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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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das nicht!«
    »Es würde doch nur in der Zeitung stehen«, argumentiert der Penner ganz vernünftig. »Liebe Frau Hempel. Überlegen Sie doch mal. Sie würden doch Unannehmlichkeiten bekommen. Es tut mir wirklich schrecklich leid.«
    »Ich bekomme Unannehmlichkeiten? Sie bekommen Unannehmlichkeiten! Und zwar nicht zu knapp!«
    Gerade bin ich bei meiner Handtasche angelangt, als das Handy auch schon summend darin herumzukrabbeln beginnt.
    O Gott, mein Termin. Mein Brezelkönig aus Stuttgart. Der Multimillionär mit dem Notar! Der steht bestimmt schon längst vor der Villa und wedelt mit den Geldbündeln!
    »Hallo!«, schreie ich gestresst, wobei ich mir das Handtuch mit einer Hand hinter dem Rücken zuhalte. »Immobilien Glücksgriff, Leben im Paradies, Juliane Hempel!«
    »Hallo, Mami«, flötet mir mein Kind entgegen, und ich bin so unsäglich erleichtert, dass ich heulen könnte. Fanny lebt. Ihr ist nichts passiert! Oder doch?
    »Wo bist du?«, entfährt es mir. »Warum rufst du um diese Zeit an?«
    »In der Schule, wo sonst! Mami, ich habe eine freiwillige Nachprüfung gemacht! An der Tafel! Mündlich! Vor der ganzen Klasse! Und ich habe eine Zwei in Mathe bekommen!«
    Ihre Stimme überschlägt sich fast vor Freude. »Eine Zwei, eine glatte Zwei!«
    Mit wackeligen Beinen sinke ich aufs Bett. »Ja, das ist … toll«, platze ich heraus. Wieso macht das Kind eine freiwillige Nachprüfung? Nach so einer Panikattacke? Vor der ganzen Klasse? Mündlich, an der Tafel? Woher hat sie plötzlich dieses Selbstbewusstsein?
    »Mami, ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Ja. Alles …« Ich muss mich zwingen, meine Stimme unter Kontrolle zu bekommen. »Alles ganz wunderbar.« Außer dass ein Penner in deinem Zimmer eingeschlossen ist und penetrant klopfend wieder raus will. Aber das erwähnen wir jetzt ausnahmsweise mal nicht. Auch dass er vermutlich nackt ist. Ich atme tief aus.
    »Mami, freust du dich denn gar nicht? Ich habe mich getraut! Der Rottweiler hat gesagt, das war fast eine Eins!«
    »O doch«, bemühe ich mich um Fassung. »Das ist … toll, einfach toll.«
    Etwas anderes fällt mir im Moment nicht ein. Der Penner nervt hinter der Tür.
    »Hören Sie auf zu klopfen!«, rufe ich halblaut, indem ich das Handy zuhalte. »Ich telefoniere!«
    »Mami? Wo bist du denn? Du hörst dich so gestresst an!«
    »Oh, ich bin … nur gerade zu Hause«, quietsche ich nervös, »wollte mich nur schnell umziehen.«
    »Und mit wem redest du?«
    »Mit niemandem!«
    »Doch, du hast gerade gerufen: ›Hören Sie auf zu klopfen!‹«
    »Ich meine … mit dem Briefträger. Der hat gerade ans Fenster geklopft.«
    »Der Briefträger klopft ans Fenster? Warum wirft er die Post denn nicht in den Briefkasten?«
    »Hören Sie auf damit!«, zische ich wutentbrannt. »Sie machen mich wahnsinnig!«
    »Mami?«
    »Weil er … ich glaube, er hat ein Einschreiben oder so was. Jedenfalls klopft er. Hörst du ja.« Ich halte das Handy an die Badezimmertür.
    »Ich komme schon!«, rufe ich zuckersüß. »Sekunde noch, lieber Briefträger, ich bin grad am Telefon!«
    »Ja dann … ich muss jetzt wieder rein«, beendet Fanny das Gespräch. »Die Pause ist vorbei. Ich kriege jedenfalls einen glatten Dreier im Zeugnis!«
    »Alles klar, mein Herz! Bin stolz auf dich!«
    Seufzend werfe ich das Handy auf die Bettdecke und überlege gerade, dass es wahrscheinlich Sinn macht, mir erst mal was anzuziehen, bevor ich den Penner in meine Gemächer lasse, als das Ding schon wieder nervös summend über meine Bettwäsche krabbelt.
    »Ja, mein Herz?«
    »Frau Hempel?« Eine fremde Männerstimme. Mist, der Brezelkönig.
    »Ähm ja! Hallo! Ich bin schon auf dem Sprung, bleiben Sie, wo Sie sind!«
    »Polizeidienststelle Weidenplatz. Eine Nachbarin meldet, bei Ihnen im Vorgarten stehe ein überladener Einkaufswagen?!«
    Mist. Ich hab’s gewusst.
    »Na und?«, versuche ich Zeit zu gewinnen. »Ist das verboten?«
    »Nein, aber die Nachbarin hat erwähnt, dass der Wagen eher aussieht wie der eines Obdachlosen. Wir wollten uns nur vergewissern, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist.«
    »Es ist doch mein Vorgarten, oder? Da kann ich doch reinstellen, was ich will!«
    »Solange es ihr eigener Einkaufswagen ist, natürlich!«
    »Wollen Sie mir unterstellen, dass ich Einkaufswagen stehle?«, echauffiere ich mich. Drinnen höre ich den Penner leise stöhnen.
    »Nein, natürlich nicht. Aber das erwähnte Objekt soll bis obenhin voll sein.«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, meine

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