Herzgrab: Thriller (German Edition)
Offensichtlich kamen hier nur selten Menschen vorbei.
Elena hantierte mit dem Besteck des Pick-Sets am Schloss der Holztür.
» Ja, ich weiß immer alles besser « , bockte sie. » Aber du bist nahezu perfekt, das macht mich wahnsinnig. «
» Ich perfekt? « , entfuhr es ihm. » Wäre ich das, hättest du dich sicher nicht betrunken und mit Dino eine Nummer in der Gartenlaube geschoben! «
Sie biss die Zähne zusammen. » Ich … «
Die Tür sprang auf. Gerink hob die Waffe.
» Pass auf, wohin du zielst « , zischte sie.
» Ich dachte, ich wäre so perfekt? « , sagte er zynisch und schlüpfte in das Museum.
Elena folgte ihm.
Drinnen roch es nach Papier und abgestandener Luft. Der Parkettboden knarrte. Gerink ging an einem Drehständer mit Broschüren und einer Nische mit staubiger Glasschiebetür vorbei. Zwei Ölgemälde hingen in einem Ausstellungsraum, daneben lag eine Cafeteria mit leeren Glasvitrinen. Dahinter sah er bereits die schwarze Metalltür, deren Türgriffe von einer Kette und einem massiven Sicherheitsschloss zusammengehalten wurden.
Gerink legte das Ohr ans Metall. » Teresa? « , rief er in den Türspalt. Keine Antwort.
» Du warst nie eifersüchtig « , flüsterte sie. » Ich weiß, das ist eine deiner Stärken, aber das macht mich krank. Du bist immer so beherrscht und nett ! Ich dachte schon, ich wäre dir gleichgültig. Nach meinem Fehltritt auf Dinos Feier bist du zum ersten Mal ausgerastet, hast die Vitrine zerschlagen und … «
» Red nicht so viel, gib mir lieber mein Pick-Set « , sagte er.
Sie reichte ihm das Werkzeug. » Damit bekommst du dieses Schloss niemals auf. «
Gerink gab keine Antwort. Das Schloss sprang auf, er zerrte die Kette mit einem Rasseln durch die Türgriffe und zog die zweiteilige Metalltür auf. Ein muffiger Kellergestank schlug ihm entgegen. Eine breite Steintreppe führte in die Dunkelheit. Er drückte den Lichtschalter an der Wand. Nichts.
» Ja, ich bin nicht immer so impulsiv wie du « , presste er schließlich hervor. » Und du hast recht, ich bin nicht so schnell eifersüchtig. Aber das heißt noch lange nicht, dass es mich kaltlässt, wenn meine Frau mit einem anderen Kerl in der Gartenlaube eines Restaurants fickt, während ich an der Bar auf sie warte. Du hättest doch mit mir über deine Probleme reden können! «
Endlich hatte er sich Luft gemacht. Er atmete tief durch und öffnete die Faust, die er instinktiv geballt hatte.
Elena starrte ihn verängstigt an.
» Tut mir leid « , sagte er. » Es ist nicht einfach, gemeinsam mit Dino an dem Fall zu arbeiten. Jedes Mal, wenn er einem Rock nachsieht oder mit einer Frau flirtet, würde ich dem verdammten Hundesohn am liebsten in die Schnauze hauen. «
Sie sah ihn treuherzig an. » Ich liebe dich « , seufzte sie.
Seine Kehle wurde eng. Rasch blickte er zur Seite in den dunklen Kellerabgang. » Hast du eine Taschenlampe im Wagen? «
» Bin schon unterwegs. Tu in der Zwischenzeit nichts Unüberlegtes! « Sie lief davon.
Als wenn er jemals unüberlegt gehandelt hätte! Er steckte das Schloss sicherheitshalber in die Hosentasche. Dann knipste er den Leuchtkugelschreiber an und stieg die Treppe hinunter.
» Teresa? « , rief er.
Falls sie Teresa tatsächlich lebend finden würden, könnte sie ihnen vielleicht einen Hinweis auf Salvatores Aufenthaltsort geben. Dann könnte auch Elena ihren Auftrag zu Ende bringen.
Die Treppe endete in einem geräumigen Keller aus rohem Stein. Gerink knipste den Leuchtkuli aus. Durch die vergitterten Schächte fiel genug Licht, damit er sich orientieren konnte.
Neben dem Eingang standen einige technische Geräte, fein säuberlich zusammengestellt. Auf dem Boden lag eine Stromleitung, der er bis zu einer Kabeltrommel folgte. Daran hingen zwei Lampen auf Stativen, die er einschaltete. Im Kabel war Saft, und die Röhren leuchteten den Keller aus. Tageslichtlampen! Für einen Moment blinzelte Gerink.
Er war allein im Keller, und es gab auch keine Möglichkeit, dass sich jemand hier hätte verstecken können. Nichts deutete auf weitere Türen oder eine Bodenluke hin. In der Mitte des Raums standen lediglich eine große leere Malerstaffelei und ein wackeliger Holztisch mit Gläsern, Pinseln, Spachteln, Tuben und Farbpaletten. Der Stuhl erregte sein Interesse. Die Metallbeine waren auf eine Platte gelötet, diese wiederum war kürzlich noch auf dem Steinboden befestigt gewesen. Die Schrauben mit abgedrehtem Gewinde lagen daneben. Die Stuhlfläche hatte ein Loch,
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