Herzgrab: Thriller (German Edition)
sehen kann, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog. Kürzlich hatte sie Lydia Hödel einen guten Ratschlag unter die Nase gerieben – dabei hatte gerade sie es nötig, anderen Tipps zu geben. » Hast du Mutter davon erzählt? «
Lisas Antwort kam prompt. » Bist du verrückt? Du weißt doch, wie sehr sie in Peter vernarrt ist und sich ein Enkelkind wünscht. «
Enkelkind! Der Gedanke an ein Kind versetzte ihr erneut einen Stich. Den Grund dafür kannten nur Peter und sie.
» Wenn Mutter von eurer Trennung erfährt, bekommt sie einen weiteren Herzinfarkt « , sagte Lisa.
Vermutlich hätte es witzig klingen sollen, doch das tat es nicht. Elena war eine Nachzüglerin und das Nesthäkchen gewesen. Ihre Mutter, die bei ihrer Geburt immerhin schon siebenunddreißig gewesen war, stand knapp vor ihrem siebzigsten Geburtstag und hatte bereits zwei schwere Infarkte überlebt. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als ein Enkelkind. Elena verstand das nur zu gut. Da Lisa keine Kinder bekommen konnte – und sich vermutlich deshalb wie eine hungrige Wölfin in ihren Job verbiss –, blieb das Familienglück an Elena hängen. Was für ein Trauerspiel! Sie hatte ihrer Mutter und ihrer Schwester nie erzählt, dass sie vor fünf Monaten ein Baby in der elften Schwangerschaftswoche verloren hatte. Mutter hätte den Grund dafür in Elenas stressigem Job vermutet – und auf diese Vorwürfe konnte sie gern verzichten. Gerade in einer Zeit, als der Seitensprung mit Dino wie eine Erdbebenwelle durch ihr Leben gerast war und alles zerstörte, was sie sich aufgebaut hatte.
» Wie hält Peter sich? « , fragte sie.
» Ich habe ihn für drei Tage ins Ausland geschickt « , antwortete Lisa.
» Doch nicht wieder mit Scatozza? «
Lisa schwieg.
Oh Gott, auch das noch, dachte Elena. Nun war ihr klar, weshalb er wie ein Hund litt. » Du bist eine Sadistin! « , murmelte sie.
» Ich? Ich kann nicht mein Team umstellen, nur weil du mit jedem in die Kiste steigst. «
» He! « , rief Elena. » Ich … «
» Entschuldige bitte, es ging nicht anders. Dein Mann ist der Einzige, der den Fall lösen kann, aber in Italien ist er ohne Scatozza so aufgeschmissen wie ein Fisch in der Wüste. «
» Italien? « , unterbrach Elena sie. Irgendjemand hatte ihr bisher nur die halbe Wahrheit erzählt. Unwillkürlich sah sie zu Monica hinüber. Was lief hier? Immerhin hatte Peter sie der Italienerin empfohlen. » An welchem Fall ist er dran? «
» Sorry, Elli. Eine laufende Ermittlung. Ich kann dir nichts darüber erzählen. «
» Okay, danke. « Sie legte auf und schwieg eine Weile.
» Was haben Sie erfahren? « , fragte Monica.
» Dieser Viktor ist eine Sackgasse. Bleibt nur noch das Gemälde. « Elena machte eine Pause. Nun wurde es Zeit, einige Sachen klarzustellen. » Ich dachte, Sie wären wegen Ihres Vaters bei der Kripo gewesen, und Peter Gerink hätte Ihnen meine Adresse gegeben. «
» Das habe ich nie behauptet! «
Aber auch nicht das Gegenteil, dachte Elena. » Haben Sie mit meinem Mann nur über Ihren Vater gesprochen? «
Monica wiegte den Kopf. » Eigentlich ist er zu mir gekommen. Er gab mir den Tipp, mich wegen meines Vaters an Sie zu wenden … Ursprünglich kam er zu mir, weil er nach meiner vermissten Tante sucht. «
Vermissten Tante?
» Und das erwähnen Sie erst jetzt? « Elena massierte sich die Schläfen. » In Ihrer Familie scheint es Gewohnheit zu sein, dass Angehörige verschwinden. «
» Die Kripo ermittelt in dieser Sache ohnehin, und da ich nicht wusste, wie rasch Sie bei der Suche nach meinem Vater vorankommen, wollte ich Teresas Verschwinden vorerst nicht erwähnen. «
Wie reizend! Nun erfuhr Elena, dass Salvatore Del Vecchios Schwester Teresa vor einem Monat bei einem Besuch in der Toskana spurlos verschwunden war und Peter Gerink den Fall übernommen hatte. » Sah mein Mann zwischen dem Verschwinden Ihrer Tante und dem Ihres Vaters einen Zusammenhang? «
Monica schüttelte den Kopf.
Elena konnte das nicht glauben. Bestimmt hatte Peter eine Verbindung bemerkt. Er wäre ein schlechter Ermittler, wenn er nicht daran gedacht hätte – und das war er nicht. » Von nun an möchte ich, dass Sie mir kein einziges Detail mehr verheimlichen. Ist das klar? «
Monica kniff die Augen zusammen, als fühlte sie sich in ihrer Ehre gekränkt. » Entschuldigen Sie bitte « , presste sie hervor, und Elena merkte, dass es sie einige Überwindung kostete.
» Schon gut. Machen Sie sich keine
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