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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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bleibt der Mund offen stehen.
    »Warst du …?« Sie traut sich nicht, das peinliche Wort auszusprechen, und macht nur eine hilflose Handbewegung.
    »Hmhm«, sage ich und beiße mir auf die Lippen. »Und der Penner auch.«
    »Das ist ja voll peinlich !«, schreit Fanny entsetzt. »Mama, echt, ich habe damit nichts zu tun! Ich war in der Schule!«
    »Du kennst den Mann auch gar nicht näher?«, hake ich nach.
    »Nein!«, beteuert Fanny lautstark. »Ich weiß überhaupt nicht, wen du meinst !«
    Das glaube ich meinem lieben Kinde beim besten Willen nicht.
    »Pass auf, mein Herz«, sage ich und ziehe einen Stuhl heran. »Wenn du den Penner reingelassen hast, ist das eine Sache. Wenn du mich wiederholt anlügst, ist das etwas ganz anderes.« Ich schaue sie prüfend an.
    Plötzlich vergräbt sie ihr Gesicht an meiner Schulter und kringelt meine Haare zu kleinen Löckchen.
    »Es tut mir leid, Mami, es tut mir sooo leid!«, stammelt sie, und ich fühle etwas Nasses meinen Hals herunterrinnen. »Ich wollte dich nicht anlügen, aber als Christiane dabei war, wollte ich auch nicht die Wahrheit sagen!«
    »Dann sag die Wahrheit jetzt !«, fordere ich und halte das vor Reue schluchzende Kind auf Armeslänge von mir. »Bitte sieh mich an und hör mit dem Rumgewische an deinen Augen auf.«
    Fanny schaut mich schuldbewusst, aber doch ein bisschen trotzig an.
    »Mama! Dauernd machst du diese Wohltätigkeitssachen! Golfturniere hier und Chorkonzerte da, und mit dem Club der Unternehmerinnen spendet ihr ständig für wohltätige Zwecke und heimatlose Tiere«, sprudelt es aus ihr heraus.
    »Stimmt«, sage ich mit einer winzigen Spur Selbstzufriedenheit in der Stimme.
    »Ja, und ständig sagst du, ich soll nett zu ärmeren Kindern sein und nicht damit angeben, dass ich Markenklamotten trage. Ich soll meine Sachen teilen, und mein Spielzeug und meine alten Klamotten bringen wir zur Caritas und so weiter!« Fanny redet sich in Rage und hört mit dem Weinen wieder auf.
    »Immer predigst du mir, ich soll fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.«
    »Don Bosco«, freue ich mich. »Genau das ist auch mein Lebensmotto!«
    »Aber wenn ein Mann sich einfach nur mal waschen will?«, fragt Fanny und stupst mich kess an die Wange. »In einem ganz normalen Badezimmer? Dann fürchtest du dich vor Christiane ?«
    »Na du weißt doch, wie sie tratscht. So was ist in fünf Minuten Stadtgespräch! Du ahnst ja nicht, was für einen Ruf ich zu verlieren habe!«
    Triumphierend blickt Fanny mich an: »Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!«
    Für einen Moment bin ich platt.
    »Wenn ich es recht bedenke«, bemerke ich beiläufig, »hast du mich natürlich beim Wort genommen.« Ich reibe mir verlegen die Nase. »Aber wenn das jeder machen wollte, Fanny! Ich meine, so einen wildfremden Mann lässt man einfach nicht ins Haus, man weiß ja nicht, ob man ihm vertrauen kann.«
    »Mama! Dieser Mann ist total nett «, unterbricht mich Fanny.
    »Das mag schon sein, ich finde ihn ja auch nett, aber …«
    »Dann kann er sich also bei uns waschen?«, fragt Fanny mit leuchtenden Augen. »Und die Waschmaschine benutzen und das Bügeleisen? Bitte, Mama! Sag ja!«, bettelt sie und rüttelt an meinem Arm.
    »Nein!«, entgegne ich mit fester Stimme. »Nein, Fanny, das ist absolut unmöglich.«
    Fannys Strahlen erlischt sofort, und sie funkelt mich enttäuscht an. »Du hast also doch Schiss vor Christiane. Und vor den anderen …« – sie zeichnet spöttisch Gänsefüßchen in die Luft – »… wohltätigen Damen im Club der barmherzigen Schwestern!«
    »Quatsch«, wehre ich sofort ab. »Darum geht es nicht. Mir ist die Meinung der anderen piepegal.«
    »Aber warum darf er dann nicht ab und zu seine Klamotten bei uns waschen?«, beharrt Fanny. »Der ist einfach nur ein armer Mann …«
    »… hat Kleider nicht, hat Lumpen an!«, vervollständige ich ihr Plädoyer. »Schau, Fanny, das ist ein Obdachloser, der ganz tief gesunken ist …«
    »Na und!« Jetzt stemmt Fanny ihre Fäuste in die Hüften, genau wie vorhin Christiane. »Was weißt du denn, warum er gesunken ist!«
    »Weißt du es?«, frage ich streng.
    » Nein! Aber darum geht es nicht!« Wütend lässt sich Fanny auf die Küchenbank fallen, zieht die Knie an. Sie versteckt ihr Gesicht.
    » Du sagst immer, ich soll in meiner Klasse niemanden ausschließen, nicht mal die dicke Mathilde, auch wenn sie nicht die angesagten Klamotten anhat … Und ich lasse die dicke Mathilde mitspielen! Obwohl sie

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