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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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Seitenblick.
    „Trete ich dir gerade zu nahe?“ Er schaute auf seine Hand auf meinem Bein und wieder in meine Augen. Du kannst mir gar nicht nahe genug treten.
    „Was machst du, wenn ich jetzt ‚ja‘ sage?“ Das Funkeln seiner Goldpünktchen verstärkte sich.
    „Du sagst es nicht.“ Seine Hand griff womöglich noch fester zu. Ich musste aufpassen, um nicht aufzustöhnen. Ich erwiderte seinen Blick. Standhaft. Es wurde grün, und er musste schalten. Schade.
     
     
    Das „Bistro T“ entpuppte sich ganz entgegen meinen Befürchtungen als kleines, gemütliches Restaurant mit dunklem Mobiliar und einer Unmenge Jugendstil-Plakaten an den Wänden. Der Duft frisch gebratenen Knoblauchs durchzog den Raum. Statt der in solchen Läden üblichen französischen Chansons spielte man leisen Barjazz als Hintergrundmusik. Die Bedienung trug lange Schürzen über Jeans – und das beruhigte mich ein wenig. Ich hatte gedacht, in eines dieser „in“-Lokale geschleppt zu werden, wo die Kellner vornehmer sind als die Gäste. Nichts gegen ein bisschen Luxus. Aber in meiner Stimmung brauchte ich jetzt nicht auch noch wuselnde Kellner, die mit Weinflaschen um unseren Tisch scharwenzelten.
    „Es ist schön hier“, stellte ich fest. „Ich bin gespannt aufs Essen.“
    Leo führte mich an einen Tisch im hinteren Teil des Lokals, rückte formvollendet meinen Stuhl zurecht und setzte sich erst, nachdem ich Platz genommen hatte.
    „Freut mich“, sagte er. „Ich hatte gehofft, dass du es etwas entspannter magst.“
    Entspannter! Davon konnte keine Rede sein. Vor Aufregung saß ich auf der vorderen Stuhlkante und faltete meine Hände vor mir auf dem Tisch, so als wollte ich sie von unbedachten Gesten abhalten. Leo beobachtete meine etwas verkrampfte Sitzhaltung und zog die Augenbrauen hoch.
    „Du brauchst erst mal was zu trinken“, erklärte er. „Herr Kellner, bringen Sie bitte eine Flasche Plume Chardonnay, aber den 2012er.“
    „Und wenn ich lieber ein Bier möchte?“ protestierte ich, nur zur Probe. Der Kellner blickte interessiert zu Leo, gespannt, wie er auf diesen Vorstoß reagieren würde.
    Doch der lachte nur amüsiert. „Dein Wunsch sei mir Befehl! Bitte bringen Sie uns erst mal zwei Jever vom Fass.“
    Der Kellner gab sich Mühe, unbeteiligt zu wirken, und nickte.
    Ich fühlte, wie ich errötete. „Vielleicht hättest du ja lieber den Wein.“
    „Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bekomme schon genau das, was ich möchte.“ Schon wieder einer dieser intensiven Blicke, die mein Innerstes aus dem Rhythmus brachten. Eins war klar: Er meinte nicht das Bier. Oder jedenfalls nicht nur.
    „Ach ja, und übrigens: Ich suche das Essen aus“, ergänzte er. Da war er wieder. Der befehlsgewohnte Ton. Nur mühsam brachte ich meinen zappelnden Stolz zur Ruhe.
    Wir stießen mit dem Bier an. Ich tat einen tiefen Zug in der Hoffnung, damit mein erhitztes Inneres abzukühlen. Der kühle, leicht bittere Geschmack verfehlte seine Wirkung nicht. Meine Muskeln entspannten sich etwas, und ich konnte mich bequemer hinsetzen.
    „Du hast Schaum auf der Lippe“, stellte Leo fest. Und leiser: „Ich möchte ihn dir wegküssen.“ Sein Blick ruhte unverwandt auf mir. Erwartungsvoll.
    „Nein!“ Hastig wischte ich mich mit der Serviette ab. Musste er mich unbedingt in Verlegenheit bringen?
    „Schade. Das war so ... heiß.“
    Seine Miene sagte, was er mit Worten nicht aussprach. Ich will dich. Jetzt. Hier.
    Wie sollte ich dieses Abendessen ohne Herzkasper überstehen? Mein Puls war schon jetzt nicht mehr zu beruhigen. Meine Stimme gehorchte mir kaum, als ich sagte: „Bitte … die Leute … ich …“
    „Schon gut. Entschuldige. Ich werde nichts mehr über diesen wahnsinnigen Anblick deiner Lippen sagen.“ Zum Glück kam gerade unsere Vorspeise.
    Obwohl ich glaubte, kaum einen Bissen herunter zu bringen, aß ich mit Appetit. Die gratinierten Jakobsmuscheln, die Leo ausgesucht hatte, hatten eine ganz leicht knusprige, zart goldgelbe Käsekruste. Wenn man sie öffnete, dampfte die heiße Füllung darunter noch. Er betrachtete mich, während ich jeden Happen vorsichtig an meine Lippen führte in der Angst, mich zu verbrennen. Wenn unsere Blicke sich trafen, begannen seine Augen zu strahlen.
    „Das war unglaublich gut“, sagte ich, als die Teller abgetragen wurden.
    „Ich wusste, es würde dir schmecken. Es macht Spaß, mit dir zu essen. Du weißt zu genießen.“
    Das klang nach einem Kompliment, und ich sagte artig

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