder weniger – was?“
    „Blaue Flecke.“
    Im nächsten Moment presste er ihr die Hand auf die Kehle und drückte fest zu. Roxy wurde schwarz vor Augen.

16. KAPITEL
    Ihr werdet mir, Herrscher der Unterwelt, mein Herz nicht rauben, denn es ist von ewigem Leben erfüllt.
    Nach dem Ägyptischen Totenbuch, 29. Kapitel
    I rgendein Geräusch musste sie aus den Tiefen dieser Finsternis wieder hervorgeholt haben. Ein kleines, knisterndes Geräusch, als ob jemand einen Bonbon auswickelt.
    Für Roxy war das kleine Geräusch wie ein Lichtstrahl in der Finsternis, ein Leuchtfeuer. Sie brauchte einen Anhaltspunkt, einen Halt, und wenn er auch noch so schwach war. Aber gleich darauf war das Geräusch fort, das Leuchtfeuer wieder erloschen, und sie sank zurück in den dichten Nebel, der sie die ganze Zeit umfangen hatte.
    Später lichtete sich der Nebel wieder. Roxy merkte, dass sie auf dem Rücken lag. Sie war schweißüberströmt. Ein Laken war über sie gebreitet. Es roch nach Rauch oder Verbranntem, aber durch diesen unangenehmen Geruch hindurch nahm sie auch einen Hauch von Zitrusreiniger wahr. Sie mochte diesen Geruch. Nicht immer, aber schon seit langer Zeit, seit einigen Jahren.
    „Trink!“
    Roxy fühlte etwas an ihren Lippen. Etwas Hartes stieß leicht gegen ihre Schneidezähne. Etwas später erkannte sie, dass es der Rand einer Tasse war. Sie öffnete den Mund und trank. Es war warm und schmeckte metallisch und ein wenig salzig. Blut.
    Absurd. Sie trank aus einer Tasse Blut. Sie wollte das Blut direkt aus seinen Adern. Aus der Halsschlagader. Aus der Leiste. Hatte sie das eben laut ausgesprochen? Dagans befremdeter Miene nach zu urteilen, hatte sie es laut gesagt. Roxy

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