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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Hamburg zieht oder ob ich beschließe, für eine Weile mit Shiva und ihrem Zirkuswagen mitzureisen … keine Ahnung, was sonst noch alles passiert, aber es wird super aufregend und abenteuerlich … und egal, wo ich bin, ich werde immer an dich denken. Ach, und wenn du dann mal Kummer hast, Liebeskummer zum Beispiel …«, er grinste zum ersten Mal, »dann bin ich auch immer für dich da.« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Ich werde die Schule nicht fertig machen, für mich ist mit diesem Schuljahr Schluss. Ich muss raus aus dem Kaff, das ist alles, was ich weiß. Aber natürlich gibt es noch eine fette Abschlussparty, bevor ich hier endlich für immer abhaue.«
    Er sah Julia erwartungsvoll an.
    »Lotte zieht mit dir nach Hamburg?«, flüsterte sie schockiert. »Und welche Shiva?« Sie fing wieder an zu zittern.
    Oliver sah sie verwundert an. »Alles in Ordnung, Julia? Hast du schon was gegessen heute? Na, also, das mit Hamburg war so eine Schnapsidee von Lotte. Erst war ich nicht so begeistert, aber warum eigentlich nicht? Sie könnte die Gigs organisieren und schön spießig für mich kochen, und ich mache Kohle mit der Musik. Ausprobieren könnte man das schon, oder findest du es ganz daneben? Und Shiva ist doch diese Puppenspielerin aus dem Zirkus mit der Indianermähne. Sie suchen dringend Praktikanten. Wäre doch irgendwie cool auf diese Art durch die Welt zu reisen. Wie die Cowboys in Texas, nur moderner.«
    Er sah auf seine Armbanduhr.
    »Sorry«, sagte er zum dritten Mal. »Ich muss jetzt eigentlich los zu Lotte und dem Pferd. War’s das oder wolltest du noch was Wichtiges mit mir besprechen?«
    Julia schüttelte den Kopf. »Alles im grünen Bereich«, sagte sie. »Schieb los, damit du die Hinrichtung nicht versäumst.«
    Oliver lachte heiser. »Boah, dein Humor ist manchmal echt an der Kante. Aber cool. Ich bin jetzt auch nicht so der Pferdenarr. Aber das ist schon traurig. See you!«
    Er berührte ihr Gesicht und strich die Locke aus ihrer St irn. »Schneid diese alberne Strähne doch mal ab«, schlug er vor. »Stört es dich nicht, wenn sie dir ständig in den Augen herumhängt?«
    Julia wurde mitten in der Nacht wach.
    Sie stand auf, weil sie ein Geräusch gehört hatte, und ging hinüber zum Fenster, um hinauszuschauen. Es war beinahe Vollmond, und die Bäume warfen ihre Schatten wie Spinnenbeine in den Garten.
    Sie glaubte etwas in die Büsche huschen zu sehen, konnte aber nicht erkennen, was es war. Bereits am nächsten Tag wusste sie nicht mehr sicher, ob es das quälende Rauschen in ihrem Kopf gewesen war, das sie aufgeweckt hatte, oder der Ruf eines Tieres.
    Erst im Morgengrauen schlief sie schließlich ein.
    Es war schon strahlender Sonnenschein, als sie von einem entsetzlichen Schrei geweckt wurde. Als sie hinauslief, fand sie ihre Mutter zitternd mitten im Hof. Sie zeigte auf Fredo zu ihren Füßen.
    Auf den ersten Blick ruhte der Kater so friedlich da, als ob er schlief.
    Doch seine gebrochenen toten Augen starrten anklagend in den blauen Himmel. Dann entdeckte Julia den feinen roten Blutfaden in seinem Fell. Sie drehte sich zur Seite und übergab sich.
    Jemand hatte eine dünne Drahtschlinge um seinen Hals gewunden, und ihren Kater damit auf die grausamste Weise erwürgt.

22
    O liver weinte.
    Kurz nachdem Julia ihren toten Kater entdeckt hatte, war sie ohnmächtig geworden und nicht wieder aufgewacht. Der Arzt hatte ihrer aufgebrachten Mutter erklärt, Julia sei nicht bewusstlos, sondern sie befände sich in einer Art Schockzustand. Damit sie mit dem grausamen Ereignis fertig werden könne, hätte sich ihr Körper quasi selber eingefroren. Das würde im schlimmsten Fall Tage dauern und wäre in der Regel nicht lebensgefährlich. Aber eine genaue Prognose wollte er lieber nicht stellen. Man musste einfach abwarten.
    Oliver war zuerst verwundert gewesen, als Julias Mutter ihn anrief, aber als er ihre Stimme hörte, wusste er sofort, dass etwas Schreckliches passiert war.
    Tom hatte ihn mit dem Firebird sofort ins Krankenhaus gefahren.
    Seitdem saß er an Julias Bett und schaute sie an.
    Die Nachtschwester, die gerade ihren Rundgang gemacht hatte, war noch ganz jung. Oliver erinnerte sich, dass sie auch bei seinem Konzert gewesen war und ein Autogramm wollte, das er mit Edding auf ihren Bauch schreiben musste.
    Als sie ihn jetzt erkannte, war sie ein wenig verlegen, und fragte errötend, ob sie ihm das Bett im Besucherzimmer fertig machen solle, damit er ein paar Stunden schlafen könnte.

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