Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
brülle ich entnervt. »Sie haben da noch Sachen drin? Holen Sie Ihren Scheiß da raus!«
    »Hallo?«, drängt der immer ungeduldiger werdende Brezelkönig am anderen Ende der Leitung. »Von außen habe ich es mir nun lange genug angesehen!«
    »Der Schlüssel liegt in der Garage!«, schreie ich panisch. »Rechts hinter dem Ersatzreifen! Gehen Sie ruhig schon rein! Bin in einer Sekunde da!«
    Das ist natürlich strengstens gegen alle Maklerregeln, einen Kunden unbeaufsichtigt ins Haus zu lassen, aber was soll ich denn machen, verdammt! Diesen dicken Fisch lasse ich doch nicht Korzkamp an den Angelhaken!
    »Sagen Sie noch mal genau, welche Hausnummer«, verlangt der Brezelkönig. »Nicht dass ich in ein fremdes Haus eindringe. Da mache ich mich ja strafbar!«
    Na, das wollen wir natürlich nicht. Ich raufe mir die Haare.
    Wütend blitze ich den Penner an, während meine Waschmaschine sich inzwischen schüttelt vor Schadenfreude. Da drinnen tanzen tausend Lumpenfetzen einen turboschnellen Valse vagabonde.
    »Sonnenhang Nummer neun!«, brülle ich in den Hörer. »Gehen Sie ruhig rein und machen Sie es sich schon mal gemütlich!«
    Jetzt kann der Penner noch gar nicht gehen! Weil er bis auf Socken und Mantel nichts zum Anziehen hat! Ich massiere mir die Schläfen. Er muss aber! Und zwar sofort!
    Dass ich überhaupt noch mit dem diskutiere!
    Wütend klappe ich das Handy zusammen.
    Der glaubt doch nicht im Ernst, dass ich ihn unbeaufsichtigt in meiner Wohnung lasse!
    »Das mit dem Gemütlichmachen galt nicht Ihnen, nicht dass Sie mich da falsch verstehen!«, schnaube ich zornig.
    Was mache ich nur? Panisch versuche ich die Waschmaschine zu öffnen, aber die lässt sich bei ihrem Schleuderprogramm natürlich nicht stören. Wütend schlage ich mit der flachen Hand auf die Waschmaschine, von der daraufhin eine einsame löchrige Socke segelt.
    Reflexartig will ich sie aufheben, aber dann pfeffere ich sie fluchend in die Ecke.
    »Warum sind Sie so nervös?«, fragt mich der Penner, während er sehr sorgfältig seine Lumpen zusammenfaltet. »Ich tue Ihnen doch nichts!«
    »Ich bin nicht nervös«, behaupte ich und versuche das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. Verkrampft lässig lehne ich mich an den Türrahmen. »Wenn Sie sich nun bitte beeilen würden!« Ich klopfe mit der Bürste auf meine flache Hand. »Sie bringen mich noch um den größten Deal meines Lebens! Aber dann bringe ich Sie um!«
    Seine dunkelbraunen Augen verengen sich eine winzige Spur, und er sieht richtig verletzt aus. Endlich hört er mit dem Sockenverstauen auf und erhebt sich vom Badewannenrand.
    »Und was ist mit dem Zeug da?« Ratlos zeigt er auf die sich immer hektischer drehende Waschmaschine.
    »Das werde ich Ihnen in eine Tüte packen und …« – Ja wohin mit dem Gelumpe? – »… und es Ihnen noch heute an den Gartenzaun stellen.«
    Man stelle sich das vor. Frau Hempel bringt ihrem neuen Hausfreund die gewaschene Wäsche an den Zaun. Wo er sie dann dankend abholt.
    Nein, das geht nicht. Da sieht sie Christiane. Und die ruft dann gleich wieder bei der Polizei an.
    »Ich werde es Ihnen …« Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren. »… an Ihre Bank bringen. Sie wissen schon. Die Bank unter der Trauerweide.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Er lächelt mich kurz traurig an, und ich fühle mich unendlich kalt und grausam. Mein Herz zieht sich zusammen, als hätte ich eine Zitrone darüber ausgequetscht.
    »Wenn ich morgen früh joggen gehe, bringe ich Ihnen den Kram mit.«
    »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«
    »Sie machen mir aber Umstände, Mann!«
    »Das tut mir sehr leid. Das wollte ich nicht.«
    »Sagen wir, morgen früh um neun? Sind Sie dann schon …« Zu Hause, kann ich ja wohl schlecht sagen. »Ansprechbar …?« Scheiße, das war diskriminierend. Ich beiße mir auf die Zunge. »Ich meine, wach?«
    Der Penner macht ein Gesicht, als wolle er sich einen Lachanfall verkneifen.
    »Neun Uhr ist eine gute Zeit. Das lässt sich einrichten.«
    »Vielen Dank für Ihr Entgegenkommen«, höhne ich, halb erleichtert, halb stinksauer.
    »Bis morgen früh also.«
    Führe ich wirklich so einen Dialog? Ich kann es selbst kaum glauben.
    »Kommen Sie jetzt endlich in die Gänge?«
    »Natürlich. Ich freue mich jetzt schon, Sie morgen früh zu sehen.«
    »Ich mich auch«, sage ich zerstreut.
    Endlich wendet er sich zum Gehen. Er ist mit nichts weiter bekleidet als dem Handtuch, das er sich um die Lenden geschlungen hat, mit seinem

Weitere Kostenlose Bücher