Herzgrab: Thriller (German Edition)
mit ihm durchgingen, konnte es sein, dass er Scatozza im Schlaf erwürgte. Er sollte sich lieber auf den Fall konzentrieren und alles andere ausblenden, zumindest die nächsten drei Tage, sonst würde er neben Dino verrückt werden. Angespannt durchblätterte er die Akte.
Währenddessen führte Scatozza einige Telefonate auf Italienisch. Er sagte immer wieder den gleichen Spruch auf, und von Mal zu Mal klang er frustrierter. Die Suche nach einem freien Hotelzimmer in Florenz schien aussichtslos. Mittlerweile hätten sie sogar in einem Hühnerstall mit zwei Matratzen übernachtet. Schließlich warf Scatozza das Handy zornig aufs Bett, griff in den Trolley und holte sein Schulterholster aus dem Seitenfach.
Gerink wurde skeptisch. » Wozu hast du das Holster mitgenommen? «
» Was glaubst du? Um Sandwiches reinzupacken? «
Im nächsten Moment beschleunigte sich Gerinks Herzschlag, als er sah, dass Scatozza eine Pistole aus dem Trolley zog. » Bist du völlig übergeschnappt? Du hast eine Waffe mitgenommen? «
» Ist ja nicht meine Dienstwaffe . «
» Das sehe ich, Idiot! Wenn sie dich mit deiner Privatkanone erwischen, bist du genauso dran. «
» Wer sollte mich erwischen? «
Gerinks Herz raste. » In welche Scheiße reitest du uns da rein? «
Nun wurde auch Scatozza wütend. » Denkst du allen Ernstes, ich spaziere ohne Waffe drei Nächte lang durch Florenz auf der Suche nach einer vermissten Person? «
» Ja! « , brüllte Gerink.
» Träum weiter! Wer weiß, wohin die Ermittlungen uns führen? « Er ging mit der Knarre zur Tür.
» Was hast du vor? Willst du den Fettklops an der Rezeption umlegen? «
» Hängt von ihm ab. «
Scatozza verschwand im Flur, und Gerink saß allein im Zimmer. Er hörte, wie sein Partner die Treppe nach unten polterte. Kurz darauf quiekte der Rezeptionist wie ein in Panik geratenes Schwein, bevor es abgestochen wurde.
Gerink trat in den Gang und lauschte. Von Scatozza war kein Wort zu hören, doch der Fette sprudelte drauflos, als ginge es um sein Leben. Seine schrille Stimme war im ganzen Treppenhaus zu hören. Gerink verstand kein Wort, doch es klang nach einem Schwall von Rechtfertigungen und Entschuldigungen. Sollte er hinuntergehen, um nach dem Rechten zu sehen? Keine Chance! Scatozza war so in Rage, dass er nicht mit sich würde reden lassen. In solchen Momenten ließ man ihn besser in Ruhe, damit er seinen Frust entladen konnte. Außerdem hatte Gerink genug damit zu tun, seine eigenen Aggressionen unter Kontrolle zu bekommen.
Schließlich verstummte das Gequieke. Gerink hörte das Klimpern eines Schlüsselbundes, und kurz darauf kam Scatozza die Treppe hoch. Kommentarlos ging er an ihrem Zimmer vorbei zum Ende des Flurs.
Gerink starrte ihm nach. » Was ist passiert? «
» Wir haben ein anderes Zimmer. «
» Ich dachte, die wären belegt. «
» Dieses hier nicht. «
Gerink folgte ihm. Sie standen am Ende des Gangs vor der letzten Tür, die nicht so windschief im Rahmen hing wie die meisten anderen. Allerdings besaß das Zimmer keine Nummer. Stattdessen klebte eine Tafel mit geschwungener Schrift in Augenhöhe an der Tür: Honeymoon-Suite. Der Fußabtreter hatte die Form zweier großer roter Herzen.
Gerink warf Scatozza einen Blick zu. » Ist nicht dein Ernst, oder? «
Scatozza schloss auf. » Abwarten. «
Das Zimmer war dreimal so groß wie ihres. Die zugezogenen roten Vorhänge tauchten den Raum in ein schummeriges Licht. Über dem Kingsize-Bett lag eine gewaltige rubinrote Tagesdecke, darauf jede Menge verstreute Rosenblätter aus Plastik.
Beide starrten auf das große rosafarbene Plüschherz, das zwischen den Kopfkissen lag. Auf jedem Polster wartete ein Mon Chéri darauf, ausgepackt zu werden.
» Ich hoffe, du hast jetzt genug Platz auf deiner linken Seite « , knurrte Scatozza.
Gerink warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu.
Plötzlich grinste Scatozza. » Alter, jetzt solltest du mal dein Gesicht sehen. «
Kurz darauf zogen sie mit ihrem Gepäck in die Honeymoon-Suite. Eigentlich hätte einer von ihnen in dem anderen Zimmer bleiben können, doch niemand wollte in dem stinkenden Loch übernachten.
Gerink zog die Vorhänge auf und lüftete. Diesmal hatten sie sogar einen Balkon mit zwei Stühlen und einem schmiedee is ernen Tisch. Zwar lag er auf der Straßenseite, doch in dieser schmalen Gasse war fast kein Verkehr.
Gerink ließ den Koffer ungeöffnet und setzte sich mit Teresa Del Vecchios Akte auf den Balkon.
» In diesem Zimmer haben wir sogar
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