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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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waren.
    Und gerade jetzt, als Oliver kurz davor war, das auch zu erkennen, tauchte Lotte auf und versuchte alles zu zerstören, was für Julia und Oliver wertvoll war. Aber das würde Julia auf gar keinen Fall zulassen.
    Wichtig war jetzt vor allem, dass sie einen kühlen Kopf bewahrte. Die Art, wie Lotte Oliver öffentlich anhimmelte, verursachte bei ihr eine kaum auszuhaltende Wut. Am liebsten hätte sie sich mit ihr geprügelt, wie sie das in der Grundschule auf dem Schulhof gemacht hatte. Sie war damals das einzige Mädchen, das auch mal bei einer Schlägerei dabei war. Die Jungs fanden das richtig cool. Die Lehrer weniger. Momentan war das leider keine geeignete Methode.
    Wenn Jungs erwachsen wurden, wollten sie Mädchen beschützen und fanden es nicht mehr so klasse, wenn diese ihre Geschicke selber in die Hand nahmen.
    Wie auch immer.
    Sie durfte jetzt auf keinen Fall die Nerven verlieren, sonst war alles verloren.
    In diesem Moment klingelte ihr Handy und meldete eine SMS .
    Für eine Tausendstelsekunde hatte sie gehofft, dass Oliver wissen wollte, ob es ihr besser ging. Aber es war schon wieder nur Luis. Und er hörte sich wirklich besorgt an.
    Aus einer Laune heraus schrieb sie ihm zurück.
    Hey, du – wie soll es mir gehen? Ich sterbe. Aber das kümmert ja sowieso niemanden mehr. See you in heaven. Ju
    Sie beschloss, die Küche aufzuräumen und nicht wie sonst alles liegen zu lassen, damit ihre Mutter nicht gleich einen Anfall kriegte, wenn sie nach ihrem ersten Markttag nach Hause kam, und danach den Stier bei den Hörnern zu packen und im Probenraum vorbeizuschauen.
    Gerade als sie Brot und Käse wegpacken wollte, entdeckte sie die Visitenkarte des Notarztes. Er hatte darauf eine Telefonnummer notiert und Julia erinnerte sich, dass er ihrer Mutter diesen Psychologen vermitteln wollte.
    Entschlossen zerriss sie die Karte.
    Sie hatte von nervigen Seelenklempnern bis an ihr Lebensende genug. Es war natürlich völliger Quatsch, dass sie immer noch litt, weil ihr Vater verunglückt war. Ziemlich abwegig, was sich ihre Mutter da zurechtreimte.
    Das Leben ging weiter, so grausam das klang.
    Ja, sie vermisste ihren Vater. Aber der Unfall war für sie endgültig abgehakt.
    In diesem Moment kam Fredo in die Küche und streckte schnuppernd seine Nase in die Luft. Julia stellte ihm den Teller mit den Spiegeleiresten auf den Fußboden und er schleckte ihn voller Begeisterung ab.
    Danach sprang er auf den Küchentisch, in der Hoffnung auf mehr und haute seine Zähne in den Käseklumpen.
    »Runter!«, herrschte Julia ihn an. Anstatt zu gehorchen, fauchte Fredo zurück und fraß seelenruhig weiter.
    »Schluss und aus«, befahl Julia. Sie packte ihn unsanft an seinem Fell und zerrte ihn weg. Fredo wehrte sich gereizt und verpasste ihr zwei blutige Kratzer. Julia schrie schmerzerfüllt auf, schnappte ihn sich und warf ihn kurzerhand aus dem Fenster.
    Ihr Arm blutete heftig.
    Sie rannte ins Badezimmer und holte sich das Fläschchen Alkohol, um die Kratzer zu desinfizieren. Die Wunde brannte wie das Fegefeuer.
    Im selben Augenblick klingelte es an der Haustür.
    »Luis!«
    Für einen Moment war Julia so verblüfft, dass sie nichts weiter rufen konnte als seinen Namen und ihn anzustarren.
    »Hey, Schneewittchen«, sagte Luis und guckte unsicher über ihre Schulter.
    »Bist du allein zu Hause? Ich bin auch nicht die böse Stiefmutter.«
    Julia nickte. »Bin ich. Meine Mutter ist diese Woche auf dem Bauernmarkt. Was willst du hier?« Sie klang schroffer, als sie das beabsichtigt hatte. Aber sie mochte es nicht so gerne, wenn man sie unaufgefordert besuchte.
    »Na, nach deiner Weltuntergangs- SMS wollte ich doch mal nachschauen, wie es dir geht«, sagte Luis und lächelte sie entwaffnend an. Er zog prüfend Luft durch die Nase. »Bist du schon beim Leichenschmaus oder was? Ich rieche Speck.«
    Gegen ihren Willen musste Julia über ihn lachen. »Du bist ein Idiot«, sagte sie. »Aber du hast recht. Bevor ich zur Hölle fahre, wollte ich mir noch mal schnell den Bauch vollschlagen. Hast du Hunger?«
    Das ließ sich Luis nicht zweimal sagen. »Na klar«, strahlte er und steuerte zielstrebig die Küche an, als ob er seit Jahren bei Julia ein und aus ging.
    »Ich sage jetzt nicht, dass der Himmel besser für dich geeignet wäre«, lege er nach, als er sich an den Esstisch setzte. »Auch wenn Mädchen das immer gerne hören möchten. Ich glaube nämlich, du tust nur so furchtbar unschuldig.«
    Er zeigte auf ihren zerkratzten Arm.

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