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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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sich dabei auch um Ausstellungsstücke.
    Im zweiten Stock war es ebenso schummerig, aber deutlich wärmer als unten. Die Hitze staute sich unter dem Dach. Neben ein paar Ölkreidebildern, Tuschezeichnungen und Bleistiftskizzen, die allesamt aus den Achtzigerjahren stammten, hing ein etwa eineinhalb mal zwei Meter großes, imposantes Ölgemälde in einem eigenen Raum.
    Es zeigte das Motiv einer zwischen Olivenhainen eingebetteten Kirche, die – Elena wusste nicht, wie sie es anders hätte beschreiben sollen – in der brütenden Mittagssonne ihr Innerstes nach außen schwitzte. Durch den surrealen Touch und die überzogenen Farben wirkte das Bild wie eines von Dalí. Am unteren Rand entdeckte sie die schwungvolle Signatur von Salvatore Del Vecchio, die farblich geschickt in eine Szene des Gemäldes eingearbeitet war, ähnlich wie sie es bei Isabellas Antlitz gesehen hatte.
    Sie ertappte sich dabei, dass sie das Motiv minutenlang fixierte. Es erinnerte sie an ihren letzten gemeinsamen Urlaub mit Peter auf Korsika. Der Wind, das Meer, die Fahrt auf dem Motorrad und ein ganzer langer Tag im Bett einer Herberge. Damals hatten sie das Baby gezeugt. Als sie einen Monat später davon erfuhr, war sie überglücklich. Doch in der elften Schwangerschaftswoche kamen die ersten Blutungen. Wieder dachte sie an Peter und notgedrungen auch an Dinos Feier. Die beiden trieben sich ebenfalls in der Toskana herum, vermutlich sogar irgendwo in der Nähe. Plötzlich wollte sie Peter sehen, umarmen und ihn um Verzeihung bitten. Er fehlte ihr so. Sie erinnerte sich an seine SMS . Ich muss mit dir reden. Es tut mir leid. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit gewesen, ungestört mit ihm zu telefonieren, doch das Handy klemmte im Wagen.
    Der Klang ferner Kirchturmglocken riss sie aus den Gedanken. Konzentriere dich auf den Fall, ermahnte sie sich. Was war so besonders an diesen Gemälden? Thomas Dunek hatte die einzigartige Maltechnik Del Vecchios erwähnt. Sie strich mit dem Finger über die dick aufgetragene Ölschicht und das Holz des Keilrahmens. Hatte Monica nicht erwähnt, dass die Rahmen eigens von einem Hersteller aus den Cinque Terre stammten? Der Küstenstreifen an der Adria lag etwa 150 Kilometer nördlich von hier. Elena stemmte das Gemälde vom Haken und ließ es behutsam zu Boden gleiten. Es wog bestimmt an die fünfzehn Kilo. Sie kippte es auf eine Kante, drehte es im Halbkreis auf die Rückseite und lehnte es an die Wand. Der Keilrahmen war mit mehreren Verstrebungen verstärkt. Auf der Leinwand befand sich nur eine handschriftliche Notiz. Del Vecchio, 148 x 199. Anscheinend war es eine Sonderanfertigung gemäß Salvatores Angaben. An der Innenseite einer Holzleiste fand Elena einen verblassten blauen Stempel. Giuseppe V… Der Rest wurde von einer anderen Holzleiste verdeckt.
    Elena ging zu der schmalen Balkontür, die sich an der Vorderfront des Museums befand, zog den eingekeilten Pappkarton aus dem Rahmen und öffnete sie. Sogleich schlug ihr brütende Hitze entgegen. Sie trat ins Freie. Monica saß immer noch auf der Bank. Sie hatte das Geräusch gehört und blickte nach oben. Elena lehnte sich auf die schmiedeeiserne Balustrade.
    » Sie sagten, die Keilrahmen Ihres Vaters werden in den Cinque Terre hergestellt? « , rief sie nach unten.
    Monica schirmte das Sonnenlicht mit der Hand ab. » Ja. Brauchen Sie noch lange? «
    » Können Sie sich an den Namen des Tischlers erinnern? «
    Monica dachte nach. » Vadini oder so ähnlich. «
    » Giuseppe Vadini? «
    » Ja, ich glaube, so hieß er. Warum? «
    » Kannte er Ihren Vater persönlich? «
    » Ich denke, schon. «
    » In welchem Ort der Cinque Terre wohnt oder arbeitet er? «
    » Ich glaube … « Monica hielt inne. » Die Rahmen kamen aus Monterosso al Mare. Warum? «
    » Das ist die einzige Spur, die wir im Moment haben. Wir statten dem Mann einen Besuch ab. «

31
    Der Tag verging viel zu schnell. Bis zum Nachmittag hatten sich Scatozza und Gerink durch sämtliche Artikel über die Del Vecchios gelesen, die im Online-Archiv von La Nazione erhältlich waren. Laut Impressum war das Blatt die auflagenstärkste Tageszeitung in Florenz und wurde nicht nur in der Toskana, sondern auch in Umbrien und bis in die Cinque Terre hinauf verkauft. Obwohl Scatozza das Blatt eher als konservativ bezeichnete, gab es in den Internetausgaben jede Menge freizügiger Fotos von jungen Italienerinnen.
    Die Zeitung bot für jede Provinz einen Lokalteil, so auch für jenes Gebiet, in dem San

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