Herzgespinst - Thriller
Hitze.« Dabei vermied sie es, Luis anzusehen.
»Wo wohnst du denn?«, fragte Tom. »Ich fahr schnell bei dir vorbei.«
Julia richtete sich auf und sagte heftig: »Ich will aber nicht nach Hause. Ich bin extra los, um euch bei den Proben zuzuschauen. Oder hast du was dagegen?«
Tom beobachtete Julia im Rückspiegel. »Nee, wieso. Du siehst allerdings immer noch wie ausgespuckt aus, wenn ich das mal sagen darf. Aber Testpublikum vor Ort ist immer gut. Du kennst die Leute hier im Kaff bestimmt perfekt und kannst uns bei der Setlist beraten. Allerdings hat es in der Bude mittlerweile tropische Temperaturen. Ronnie versucht schon den ganzen Morgen, die Ventilatoren in Gang zu kriegen. Wenn du umkippst, sag bitte vorher Bescheid.«
Sie bogen in die Siedlung ab, und Tom legte vor dem Probenraum eine Vollbremsung hin, die Julia beinahe von der Bank katapultierte.
Lässig sprang er aus dem Firebird und begutachtete die dunkle Bremsspur.
»Die Bremsen funktionieren 1 A«, sagte er zufrieden und tätschelte stolz die Motorhaube.
Nachdem Julia und Luis ausgestiegen waren, wendete er, um Oliver und Lotte einzusammeln. »Bis gleich, und bleibt sauber«, rief er.
»Ich frag dich jetzt mal nicht, wo du vorhin hinwolltest«, sagte Luis. »Aber eines muss man dir lassen. Du hast wirklich Mumm in den Knochen. Ich hätte jede Wette gemacht, dass du dich von Tom nach Hause fahren lässt und dich heulend in dein Bett verkriechst.«
Julia sah ihn kühl an. »Ich bin eben nicht irgendein Mäuschen, das beim ersten Gegenwind kneift. Du kennst mich doch gar nicht.«
Luis grinste gutmütig. »Holla, jetzt holst du aber aus. Gib’s mir, Baby.«
Julia trank den Rest Wasser in einem Zug leer. »Ich finde deine Sprüche auf Dauer nicht besonders spannend. Hast du wenigstens dein Date gekriegt? Vielleicht kannst du ja dort punkten.«
Luis sah Julia verwirrt an. »Öhm. Habe ich gerade etwas verpasst? Ich sehe hier niemanden außer dir und der Wasserflasche. Und die hat nichts mehr für mich übrig, so wie ich das einschätze …«
Julia stöhnte genervt. »Diese Puppenspielerin mit den langen schwarzen Haaren. Du konntest dich ja kaum von ihr losreißen«, sagte sie knapp.
Luis bekam einen schrecklichen Lachanfall. »Nein, ist das geil«, prustete er los. »Dass ich das noch erlebe. Schneewittchen ist eifersüchtig. Dann geht doch noch was zwischen uns beiden. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Und nein: Ich habe sie nicht nach einem Date angebettelt. Das mache ich nur bei dir.«
Er strahlte sie aus seinen grünen Augen hingerissen an.
Julia merkte, wie sie rot wurde. Ziemlich dumm von ihr, dass sie sich zu so einer kindischen Bemerkung hatte hinreißen lassen. Jetzt dachte Luis bestimmt, dass sie ihn nur ein wenig zappeln lassen wollte, bevor er sie herumkriegte.
Na, eigentlich war es ihr wirklich egal, was er glaubte. Sie konnte es sich nicht leisten, ihn ganz zu vergraulen. Es war ein Schock für sie gewesen zu erleben, dass Lotte und Oliver immer noch zusammen waren.
Die lächerliche Konfrontationstherapie, die Luis im Sinn gehabt hatte, damit sie Oliver vergessen konnte und sich dafür in ihn verlieben, war völliger Quatsch. Das hatte sie aber von Anfang an gewusst. Sie hatte sich nur darauf eingelassen, damit sie Oliver und Lotte nicht ganz alleine begegnen musste.
Luis war als Rückendeckung nicht übel. Nicht mehr und nicht weniger.
Insgeheim hatte sie gehofft, dass Oliver auf Luis eifersüchtig sein würde, aber das war leider nicht passiert. Aber mit jeder Sekunde, die verging, liebte sie Oliver mehr. Sie konnte einfach nichts dagegen tun.
Sie musste sich einen Plan B überlegen, denn auf das Schicksal konnte sie nicht warten. Oder vielleicht doch?
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O liver hatte immer noch das Gefühl, dass er flog.
Der Zustand hielt seit dem Gig im Zollhaus an und er wünschte sich, dass er niemals wieder aufhörte. Die Bühnenshow war einfach überwältigend gewesen, mit der Band harmonierte er, als hätte er vorher nie etwas anderes gemacht.
Dass schließlich auch noch Lotte auftauchte und er sie endlich küssen konnte, wie er es sich die ganze Zeit gewünscht hatte, war das i-Tüpfelchen auf seinem steilen Trip nach oben gewesen, und er hörte gerade einfach nicht mehr auf.
Seine Songs kamen gut an, genau wie seine Stimme.
Er hatte die Plüschtiere und welkenden Rosen im Probenraum deponiert, damit seine Mutter ihn nicht für völlig durchgeknallt hielt.
So gut es Oliver sonst ging: Er vermisste Julias
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