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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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die junge Frau plötzlich am Boden, und Frau Jung hatte ihr Handy in der Hand. Ich dachte, sie ruft jetzt um Hilfe.
    Auf Frage: Frau Jung habe ich genau erkannt. Sie hatte Jeans und eine dunkelblaue Jacke an.
    Als ich das nächste Mal aus dem Fenster schaute, konnte ich die junge Frau immer noch am Boden liegen sehen. Frau Jung war nicht mehr da. Dafür beugte sich eine andere Person über das Opfer. Was die Person da tat, konnte ich nicht erkennen. Ich wunderte mich aber auch nicht sonderlich, denn das würde ja wohl jeder machen, der an einer am Boden Liegenden vorbei kommt. Diese Person war definitiv nicht Frau Jung. Sie war zwar auch dunkelhaarig, aber sie trug einen khakifarbenen Parka und eine auffallend hellblaue Jeans, die fast weiß war. Ihr Gesicht konnte ich nicht genau erkennen, ich habe sie ja nur ganz kurz von der Seite gesehen. Ich werde aber versuchen, sie bei einer Gegenüberstellung wiederzuerkennen. Jedenfalls verschwand die Person im Gebüsch, als eine Feuerwehrsirene zu hören war.
    Schließlich stand ich mit meinem Koffer vor der Haustür, um auf mein Taxi zu warten. Und das war wirklich komisch, wissen Sie. Denn plötzlich lag die Frau Jung neben der jungen Frau, mit der sie sich gestritten hatte, auf dem Boden, und ein Notarztwagen stand daneben. Das hat mich schon ein wenig gewundert, aber da sie nun offensichtlich ärztlich versorgt wurde, kümmerte ich mich nicht weiter darum. Ich musste ja auch pünktlich am Flughafen sein.
    Erst als ich am Mittwoch zurückkam, fand ich Ihre Nachricht, und da habe ich mich ja auch gleich bei Ihnen gemeldet.“
    Es folgten noch einige Detailfragen, die mein Nachbar penibel und exakt zu beantworten versuchte. Ich schämte mich ein wenig, ihn voreilig als querulatorischen Spießer abgetan zu haben.
    Als ich aufblickte, hob mein Rechtsanwalt die Augenbrauen. „Und?“
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das klingt fast schon zu gut, um wahr zu sein. Der khakifarbene Parka, so etwas hatte die Person im Gebüsch auch an, als ich joggen war.“
    Dr. Krawczyk blickte zur Decke. „Klingt ganz danach, als ob es dieselbe Person war. Dana Kanther hat mir berichtet, dass ihr Kollege nach der Tat noch zweimal am Tatort war. Dort haben sie noch einmal alles abgesucht. Er hat ein paar Spuren gefunden. Im Gebüsch und direkt neben der Leiche. Sie analysieren das noch. Ich glaube, da war eine Zigarettenkippe. Vielleicht kann man damit eine DNA-Analyse machen. Das ist noch nicht heraus. Aber für unseren heutigen Termin spielt es wohl keine Rolle. Sie rauchen ja nicht.“
    „Muss ich dann noch da ´rein?“ Ich deutete auf die Tür zum Verhandlungszimmer, hinter der ich Richter Müller erwartete. Mein Anwalt nickte. „Der Richter hat das Protokoll noch nicht. Ist ganz frisch. Ich habe sie gezwungen, mich bei der Vernehmung dabei sein zu lassen.“ Er grinste triumphierend.
    „Da wäre ich gerne dabei gewesen.“ Ich stellte mir vor, wie Dr. Krawczyk mit gerecktem Kinn ein paar bissige Bemerkungen machte, worauf die Polizeibeamten genervt mit den Augen rollten. Mein Verteidiger schmunzelte.
    „Versuchen Sie´s doch beim nächsten Mal selbst. Sie können ja ab nächster Woche.“
    Mir sackte das Herz in die Hose. Mein Examen hatte ich fast vergessen.
    Ich schüttelte den Kopf. „Oh nein. Ich weiß nicht, ob ich bis nächste Woche fit genug für die Prüfung bin.“
    „Dann in einem Monat. Oder wann immer Sie es geschafft haben. Ich traue Ihnen das zu. Übrigens auch, Polizisten und Staatsanwälten die Stirn zu bieten.“
    Ich vermutete, er dachte dabei an einen ganz bestimmten Polizisten. An den, nach dem ich mich so verdammt sehnte.
    „Die Stirn zu bieten? Meinen Sie, so wie Sie?“
    „Genau. Sie haben ja Ihren ersten Fall schon hinter sich. Ich meine Ihre Mitgefangene. Wäre das etwas für Sie? Menschen wie Olga zu helfen? Das könnte zu Ihnen passen.“
    „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber doch. Vielen Dank übrigens noch mal für Ihre Hilfe. Sie hat jetzt Frau Dr. Münzer als Verteidigerin. Wenn ich an Olga denke, dann könnte ich mir sehr gut vorstellen, jemanden wie sie zu verteidigen. Oder Ansprüche für sie durchzusetzen. Eigentlich wäre das besser als zänkische Nachbarn zu verklagen.“
    Dr. Krawczyk lächelte. „Probieren Sie es. Bei mir. Ich könnte ein wenig Verstärkung durch eine kompetente Junganwältin gebrauchen. Sie müssen sich ja nicht gleich spezialisieren.“
    „Sie meinen, ich soll bei Ihnen … arbeiten?“
    Er

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