Herzgrab: Thriller (German Edition)
Anmache bei Cristina nicht geklappt hat. «
» Anmache? « , wiederholte Scatozza. » Glaubst du, ich stehe auf eine Trinkerin? «
» Was sollte das dann? «
» Wären wir sonst an Informationen über ihren Mann und dessen Bruder rangekommen? «
» Sag bloß, du hast dich für den Job aufgeopfert? «
Scatozza schwieg. Er knallte den Laptop zu, öffnete das Seitenfenster und legte den Ellenbogen auf den Rahmen. Kühle Luft strömte in den Wagen.
» Natürlich verheimlichen die uns was « , knurrte Scatozza nach einer Weile. » Vor dem Haus stehen zwei Sportwagen. Ein Maserati … und im Lamborghini steckt sogar der Schlüssel, jeder könnte mit der Karre abhauen. « Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. » Vor dem Nebengebäude, in dem angeblich nur die Angestellten wohnen, hält ein geschniegelter Kerl mit zwei Pitbull Terriern Wache, der eine Knarre unter dem Sakko trägt. «
Gerink runzelte die Stirn. » Dir ist die Waffe also auch aufgefallen? «
» Natürlich. Eine SIG Sauer « , knurrte Scatozza. » Ich bin ja nicht blind. «
25
Während Elena und Monica von der Villengegend in Brunn am Gebirge wieder zurück nach Wien fuhren, blickte die Italienerin gedankenverloren aus dem Fenster. » Ich nehme an, Sie müssen mit Ihrer Mutter nicht wirklich zum Arzt? «
» Natürlich nicht. « Elena klemmte ihr Handy in die Halterung am Armaturenbrett. » Mutter ist knapp siebzig und wohnt in einem Seniorenheim. Dort hat sie rund um die Uhr die beste ärztliche Versorgung. «
Monica sah erstaunt herüber, als vermutete sie einen Scherz. Doch es war keiner.
» Ich war eine Nachzüglerin. Meine Mutter hat meine Schwester mit fünfundzwanzig und mich mit siebenunddreißig bekommen « , erklärte Elena. » Sie hat eine Herzschwäche, darf sich nicht aufregen und wohnt auf eigenen Wunsch im Heim. Von ihrem Zimmer sieht sie den Kahlenberg, und die Betreuung dort ist wunderbar. Ich besuche sie zweimal pro Woche. «
» Und Ihre Schwester? «
» Die hat viel um die Ohren « , sagte Elena. Gegenüber ihrer Mutter musste sie sich ständig neue Ausreden einfallen lassen, weshalb Lisa nie mitkam. Ihre große Schwester hatte im Job einfach zu viel zu tun, und ihr Mann, Hofrat Eisert vom Bundeskanzleramt, war ein richtiges Ekelpaket. Er und Elena hatten sich noch nie leiden können. Nach Vaters Tod war ihre Mutter ins Seniorenheim gezogen, und seitdem verstanden sie sich wieder besser.
Als die Familie in Warschau gelebt hatte und Lisa elf Jahre alt gewesen war, hatte sich Elenas Vater noch ein Kind gewünscht. Einen Jungen. Nach Elenas Geburt war seine Enttäuschung nicht zu übersehen gewesen. Dutzende Fotos belegten, dass er keinen Hehl aus seinem Ärger machte. Sie hatte immer die Distanz zwischen ihrem Vater und ihr gespürt. Am meisten aber deprimierte sie, dass er sie als Mädchen und später als Frau nie anerkannt und geschätzt hatte. Manchmal gestand sie sich insgeheim ein, dass sie deshalb Detektivin geworden sei, weil sie ihrem Vater etwas beweisen wollte. Dass sie sich in einer von Männern dominierten Berufswelt durchsetzen konnte, obwohl dieser Beweggrund natürlich lächerlich war. Hinzu kam, dass ihre Mutter ihren Vater ein Leben lang verteidigt hatte. Trotzdem besuchte sie ihre Mutter mindestens zweimal wöchentlich im Heim. Aber Mutter sprach ständig nur von Lisa, als sei die der einzige Stolz der Familie.
Elena aktivierte die Freisprecheinrichtung und wählte Lisas Nummer beim BKA . Nach dem zweiten Klingelton hob sie ab.
» Elli, wir hatten doch ausgemacht, dass ich dir keine weiteren Informationen mehr gebe « , meldete sie sich, bevor Elena zu Wort kam.
Puuuh! Heute mal wieder schlecht gelaunt. » Der Ostdeutsche, dessen Foto ich dir geschickt hatte, heißt Viktor König und war Offizier beim Ministerium für Staatssicherheit in der ehemal ige n DDR « , sagte sie. » Kannst du mehr über ihn herausfinden? «
» Elli « , ächzte Lisa. Dann knackte es in der Leitung. Bestimmt hatte sie das Gespräch auf einen anderen Apparat umgeleitet. » Ein Ostdeutscher? Ex-Stasi? Womöglich sogar ein Offizier im besonderen Einsatz? Das kann ich nicht machen « , flüsterte sie. Plötzlich änderte sich der Ton ihrer Stimme. » Bin ich etwa auf Lautsprecher? Hört jemand zu? «
» Nein « , log Elena. » Ich brauche die Information. «
» Frag Peter, wenn er zurück ist – aber ich weiß von nichts. Verstanden? «
» So lange kann ich nicht warten. «
» Ich müsste über das BKA in Wiesbaden eine
Weitere Kostenlose Bücher