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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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zwinkere ihr unmerklich zu.
    Augenblicklich stecken wir beide unter einer Decke. Das hier werde ich mit meinem Töchterchen alleine regeln. Da stört Christiane nur.
    »Dann ist das Problem ja gelöst«, sagt Christiane gedehnt. Argwöhnisch schaut sie zwischen Fanny und mir hin und her. »Und auch die … Unterhosen, die zwei Pullover und die Windjacke oder was das mal war …« – zu meinem grenzenlosen Schrecken gräbt sie in dem Wäschewännchen, aus dem sie immer neue Klamotten zieht -, »… das braucht Fanny alles zum Malen.«
    Sie durchbohrt uns mit Argusaugen.
    »Ja«, sage ich.
    »Nein«, sagt Fanny, »das braucht unsere Theatergruppe. Zum Theaterspielen.«
    »Und warum war dieses Kissen im Müll?«
    Triumphierend hält Christiane mir Fannys Schmusekissen hin.
    »Ohne dich ist alles doof. Sonne: doof. Schmetterling: doof. Blümchen: doof.«
    Ich: doof!
    »Mama!«, schreit mich Fanny an und reißt das Kissen an sich, um beleidigt ihr Gesicht darin zu vergraben. »Das kannst du doch nicht einfach wegschmeißen !«
    »Halt!«, brülle ich und will es ihr entreißen. »Das hat der Phhhh … vor seinen Phhhh …« Ich wedele hilflos mit den Armen und schnappe nach Luft.
    »Also doch!«, sagt Christiane mühsam beherrscht. »Ihr könnt mir nichts vormachen. Ihr steckt mit einem … zwielichtigen Herumtreiber unter einer Decke.«
    Fannys Augen weiten sich. Sie begreift und wirft das Kissen von sich.
    Nun fliegt es schon zum zweiten Mal durch die Küche, dieses arme Kissen. Was das in letzter Zeit alles mitmachen musste. Ich unterdrücke ein Grinsen, als ich mir vorstelle, zu welchen Zwecken es in letzter Zeit missbraucht wurde.
    »Das muss auch mal in die Wäsche«, sage ich mit einem leichten Glucksen in der Stimme und hebe es mit spitzen Fingern auf. »Meinst du, es überlebt die Kochwäsche?«, frage ich Christiane betont harmlos.
    »Das brauche ich überhaupt nicht mehr«, beeilt Fanny sich zu sagen. »Aus dem Alter bin ich jetzt echt raus. Mama, du kannst es ruhig wegschmeißen.«
    »Also eines will ich euch sagen«, schreit Christiane plötzlich mit Tränen in den Augen. »Wenn ihr mich hier zur Minna macht, dann ohne mich.«
    Sie schleudert die Klamotten von dem Penner angewidert in das Wännchen zurück. »Eure Sachen bügele ich, aber für einen …« Sie sucht nach Worten und spuckt dann verächtlich aus: »… betrunkenen Rüpel, der bei anständigen Leuten betteln geht, rühre ich hier keinen Finger!«
     
    Als Christiane endlich weg ist, nehme ich mir meine Tochter zur Brust.
    »Fanny, komm, sei ehrlich jetzt: Hast du den Penner reingelassen?«
    Sie reißt unschuldig die Augen auf: »Nein, Mama, ich war in der Schule!«
    »Ja, aber wie ist er dann ins Haus gekommen?«
    »Weiß ich doch nicht!« Fanny zuckt mit den Schultern und beginnt, ganz gegen ihre Gewohnheit, ihre Schultasche aufzuräumen. Mit roten Ohren kramt sie eifriger als je zuvor in ihren Büchern und Heften.
    »Hier, Mama. Musst du dir anschauen. Eine Zwei in Mathe!«
    Sie strahlt mich an. »Der Rottweiler hat sogar was geschrieben!« Sie liest, jede einzelne Silbe betonend: »Na also, es geht doch, Fanny! Übung macht den Meister! Weiter so!«
    Ich werfe einen Blick auf die sorgfältig gezeichneten Quadrate, Rhomben, Trapeze und dergleichen mehr: »Das sieht tadellos aus. Sehr sorgfältig. Und wie hast du das auf einmal gelernt?«
    Sie zuckt mit den Schultern: »So halt?!«
    Ich stemme die Fäuste in die Hüften, genau wie sonst immer Christiane.
    »Fanny, hör mal zu. Ich will nicht …«
    »Du musst da unterschreiben.«
    »Was?«
    »Die Matheprüfung.«
    »Ach so, ja gut, okay.« Geistesabwesend suche ich nach einem Stift und unterschreibe. »Sehr schön. Wirklich, Fanny. Ich freue mich. Bitte lern weiter so.« – Dann ignoriere ich ihren Versuch, das Thema zu wechseln: »Wie konnte dieser Mann sonst ins Haus kommen?«
    »Mama, woher soll ich das wissen!« Fanny packt geschäftig ihr Matheheft wieder ein und verschwindet fast zur Gänze in ihrer Schultasche.
    Es ist so rührend, mein Kind so eifrig zu sehen!
    »Du hast ihm nicht zufällig die Zahlenkombination unserer Alarmanlage verraten?«, frage ich aufs Geratewohl.
    »Mama, spinnst du? Wieso sollte ich einem Penner die Alarmanlage erklären?« Am Ausmaß ihrer Entrüstung kann ich sehen, dass sie genau das getan hat.
    »Er hat mich im Bad überrascht«, sage ich streng. »Als ich gerade duschen wollte. Er war übrigens in deinem Zimmer.«
    Fanny will etwas erwidern, aber ihr

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