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Herzenstimmen

Herzenstimmen

Titel: Herzenstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sendker
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interessierte Blicke zu, U Ba antwortete mit einem Lächeln, das sie erwiderten. Ich schaute aus dem Fenster.
    Als der Kellner kam, bestellte U Ba Nescafé und Reis mit Huhn und Gemüse. Ich sah in der Küche mehrere Männer in schmutzigen, verschwitzten T-Shirts über einem offenen Feuer hantieren, etwas aus einem Bottich schöpfen.
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Alles«, entgegnete er mit einem Augenzwinkern.
    »Warum lachen die Menschen hier immer, selbst wenn ihnen nicht zum Lachen zumute sein kann?«
    Er legte den Kopf ein wenig zur Seite und sah aus, als hätte er diese Frage schon lange erwartet. »Weil das Lachen bei uns eine andere Bedeutung hat. Wir lachen, wenn uns etwas unangenehm ist. Wir lachen, wenn wir Angst haben. Wir lachen, wenn wir wütend sind.«
    »Ist es eine Art Maske?«
    »So könntest du es nennen. Wenn du genau hinschaust, erkennst du schnell, was sich dahinter verbirgt, um welche Art von Lachen es sich handelt.«
    Der Kellner brachte zwei Gläser heißes Wasser und Tüten mit Nescafé. Kurz darauf kam der Reis. Er sah appetitlicher aus als erwartet. U Ba löffelte hungrig den ersten Bissen, verbrannte sich die Zunge und lachte über sich selber. »Wie kann ein Mensch in meinem Alter noch so gierig sein.«
    Der Reis war gut gewürzt, obenauf lagen frischer Koriander und andere Kräuter. Köstlich.
    »Glaubst du, wir finden Thar Thar?«, fragte ich ihn, nachdem ich mir ebenfalls den Mund verbrannt hatte.
    Er nickte.
    »Vielleicht ist dieser Mönch, dem ein Finger fehlt, jemand anders?«
    »Vielleicht.«
    »Oder Thar Thar ist in der Zwischenzeit gestorben. Die Geschichte mit den Lkw-Fahrern ist schon einige Jahre alt.«
    »Möglich.«
    »Du glaubst trotzdem, dass wir ihn finden?«
    Er nickte entschieden.
    »Warum?«
    »Intuition.«
    »Die kann sich irren.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr solltest du immer trauen.«
    Ich musste lachen. »Besser nicht. Meine ist nicht so zuverlässig. Sie lässt mich häufiger im Stich.«
    »Das glaube ich nicht. Intuition ist das unbestechliche Gedächtnis unserer Erfahrungen. Wir müssen nur genau hinhören, was sie uns sagt.« Mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Sie spricht manchmal etwas undeutlich. Oder sagt Dinge, die wir nicht gerne hören. Unwahr sind sie deshalb nicht.«
    Nachdenklich aß ich meinen Reis.
    U Ba war lange vor mir fertig und bestellte sich einen zweiten Kaffee. Er sah müde aus, wirkte noch hagerer als sonst, sein Gesicht schien in den vergangenen Tagen noch schmaler geworden zu sein.
    Zuerst glaubte ich, er hätte sich am Kaffee verschluckt. Ich stand auf und klopfte ihm zwischen die Schulterblätter, er winkte ab. Wieder ein heftiger Hustenanfall, er bekam kaum Luft, lief rot an, hielt sich am Tisch fest. Selbst die Soldaten blickten besorgt zu uns herüber. Ich bekam Angst und nahm seine Hand, strich ihm über den Rücken. Als es vorüber war, sah er noch erschöpfter aus.
    »Wenn wir in Mandalay ankommen, gehen wir als Erstes in ein Krankenhaus«, sagte ich entschieden.
    »Es ist nicht so schlimm«, versuchte er mich zu beruhigen.
    »U Ba, hör auf«, erwiderte ich verärgert. »Seit ich hier bin, wird es immer schlimmer. Das ist keine allergische Reaktion.«
    »Doch«, widersprach er schwach.
    »Wogegen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Es muss untersucht werden.«
    »Und selbst wenn sie etwas finden, was dann?«
    »Dann wird es behandelt.«
    »Sie können es nicht behandeln, das habe ich dir schon gesagt. Wozu brauche ich also eine Diagnose?«
    »Wenn sie etwas finden und sie können es nicht behandeln, nehmen wir morgen den ersten Flieger nach Bangkok«, erklärte ich mit Bestimmtheit. »Dort haben sie erstklassige Krankenhäuser.«
    Er lächelte. »Julia, mein Schatz, ich habe nicht mal einen Reisepass.«
    »Dann besorgen wir dir einen«, sagte ich, unbeeindruckt von seinen Einwänden.
    »Das ist lieb von dir. Dafür müssen wir nach Rangun, die Bearbeitung eines Antrages für einen Reisepass dauert bei uns Monate, manchmal Jahre, und ich bin mir nicht sicher, ob sie mir überhaupt einen geben würden.«
    »Monate? Für einen Reisepass? Das kann ich mir nicht vor stellen. Da gibt es mit Sicherheit ein Expressverfahren für dringende Fälle.«
    »Mag sein. Aber nicht für Menschen wie mich.«
    »Was heißt Menschen wie dich?«
    »Menschen ohne Verbindungen zum Militär.«
    »Irgendeine Lösung werden wir finden. Erst einmal musst du untersucht werden.«
    »Ich weiß nicht …«
    »U Ba! In Mandalay steigen wir sofort in ein

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