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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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durch den langen Korridor zur Auktionshalle. Von Weitem sah sie, dass die Tür geschlossen und die Versteigerung vermutlich noch im Gange war. Mit etwas Glück würde sie das Ende miterleben. Immerhin ware n die Ma kler instruiert worden, künstlich für Spannung zu sorgen.
    Sie hastete weiter, stoppte jedoch, als sie Schritte im Treppenhaus hörte. Ein glatzköpfiger Mann im weißen Hemd und dunklem maßgeschneidertem Anzug kam soeben vom oberen Stockwerk herunter. Er war etwa fünfzig, sah nicht schlecht aus, trug Manschettenknöpfe, polierte Schuhe und hielt ein Handy ans Ohr. Er nahm keine Notiz von Elena und lief leichtfüßig die Marmortreppe nach unten.
    Sie hatte sich schon wieder abgewandt, als sie wie vom Blitz getroffen stehen blieb. Hatte er nicht gerade etwas mit einem harten nordostdeutschen Akzent gemurmelt? Sie drehte sich um und lauschte.
    Bloß ein Zufall?
    Sie lief zum Treppenhaus zurück und beugte sich übers Geländer. Der Hüne lief ins Erdgeschoss. Instinktiv folgte sie ihm. Er war bereits unten angelangt und steuerte zielstrebig auf den Lieferanteneingang zu.
    Hastig zog sie ihr Funktelefon aus der Handtasche und aktivierte die eingebaute Kamera. Falls das der Mann war, den Monica beschrieben hatte, durfte er ihr nicht entwischen. Seine Hand lag bereits auf der Klinke der Tür, die nach draußen in den Hinterhof führte.
    » Viktor? « , sagte Elena gerade laut genug, dass er es hören musste.
    Sie hatte richtig geraten. Der Glatzkopf blieb stehen, drehte sich langsam um und starrte zu ihr herauf.

16
    Nachdem sie eine Viertelstunde im Korridor gewartet hatten, kam der uniformierte Maresciallo lächelnd auf sie zu.
    » Es tut mir leid, meine Herren, aber die zuständige Beamte ist heute nicht in die Revier. «
    Aus dem Augenwinkel sah Gerink, wie Scatozzas Adamsapfel zu hüpfen begann. Kein gutes Zeichen.
    Der Maresciallo hob bedauernd die Schultern. » Ich schlage vor, Sie kommen morgen wieder. «
    Scatozza warf Gerink einen kurzen Blick zu, doch der schüttelte nur knapp den Kopf, worauf Scatozza weiterhin schwieg.
    » Sie wissen, wir sind nur drei Tage hier. « Gerink versuchte, ruhig zu bleiben. » Ich möchte mit einem « – er dachte einen Augenblick nach – » Commissario der Polizia di Stato sprechen. Können Sie uns zum Kommissariat bringen? «
    Der Beamte setzte eine bedauernde Miene auf. » Natürlich, aber die Polizia Criminale der Staatspolizei ist für diese Fall nicht zuständig, sondern die Carabinieri. «
    Gerink fluchte innerlich. Von früheren Einsätzen in Italien wusste er, dass die Polizia di Stato dem italienischen Innenministerium in Rom und die Wache der Carabinieri dem Verteidigungsministerium unterstellt waren. Er wusste nicht, was schlimmer war. Das komplizierte System der italienischen Polizei, die auf zwei Ministerien aufgeteilt war, die nichts miteinander zu tun hatten, trieb ihn jedes Mal zur Verzweiflung, sobald er mit Italien zu tun hatte.
    Gerink warf seinem Partner einen Blick zu. » Das heißt, wir sind diesen Witzfiguren ausgeliefert. «
    Scatozza verzog das Gesicht. » Sieht ganz so aus. «
    Der Maresciallo spitzte die Ohren, doch Gerink glaubte nicht, dass er ihren Wiener Dialekt verstanden hatte.
    » Okay. « Gerink wandte sich wieder an den Beamten. Diesmal setzte er sein falsches Lächeln auf, das er ebenso gut beherrschte wie der Maresciallo. » Wenn die Carabinieri dafür zuständig sind, werden die Carabinieri doch wohl die Akte zum Fall Del Vecchio finden, um uns Einsicht zu gewähren? «
    Der Beamte seufzte. » Ich werde nach die Akte suchen lassen müssen. «
    » Wir warten solange. «
    Der Maresciallo nickte. » Sprechen Sie italienisch? « , fragte er zum zweiten Mal.
    » Immer noch nicht « , beeilte sich Gerink zu sagen, bevor Scatozza ihm ins Wort fallen konnte.
    Der Mann lächelte. » Dann werden Sie mit die Akte nicht viel anfangen. «
    » Wir werden sie übersetzen lassen. «
    » Das kann dauern « , gab der Florentiner zu bedenken.
    » Dann bleiben wir etwas länger hier « , antwortete Gerink.
    Der Maresciallo führte sie in einen Raum, in dem fünf Carabinieri gelangweilt an ihren Schreibtischen saßen. Zwei davon schlürften Spaghetti von einem Teller, ein dritter ließ eine Rotweinflasche langsam unter dem Schreibtisch verschwinden. Herrgott, wo waren sie da nur hineingeraten? Gerink fühlte sich in die Achtzigerjahre zurückversetzt. Statt Computermonitore standen schwarze Telefone mit Wählscheiben auf den Tischen. Ein

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