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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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schwindlig. Er küsste ihre weichen Lippen und wünschte sich gleichzeitig, dass dieser Augenblick nie vorübergehen würde.
    »Junger Mann, was gibt das denn?« Eine Hand packte Oliver von hinten an seinem Shirt und zog ihn energisch weg.
    Anscheinend hatte die kleine Nachtschwester die ältere Stationsschwester vorgeschickt, um nach dem Rechten zu sehen, solange Oliver da war.
    Oliver wurde puterrot. »Das ist wirklich nicht … es ist nicht so, wie Sie denken«, stammelte er.
    Die Stationsschwester stemmte die Hände in die Hüften und sah Oliver finster an. »Zehn Sekunden gebe ich Ihnen für eine schlüssige Erklärung«, sagte sie. »Danach fliegen Sie im hohen Bogen raus und lassen sich bei uns nie wieder blicken.«
    Oliver schwieg verzweifelt.
    »Und?«, sagte die Stationsschwester drohend. »Wird’s bald?«
    Oliver holte tief Luft. »Julia hat … Julia ist …« Er suchte vergeblich nach den richtigen Worten.
    »Ich will, dass Oliver hierbleibt«, sagte Julia hinter ihnen mit leiser Stimme.
    Die Stationsschwester und Oliver fuhren gleichzeitig herum und starrten Julia verblüfft an.
    Julia richtete sich in Zeitlupentempo auf. »Ich will, dass er hierbleibt«, wiederholte sie und bekam vor Anstrengung ein ganz rotes Gesicht.
    »Warum haben Sie denn nicht geklingelt und sofort Bescheid gegeben, dass die Patientin aufgewacht ist?«, herrschte die Stationsschwester Oliver an. »Das ist doch hier kein Privatsanatorium, in dem jeder tun und lassen kann, was er will. Ich werde gleich mal den Arzt rufen.«
    Sie machte einen entschlossenen Schritt auf Julia zu und zupfte fürsorglich die Kissen in ihrem Rücken zurecht, damit sie besser sitzen konnte. »Wie geht es Ihnen, Herzchen?«, fragte sie. »Bloß nichts überstürzen. Brauchen Sie etwas?«
    Julia nickte. »Ich hab schrecklichen Durst«, klagte sie. »Darf ich was trinken?«
    Die Stationsschwester nickte. »Aber natürlich. In der Küche ist noch jede Menge Eistee vom Nachmittag. Ich bin in einer Minute wieder zurück.«
    Der letzte Satz galt Oliver. Sie sah ihn warnend an, als ob sie nicht sicher wäre, ob sie ihn mit Julia wirklich wieder alleine lassen konnte. Eilig verschwand sie.
    »Julia!«, sagte Oliver. Er streckte seine Hand nach ihr aus, wagte aber nicht, sie zu berühren. »Es tut mir so leid, dass …« Seine Stimme begann plötzlich zu zittern und er konnte nicht mehr weitersprechen.
    Julia lächelte ihn glücklich an. »Was tut dir leid? Dass du mich geküsst hast? Würdest du es noch ein zweites Mal tun?«

23
    O liver wusste immer noch nicht genau, was gestern mit ihm und Julia geschehen war. Fakt war, dass er Julia nicht aus Mitleid geküsst hatte, sondern weil er es wirklich wollte.
    Oliver glaubte nicht an Wunder, er war viel mehr der sachliche Typ. Deshalb war er im Nachhinein sicher, dass es nicht sein Kuss gewesen war, der sie aus ihrem Tiefschlaf aufgeweckt hatte. Er hatte keine übersinnlichen Kräfte. Es war einfach ein völlig irrer Zufall gewesen.
    Wie der Arzt vorausgesagt hatte, wusste man einfach nicht, wie lange so ein Schockzustand im Einzelfall dauerte.
    Oliver konnte sich ohne Weiteres eingestehen, dass er nur nach einem triftigen Grund gesucht hatte, sie zu küssen. Niemals zuvor war ihm das in den Sinn gekommen, aber ihr überirdisch schöner Anblick hatte ihn einfach dazu verführt.
    Was ihn dabei verwirrte: mit Lotte hatte sich für ihn trotzdem nichts geändert. Aber Julia und Lotte konnte man ohnehin nicht miteinander vergleichen.
    Er wusste, dass ihn das früher oder später in Schwierigkeiten bringen würde, aber er hatte gerade echt keine Lust, darüber nachzudenken. Es ging ihm super, auch wenn dieser hinterhältige Katzenmord einen dunklen Schatten auf die Geschichte warf.
    Wäre die Stationsschwester nicht so schnell mit dem Arzt zurückgekehrt, hätte er Julia immer weitergeküsst und noch mehr. Dieses aufregende Gefühl wollte er gerne einfach genießen.
    Nachdem Julia aufgewacht war, durfte Oliver nicht mehr länger im Krankenhaus bleiben. Er hatte zwar dagegen protestiert. Schließlich hatte Julia noch gar nicht über Fredo gesprochen.
    Aber der Arzt hatte ihn in einem Vier-Augen-Gespräch beruhigt. Julia war zunächst über den Berg, musste aber noch ein, zwei Tage im Krankenhaus bleiben und man würde genau beobachten, wie sie sich entwickelte.
    Auf jeden Fall wollte Oliver sie heute direkt nach den Proben wieder besuchen, das hatte er ihr versprochen.
    Lotte fing Oliver bereits vor dem Probenraum ab und

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