Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
Sprüche, die ihr nach den Konzerten zu den Mädchen sagt? Muss Oliver die jetzt auch auswendig lernen?«
    Zum ersten Mal guckte Luis verärgert. »Was soll der Mist? Ich bin echt nicht der Aufreißertyp. Ich spiele bloß Gitarre. Hast du ein Problem mit mir? Dann sag es mir doch einfach ins Gesicht und eiere nicht herum.«
    Julia ruderte zurück. »Okay. Das war nicht nett. Bei Leuten aus der Stadt bin ich erst einmal misstrauisch, die erzählen immer viel Unsinn. Wir sehen uns sicher, ich schaue mir mal eure Proben an, wenn ich Zeit habe. Im Augenblick bin ich rund um die Uhr eingespannt, ich muss meiner Mutter beim Ernten helfen. Sie hat einen kaputten Rücken, kapiert?« Sie trat in die Pedale und fuhr langsam los.
    Ohne Luis anzusehen, sagte sie: »Ach, übrigens. Oliver wollte auch unbedingt mal Bauer werden und das hätte sicher toll geklappt. Er hat damals sogar den neuen Mähdrescher meines Vaters gelenkt, da war er erst vierzehn. Nicht alle Bauern sind Idioten. Und manche können sogar geil singen.«
    Luis sah sie verblüfft an. In diesem Augenblick klingelte sein Telefon. Es war die Melodie von »Hollywood Hills«. »Hey, was geht ab. Hier Luis.«
    Julia fuhr eilig los. Plötzlich wollte sie nur noch weg.
    »Bis bald, Schneewittchen«, rief Luis ihr hinterher. Sie hörte ihn in das Telefon lachen und spürte, dass er ihr nachsah. Erleichtert verschwand sie um die nächste Kurve. Die Begegnung mit Luis hatte sie auf eine seltsame Weise aufgewühlt. Gleichzeitig fühlte sie sich zu Tode erschöpft. Wenigstens die Schmerzen hatten nachgelassen. Immer noch wusste sie nicht, wohin sie eigentlich unterwegs war. Nach Hause auf gar keinen Fall.

7
    O livers Wunsch ging nicht in Erfüllung.
    Seine Mutter war da. Bereits als er die Haustür aufschloss, konnte er sie riechen. Es war dieses süßliche Parfüm, das sie bei besonderen Gelegenheiten benutzte. Es verursachte seit Jahren einen spontanen Würgereiz in seiner Kehle.
    »Oliver? Bist du das, Liebling?« Ihre Stimme klang beinahe eine Oktave höher als sonst. Meist hatte sie nur ein unfreundliches Brummen für ihn übrig. Wenn sie ihn überhaupt wahrnahm.
    »Komm doch zu uns. Wir sind in der Küche.«
    In Olivers Kopf meldeten sich sämtliche Alarmglocken. Warum sprach seine Mutter so merkwürdig mit ihm, und wer zum Teufel war »wir«?
    Er stellte seinen Rucksack in der Garderobe auf den Schuhschrank und ging eilig in die Küche.
    »Hallo, Mutter«, sagte er und starrte den Mann an, der am Küchenfenster stand und ihn verlegen anschaute. Er war komplett weiß gekleidet. Weißes Hemd, weiße Hose, weiße Slipper. Dafür leuchtete seine Haut umso farbenprächtiger, denn er war an beinahe jeder bloßen Stelle tätowiert.
    »Das ist Walter, mein Verlobter«, sagte seine Mutter hastig. Offensichtlich verschwendete sie keine Zeit damit, um den heißen Brei herum zu reden. Bis zu dieser Sekunde hatte er nicht einmal gewusst, dass sie einen Freund hatte. Ausnahmsweise trug sie keine Jogginghosen mit ausgeleierten T-Shirts darüber. Aber Oliver war sich nicht sicher, ob ihm ihr neues Outfit besser gefiel. Ihre Füße waren geschwollen, ganz sicher von der Hitze, und steckten in gelben Absatzschuhen, die eindeutig eine Nummer zu klein waren. Nicht nur farblich war der knallgrüne Minirock darüber eine echte Herausforderung für das Auge des Betrachters. Die weiße Bluse war deutlich zu eng und Oliver erwartete jede Sekunde, dass sie aufplatzen und ihre großen Brüste freigeben würde. Denn wie immer trug sie keinen BH .
    Auch wenn er sich schon lange damit abgefunden hatte, dass seine Mutter sich entweder gehen ließ oder keinen Geschmack bewies. In diesem Augenblick schämte er sich ganz fürchterlich für sie. Und dieses Gefühl trieb ihm die Schamröte bin in die Ohren.
    »Ach, guck mal. Da wird er noch rot, der Bengel. Dabei ist er schon fast volljährig«, rief seine Mutter überdreht. Sie blinzelte heftig, weil sie trotz ihrer Sehschwäche ihre Brille nicht aufhatte. Die passte aber vermutlich nicht zu ihrem dunkelblauen Lidschatten.
    Ärger stieg in Oliver hoch. Seine Mutter war als peinlicher Laubfrosch getarnt und stellte ihm gerade ohne Vorwarnung ihren tätowierten Märchenprinzen vor. Wer blieb dabei schon entspannt?
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Oliver«, sagte der Typ und beugte sich vor, um ihm die Hand zu reichen.
    Aha, der Fremde konnte sprechen. Also war er zumindest keine Halluzination. »Wir werden bestimmt beste Kumpel.« Er zögerte, weil

Weitere Kostenlose Bücher