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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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als die Tür ins Schloss fiel.
    Walter hatte offensichtlich alles im Griff. Er war der wahr gewordene Albtraum.
    Oliver hatte immer gedacht, dass er und seine Mutter einen Level an Chaos und Hass erreicht hatten, der nicht mehr zu toppen war. Aber er hatte sich geirrt.
    Hinter seiner Stirn meldete sich pochend ein schrecklicher Kopfschmerz. Manchmal wurde ihm sterbensübel davon.
    Er öffnete das Eisfach. Gähnende Leere bis auf die tiefgefrorene Pizza.
    Oliver legte sich auf die Küchenbank und streckte sich aus. Er packte sich die Pizza eingeschweißt auf den Kopf wie ein Cold Pack, um den Schmerz zu lindern und schloss die Augen.
    Seine düsteren Gedanken verwirrten sich und vermengten sich schließlich mit Musikfetzen seiner Lieblingsband Sunrise Avenue , bevor er in einen traumlosen Schlaf fiel.
    Als Julia vor Olivers Haus stand, konnte sie sich erst gar nicht erklären, wie sie dort hingekommen war. Eigentlich hatte sie nur so schnell wie möglich vor Luis flüchten wollen, denn schlagartig hatte sie es nicht mehr mit ihm ausgehalten.
    Ohne Zögern kletterte sie auf die alte Kastanie und machte es sich zwischen den breiten Ästen gemütlich. Fühlte sich noch genauso gut an wie früher. Von dort aus konnte man am besten in Olivers Wohnung schauen.
    Als sie zusammen in die Grundschule gingen, hatte sich Julia häufig auf der Kastanie verborgen, bis seine Mutter zur Spätschicht ins Krankenhaus ging. Dann hatten beide es sich mit einem Berg Süßigkeiten gemütlich gemacht und den ganzen Nachmittag Fernsehen geschaut, bis Julia zum Abendbrot nach Hause musste.
    Als sie älter wurden, war er lieber mit ihrem Vater auf den Acker mitgegangen.
    Eigentlich schade.
    Sie beugte sich vorsichtig weiter vor. Der Zweig knackte gefährlich. Die eine Hälfte des Baumes war morsch. Das war Julia gar nicht aufgefallen, als sie ihn erklommen hatte.
    Seltsam, sie konnte niemanden in der Wohnung entdecken, obwohl Olivers Fahrrad vor der Tür stand. Vielleicht hatte ihn Tom ja mit dem Auto abgeholt. Seinem knallroten Angeber-Schlitten.
    Ausgerechnet dieser Pontiac Firebird war Olivers Lieblingskarte im Autoquartett gewesen. Daran erinnerte sich Julia noch genau.
    Nach einem heftigen Streit ließ sie die Karte verschwinden, um Oliver zu ärgern. Er war stinksauer geworden, und das fand Julia zuerst ziemlich witzig. Aber dann war er zu ihrem Vater gerannt und hatte Julia beschuldigt, die Karte geklaut zu haben. Das fand Julia echt mies. Warum holte er sich ausgerechnet bei ihrem Vater Hilfe?
    Irgendwie hatte sie danach nicht gewagt, die Spielkarte zurückzuschmuggeln, aber sie fand, Oliver war selber schuld und hatte ruhig mal einen Dämpfer verdient.
    Lustig, dass ihr das ausgerechnet jetzt wieder einfiel.
    Auf einmal hielt sie es auf der Kastanie nicht mehr aus.
    In Zeitlupentempo schob sie sich zurück in das stabile Innere der Baumkrone und hangelte sich nach unten auf den weichen Erdboden.
    Im nächsten Augenblick stand sie vor Olivers Wohnungstür und klopfte laut.
    Niemand öffnete.
    Sie wartete kurz, dann lief sie eine halbe Treppe höher und öffnete das Fenster zum Hof. An der Brüstung befand sich ein schmaler Mauervorsprung, auf dem ein Blumenkasten befestigt war.
    Julia lächelte. Der Kasten war mit zwei Kakteen bepflanzt, Greisenhäuptern. Oliver und sie hatten sich halb totgelacht, als sie die Kakteen einpflanzten und sich vorgestellt, dass sie spätestens mit hundert genauso runzelig und weißköpfig aussehen würden. Sie fasste beherzt in den Blumenkasten und wühlte in der trockenen Erde. Schließlich zog sie einen schmalen Schlüssel heraus. Sie wischte ihn an ihrer Jeans sauber und rannte zurück zur Wohnung.
    Julia legte ihr Ohr an die Tür und lauschte erneut.
    Erst dann steckte sie den Schlüssel in das Zylinderschloss und öffnete.
    Der Flur war schmal und dunkel. Zielstrebig durchquerte Julia ihn und öffnete eine weitere Tür. Dahinter befand sich das Zimmer von Oliver.
    Julia sah sich unschlüssig um. Schließlich zog sie die Schreibtischschublade auf und kramte darin herum. Sie entdeckte einen honiggelben Bernsteinanhänger an einem Lederband und probierte die Kette kurzerhand an. Neugierig betrachtete sie sich damit in der Spiegelung des Fensterglases.
    Für eine Hundertstelsekunde erwog sie, die Kette einfach einzustecken. Aber am Ende legte sie den Bernstein doch lieber zurück in die Schublade. Vielleicht war er ja ohnehin für sie bestimmt.
    Danach nahm sie sich die Schränke vor.
    Oliver besaß nicht

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