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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Entschuldigung für seine Feindseligkeit ihr gegenüber.
    Als sie das Alec sagte, meinte der: »Die Mission hier braucht dringend alle Hilfe, die sie bekommen kann, aber unfähige Leute sind mehr Belastung als Hilfe.«
    »Ach, und er meint wohl, ich werde mich als unfähig entpuppen?«
    »Er hält Sie vermutlich einfach für zu unerfahren. Sie sind ja auch noch sehr jung, Sondra. Er wird Ihnen eine Menge beibringen müssen, ehe Sie selbständig arbeiten und den anderen hier wirklich etwas abnehmen können. Und er fürchtet zweifellos, daß Sie aufgeben werden, ehe Sie überhaupt so weit sind. Ich muß zugeben«, fügte Alec mit gesenkter Stimme hinzu, »als ich Sie das erstemal sah, bekam ich auch sofort Zweifel. Wie soll so ein zartes Ding hier zurechtkommen, dachte ich.«
    Sie sah seinen warmen Blick und das ermutigende Lächeln, und ihre Wut verrauchte. Alec MacDonald hatte recht. Derry Farrar hatte sich zweifellos einen älteren, erfahreneren Mitarbeiter gewünscht, einen robusten, der es gewöhnt war, unter schwierigen Bedingungen zu arbeiten und das Beste daraus zu machen. Vielleicht wirkte sie tatsächlich so, als wäre von ihr wenig Hilfe zu erwarten. Sondra war überzeugt, daß Derry Farrar sehr bald merken würde, daß er sich in ihr getäuscht hatte.
     
    Am Abend fand in der kleinen Kirche ein Gottesdienst statt. Soweit Sondra feststellen konnte, nahmen alle Missionsangehörigen außer Derry und der Nachtschwester teil. Pastor Sanders sprach ein langes Gebet, um dem Herrn dafür zu danken, daß er ihnen Dr. Mallone geschickt hatte; keiner sang den Schlußchoral lauter als Alec MacDonald.
    Zum Abendessen gab es Ziegenbraten und einen Bohneneintopf, den die Eingeborenen
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nannten, und hinterher Berge von Erdbeeren. Alec, der neben ihr saß, erklärte ihr, Erdbeeren gediehen das ganze Jahr über in Kenia, aber einen Apfel bekäme man nie zu sehen.
    Sondra fiel auf, daß die Leute beim Abendessen nach Hautfarbe getrennt saßen; alle Weißen hatten sich an einem Tisch versammelt, alle Schwarzen an einem anderen. Sie fragte Alec, ob das eine Vorschrift wäre.
    »Nein, nein, jeder kann sitzen, wo er will. Aber es fühlt sich offenbar jeder zu seiner eigenen Gruppe hingezogen.«
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    Derry Farrar saß ganz am Ende ihres Tisches und sprach während des Essens kaum ein Wort. Sie hätte gern gewußt, welche der Schwestern seine Frau war.
    »Sagen Sie, Dr. Mallone«, fragte Pastor Lambert, ein Geistlicher aus Ohio, der ihr gegenüber saß, »was sind denn die neuesten Entwicklungen im Watergate-Skandal?«
    Einige blieben nach dem Essen, um Radio zu hören, Briefe zu schreiben oder die Zeitung zu lesen, die Derry am Morgen mitgebracht hatte. Eine Gruppe führte eine lebhafte Diskussion über den Korintherbrief. Sondra und Alec machten einen Abendspaziergang.
    »Am Anfang ist es schwierig«, meinte Alec auf seine weiche Art, »sich hier zurechtzufinden und sich an all das Fremde und Neue zu gewöhnen. Ich habe mich selbst noch nicht richtig eingelebt.«
    »Was haben Sie vor, wenn Ihr Jahr hier abgelaufen ist?«
    »Dann gehe ich nach Schottland zurück und lasse mich als praktischer Arzt nieder. Unsere Inseln sind nicht sehr dicht besiedelt, aber für mich wird es sicher reichen, und für meine Familie auch, sollte ich heiraten. Nach dem Leben hier wird es mir zu Hause sicher still und ereignislos vorkommen, aber es ist nun mal mein Zuhause. Dort habe ich meine Wurzeln.« Er schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. »Und es wird mir eine große Befriedigung sein, hier dem Herrn gedient zu haben.«
    Sondra blickte zu dem einfachen Holzkreuz auf dem Giebel der Kirche hinauf, das sich schwarz vom lavendelfarbenen Himmel abhob. Sie hatte sich trotz der Gläubigkeit ihrer Eltern nie zur christlichen Religion hingezogen gefühlt, hatte nie viel damit anfangen können.
    »Halten Sie hier auch Predigten, Alec?«
    »Nein, nein, ich bin ja kein Geistlicher. Aber ich sage denen, welchen ich helfe, daß es der Herr ist, der sie heilt, nicht ich. Das ist ja unsere Aufgabe hier; diese Menschen Gott zuzuführen. Einfach ist das nicht. Meistens dauert es sehr lange, diesen Menschen Christus nahezubringen. Es kommt allerdings auch vor, daß einer sich praktisch über Nacht bekehrt. Erst neulich habe ich so was erlebt. Da wurde uns ein Massai ins Krankenhaus gebracht, der von einem Löwen angefallen worden war. Nachdem Derry und ich für ihn getan hatten, was in unserer Macht stand, bildeten alle einen Kreis um sein Bett und

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