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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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peinliche Geschichte mit Kirsten in der Mietwohnung lasse ich weg. Warum soll ich sie diesem Georg auf die Nase binden? Dafür macht es mir umso mehr Spaß, ihm zu schildern, wie ich mit null Euro in einem zehn Quadratmeter kleinen Büro mit meinem Einfraubetrieb angefangen und gleich am ersten Tag eine schicke Eigentumswohnung verkauft habe.
    »Sie sind ja ein Superweib«, sagt Georg, indem er mir einen Seitenblick zuwirft, den ich nicht deuten kann. Dumpf klatscht er mir mit seinen Strickhandschuhen Beifall.
    Wie soll ich denn das nun wieder verstehen? Will der mich verscheißern?
    »Jedenfalls konnte ich mit der Zeit eine Sekretärin einstellen und später noch einen tüchtigen Mitarbeiter«, überspiele ich meine Verlegenheit. »Das Wichtigste sind allerdings die persönlichen Beziehungen. Wenn man die nicht pflegt, nützen die schicksten Immobilien nichts.«
    »Hat Fanny mir alles schon erzählt.«
    »Ach.«
    »Ja, und ich verfolge Ihre Tätigkeit sehr genau in der Zeitung. In letzter Zeit schneide ich sogar alle Ihre Annoncen aus …« Eifrig kramt Georg in den Tiefen seines Bündels … »Hier!«
    Er hält mir ein paar zerfledderte Zeitungsausschnitte unter die Nase. »Das sind alles Sie.«
    Ich fasse mir an den Hals. Er treibt sich also weiterhin in meinen leer stehenden Villen herum? Er verfolgt systematisch, wo er Unterschlupf finden kann?
    »Sie hatten mir doch versprochen …«
    »Nein, Juliane, nein!« Beruhigend legt er mir seine Hand auf den Arm, und ich habe Mühe, das Lenkrad gerade zu halten. »Nicht, was Sie denken! Was ich versprochen habe, das halte ich auch!«
    »Warum in aller Welt schneiden Sie dann meine Annoncen aus?«, herrsche ich ihn an.
    »Nur so, Juliane. Nur so.«
    »Wie, nur so?« Ist der noch ganz dicht?
    »Der einzige Konkurrent, den Sie haben, ist Korzkamp Immobilien. Wusste gar nicht, dass das ihr geschiedener Mann ist.« Er lehnt sich zurück und schaut ins Leere: »Aber jetzt weiß ich es. Und jetzt weiß ich auch, was Sie antreibt.«
    »Ihm verdanke ich jeden meiner Adrenalinstöße«, stoße ich zwischen den Zähnen hervor. Ich schaue meinen Beifahrer von der Seite an: »Na ja, bis vor Kurzem jedenfalls.«
    »Und deshalb sind Sie auch immer so in Eile!« Georg nickt, als hätte er jetzt endlich Sinn und Zweck meiner ständigen Hetzerei erkannt.
    »Sieht nicht so aus, als hätten Sie viel Zeit für ein Privatleben.«
    »Dieser Beruf verlangt einem alles ab«, erkläre ich, während ich die Scheibenwischer kurz betätige, weil mir leichter Sprühregen die Sicht verdirbt. »Sie geben entweder alles oder nichts.«
    »Wie schade für Fanny.« Georg lächelt traurig. »Sie hätte so viel Aufmerksamkeit verdient. Und Liebe.« Er schaut mich herausfordernd an.
    So. Jetzt reicht es aber. Meine Fanny geht ihn gar nichts an. Und was seinen beruflichen Ehrgeiz anbelangt: Er hat sich ja offensichtlich für »nichts« entschieden.
    Wir sind so was von nicht kompatibel!
    Mehr Details aus meinem Privatleben bekommt er wirklich nicht zu hören. Jetzt drehen wir den Spieß mal um!
    »Und wie sind Sie so … zum … ähm … Aussteiger geworden?«, wechsele ich das Thema.
    Ausgerechnet in diesem Moment vibriert das Handy im Ladegerät.
    Eine Sekunde erwäge ich, es einfach klingeln zu lassen, aber dann reiße ich mich zusammen: »Sorry. Da muss ich drangehen.«
    »Klar.«
    Ja, wie guckt der denn?! So als wüsste er, auf welche Weise ich Fanny ständig vernachlässige?! Perplex friemele ich mir das Freisprechgerät ins Ohr.
    »Immobilien Glücksgriff, Leben im Paradies, schönen guten Morgen!«
    Es ist der Königssohn aus Jordanien, himself.
    Er fängt an, mit seinem stark akzentuierten Englisch auf mich einzureden, und ich antworte natürlich ebenfalls auf Englisch. Der Penner findet jetzt wahrscheinlich wieder, dass ich ein Superweib bin, jedenfalls taxiert er mich ziemlich spöttisch.
    Oder ist er wirklich beeindruckt ?
    Sofort schießt mir die Röte ins Gesicht, und meine Hände zittern leicht.
    Ich fühle mich wie im Film.
    Ich telefoniere mit einem Prinzen und fahre mit einem Bettler durch die Gegend.
    Wenn ich das in meinem Club erzähle!
    Ich würde mir am liebsten in den Arm kneifen.
    »Oh yes, Your Majesty, of course, you are welcome!«
    Das ist doch alles nur ein ganz abgefahrener, verrückter Traum!
    Doch offensichtlich ist es das nicht. Es kommt noch viel besser!
    Gestern hatte ich dem Prinzen von Zamunda noch mitgeteilt, dass der Tennisspieler das Geld diskret bar auf sein Konto in

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