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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Tarnfarbe vom letzten Einsatz mit der Spezialeinheit WEGA .

30
    In dem Museum war es deutlich kühler als draußen. Allerdings war hier schon lange kein Fenster mehr geöffnet worden. Es stank wie in einer alten Bibliothek. Der Parkettboden knarrte, als Elena durch den Vorraum an einer Nische mit Glasschiebetür vorbeiging, an der wohl die Eintrittskarten verkauft wurden. Ein vergilbter Pappkarton stand hinter dem Glas. Zehn Euro hatte ein Ticket für einen Erwachsenen gekostet, doch der Betrag war durchgestrichen und darüber mit Filzstift 8,50 Euro geschrieben worden. Warum war die Galerie des berühmten Malers bloß so heruntergekommen? Und warum war der Hintereingang des Gebäudes nicht besser gesichert?
    In einem Drehständer fand Elena italienisch- und englischsprachige Broschüren. Ein kurzer Lebenslauf von Salvatore Del Vecchio, der vor vier Jahren endete, sowie Abbildungen einiger seiner Gemälde. Auf dem Foto wirkte Salvatore, obwohl noch deutlich jünger, einmal mehr wie ein Patriarch, der keinen Widerspruch duldete. Allein der Anblick seiner Augen ließ Elena frösteln. Ein sturer Hund, hätte ihre Mutter gemeint. Es war bestimmt nicht leicht gewesen, mit ihm auszukommen. Elena musste an den Reitunfall seiner Frau Isabella denken und dass seine Tochter vor drei Jahren der Familie den Rücken gekehrt hatte, um in Wien zu studieren.
    Auf dieser Etage befand sich ein Ausstellungsraum, in dem nur zwei Ölgemälde hingen, daneben lag eine Art Cafeteria. Elena fuhr mit dem Finger über die Staubschicht auf den Tischen und Stühlen. Die Glasvitrinen waren leer, und die Kaffeemaschine sah nicht so aus, als wäre sie in diesem Jahrtausend schon einmal in Betrieb genommen worden. Irgendetwas stimmte hier nicht, wenn man überlegte, dass Del Vecchios letztes Gemälde für siebzehn Millionen Euro versteigert worden war, und sich dann diese heruntergekommene Galerie vor Augen führte. Natürlich – ein ehrlicher Maler, der sich selbst treu blieb, war eher daran interessiert, etwas zu schaffen, als zu verkaufen. Aber das Verschwinden des Künstlers vor einem Jahr schien nicht gerade einen Del-Vecchio-Boom in der Toskana ausgelöst zu haben. Keine Touristen kamen hierher. Im Gegenteil – das Museum lockte höchstens Diebe an. Eigentlich könnte Elena mit einem der Gemälde unter dem Arm aus dem Museum spazieren und es auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Wer würde es bemerken?
    In einer Nische neben der Cafeteria befand sich eine schwere schwarze Metalltür mit zwei Flügeln, die wohl in den Keller führte. Durch die Griffe war eine Kette mit einem schweren Sicherheitsschloss gezogen. Vielleicht lagen die wertvollen Gemälde hinter dieser Tür. Elena würde sie nur mit einer Schusswaffe öffnen können.
    Auf der anderen Seite der Cafeteria lag ein Raum mit einer abgesperrten Milchglastür, die nur ein gewöhnliches Zylinderschloss hatte. Ufficio informazioni stand auf der Scheibe, darunter segretariato. Elena öffnete die Tür mit dem Dietrich und trat ein.
    Junge, in dem Büro miefte es nach kaltem Tabakrauch … Wie im Rest des Gebäudes, war auch hier schon lange niemand mehr gewesen. Elena fragte sich, woher die Lieferanten des Gemäldes gewusst hatten, dass Citti ausgerechnet an diesem Tag, an dem sie das Bild geliefert hatten, zum Museum fahren würde? Die Sache stank gewaltig zum Himmel. Elena öffnete alle Schubladen und Aktenschränke. Die meisten Papiere sahen nach Abrechnungen und Buchhaltungskram aus. Auf dem Schreibtisch fand sie schließlich eine alte, fleckige Visitenkarte von Direttore Franco Citti. Keine Adresse, nur eine Telefonnummer. Ihr Handy klemmte im Leihwagen auf der Halterung des Armaturenbretts. Sie würde ihn später anrufen.
    In weiter Ferne kläffte ein Hund. Durch die verschmierte Scheibe sah Elena, wie Monica sich in der Nähe des Alfa Romeos auf einer Bank sonnte. Plötzlich lachte die Italienerin. Erst jetzt bemerkte Elena, dass Monica mit dem Handy telefonierte. Sie wurde nicht schlau aus ihrem Verhalten. Ihr Vater wurde seit einem Jahr vermisst, und sie wollte nicht einmal einen Blick in seine Galerie werfen.
    Elena sperrte das Büro wieder zu und ging über die schmale gewundene Steintreppe in den ersten Stock. Oben war es düster. Die Fenster waren mit Kartons verbarrikadiert. In den abgedunkelten Schauräumen befanden sich Skizzen und Radierungen mit merkwürdigen Motiven. Auf einem Holztisch lagen ein Skizzenblock, harte Pinsel und eingetrocknete Farbpaletten. Offenbar handelte es

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