Herzgrab: Thriller (German Edition)
gingen Elena die Songs der italienischen Sender auf die Nerven.
Sie schaltete das Radio aus. » Im Januar, vor vier Jahren auf dem Polizeiball. Ich begleitete meine Schwester dorthin. Wir saßen mit dem Polizeipräsidenten und seinem Stellvertreter an einem Tisch – es war ziemlich öd, einer langweiliger als der andere. Später stellte mir Lisa die Kollegen ihrer Abteilung vor. Peter hatte einen trockenen Humor, und wir machten uns über die anderen Anwesenden lustig. So brachte er mich an diesem Abend oft zum Lachen. Verstehen Sie mich nicht falsch – er ist ein zäher Ermittler, der schon mal gefährlich ausrasten kann, aber in Bezug auf Frauen ist er einfach nur süß. «
Monica grinste. Offensichtlich hörte sie gern romantische Geschichten.
» Wie ging es weiter? «
» Kurz darauf arbeiteten wir tatsächlich inoffiziell gemeinsam an einem Fall. Eigentlich dürfen Privatdetektive keine laufende Ermittlung behindern. Dafür können sie bis zu einem Jahr in den Knast wandern. Aber ich arbeitete damals noch für Koslovsky und brauchte dringend Informationen über einen schmierigen Kerl, der ein Vertriebsnetz für falsche Medikamente aufgebaut hatte. Ich lud Peter zum Abendessen ein und wickelte ihn um den Finger – später hat es dann gefunkt. «
» Wie romantisch. Und wie endete der Fall? «
» Ich wurde angeschossen. «
» Oh. «
Elena lachte. » Nicht lebensgefährlich. Ein Schuss in den Oberschenkel. Aber Peter hat den Kerl erwischt, und … zwar verhaftet, aber dabei fast umgebracht. «
Monica sah sie entsetzt an.
Elena wurde ernst. » Der Typ konnte nicht mehr gehen. Peter hat ihn am Kragen gepackt und ins Revier geschleppt. Eigentlich ist Peter ein sanfter Kerl, aber wenn mir jemand etwas antun will, wird er zum Löwen. Die Schussverletzung war es jedenfalls wert. Er hat mich jeden Tag im Krankenhaus besucht. «
» Wie ging es weiter? «
» Als ich wieder auf den Beinen war, verbrachten wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub in Irland. Mit Rucksack, Zelt und Motorrad. Das war unsere schönste Zeit. Er hat mich auf die Idee gebracht, eine eigene Detektei zu gründen. «
Monica lächelte. » Romantisch, aber irgendwie traurig. «
Und wie, dachte Elena. Sie hatte ihr Baby verloren und damit die Meinung ihres Vaters bestätigt, dass sie als Frau nichts tauge. Schließlich kam der Moment, in dem sie selbst an sich zu zweifeln begann. Statt Peters Hilfe anzunehmen, betrank sie sich auf Scatozzas Geburtstagsfeier, verließ um Mitternacht das Lokal mit einer Flasche Bacardi und setzte sich in die Gartenlaube. Sie wusste nur noch, dass sie sich die Augen aus dem Kopf heulte und Scatozza plötzlich vor ihr stand und sie fragte, welchen Frust sie sich von der Seele saufen wolle. Sie krochen unter eine Decke, redeten eine Weile, und er tröstete sie. Sie war sicher, dass Scatozza das weder gewollt noch geplant hatte, aber es war eine laue Nacht Anfang Mai, und sie holte sich die Bestätigung, eine Frau zu sein, bei einem schnellen Fick in der Laube. Nachher ging es ihr noch beschissener als vorher. Dummerweise hatten einige von Peters Kollegen sie dabei gesehen, und ein paar Tage später erfuhr er es über die Gerüchteküche, die im BKA wunderbar funktionierte.
Anfangs hatte sie den gefährlichen Trieb, der in Peter steckte, faszinierend gefunden, doch als er die Flasche Jack Daniel’s in die Wohnzimmervitrine geworfen hatte, war zum ersten Mal Angst in ihr hochgekrochen.
» Werden Sie immer Detektivin bleiben? « , bohrte Monica weiter, nachdem Elena eine Zeit lang nichts gesagt hatte. » Ich meine, der Beruf ist doch gefährlich, und vielleicht wollen Sie eines Tages Kinder haben? «
Kinder! Sie liebte Kinder über alles.
» Ja, vermutlich werde ich immer Detektivin bleiben. « Elena blickte hinaus aufs Meer. » Seit einigen Jahren gebe ich auch Abendkurse für Detektive, für Recherchen und juristische Fragen. Nebenbei unterrichte ich an einer Schule Selbstverteidigung für Kinder. Einerseits Jiu-Jitsu-Lehrgänge, andererseits auf einer psychologischen Ebene, dass man eben ›Feuer‹ ruft und nicht ›Hilfe‹, weil sonst niemand kommt … solche Sachen. Auch wenn ich selbst keine Kinder habe, der Umgang mit ihnen bereitet mir Freude. «
» Das passt gar nicht zu Ihnen. «
» Ich weiß « , seufzte Elena. » Stellen Sie sich eine Pädagogin mit einer Glock 17 vor. Aber ich möchte nebenbei etwas Wichtiges und Hilfreiches machen, nicht bloß eine Detektei führen. «
» Eine Detektei ist doch
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