Herzgrab: Thriller (German Edition)
Museums mit ihrem Dietrich abgesperrt hatte, ging sie zu Monica, die neben dem Wagen auf sie wartete und lustlos auf einem Kaugummi kaute.
» Etwas Wichtiges erfahren? «
Elena schüttelte den Kopf. Sie nahm ihr Handy vom Armaturenbrett des Wagens und sah die eingegangene SMS von Peter. Okay, ich erwarte deinen Anruf. Mehr nicht. Aber immerhin! Ja, sie würde ihn anrufen, sobald sie allein war. Rasch wählte sie Franco Cittis Nummer von der fleckigen Visitenkarte. Wenigstens gab es den Anschluss noch. Aber nach dem dritten Läuten hörte sie eine automatische Stimme vom Band, danach ein Piepen. Da Citti regelmäßig Vernissagen mit Leihgaben von Del-Vecchio-Sammlern in Wien organisierte, müsste er eigentlich Deutsch sprechen. Sie hinterließ ihren Namen und ihre Nummer und bat um einen Rückruf. Das Gleiche wiederholte sie auf Englisch, dann legte sie auf.
Sie fuhren mit dem Wagen in die Cinque Terre. Es schien, als bestünden die nördlichen Ausläufer der Toskana lediglich aus Hügeln, auf denen jeweils nur eine winzige Ortschaft lag, die nacheinander an ihnen vorüberzogen.
Während der Fahrt drehte sich Monica im Sitz herum. » Warum sind Sie eigentlich Privatdetektivin geworden? «
Elena schmunzelte. Sie musste an Lisa denken, den Grauen Wolf.
» Warum lachen Sie? «
» Als sich meine Schwester damals entschied, nach der Polizeischule und einigen Jahren Dienst auf dem Revier zur Kripo zu wechseln, war ich sechzehn Jahre alt. « Elena zuckte mit den Achseln. » Ich wollte so sein wie sie, spannende Kriminalfälle lösen, aber der ganze Behördenkram war nichts für mich. Mittlerweile ist Lisa Dezernatsleiterin und hat nur noch äußerst selten mit den Fällen direkt zu tun. Ich habe zwar Jura studiert, wollte aber nicht in einem Büro versauern. «
» Was ist an Jura schlecht? «
» Nichts … Aber ich wollte nicht den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch hocken und mich mit Richtern, Politikern, Staatsanwälten und den Beamten der Dienstaufsichtsbehörde oder der Internen Revision herumschlagen. «
» Also sind Sie Detektivin geworden? «
Elena lächelte. So einfach war es natürlich nicht gewesen. » Andere in meinem Alter wollten Tierarzt, Astronaut oder Filmkritiker werden, doch fast alle schlug es in eine andere Richtung. Ich wollte schon als junges Mädchen eine eigene Detektei führen. «
In Wahrheit wollte sie ihrem Vater nur etwas beweisen. Sie erzählte Monica, dass sie nach dem Studium und ihrem Gerichtsjahr in einem Versicherungsbüro gearbeitet hatte, danach in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei und schließlich mit siebenundzwanzig als Juniorpartnerin in der Privatdetektei Koslovsky begonnen hatte. Bis dahin hatte sie schon auf so ziemlich jedem Gebiet Erfahrungen gesammelt, die man als Detektivin benötigte. Allerdings war Koslovsky damals schon ein über sechzigjähriger Kauz gewesen, der keinerlei Risiken einging und nur simple Beschattungsaufträge für betrogene Eheleute übernahm. Elena hatte sich die Arbeit einer Detektivin anders vorgestellt, und so hatte sie vor drei Jahren ihre eigene Kanzlei gegründet, um an die wirklich interessanten Fälle zu kommen. Immerhin hatte sie dank Lisa einen guten Draht zur Kripo, was ihrer Schwester das Leben nicht immer erleichterte. Elena war Mitglied im Österreichischen Detektiv-Verband, absolvierte sämtliche Sachkundeprüfungen, die notwendig waren, um dort zu ermitteln, wo es wirklich interessant wurde, hatte einen Waffenschein, besaß eine Glock und besuchte regelmäßig einen privaten Schießstand südlich von Wien.
» Das volle Programm eben « , sagte sie. » Joggen und Pilates, um mich ein wenig fit zu halten, und regelmäßig Jiu-Jitsu … Im Auktionshaus hat mir das leider nicht viel genutzt. « Zornig dachte sie an Viktor König, der ihr ein Veilchen verpasst hatte.
» Aber wenn Sie joggen, können Sie wenigstens davonlaufen. «
» Stimmt. « Bisher war sie vor ihrer Ehe davongelaufen, aber an diesem Morgen hatte sie beschlossen, alles wieder geradezubiegen. Ausgerechnet jetzt, wo sie im Ausland war! Einen dümmeren Zeitpunkt gab es wohl kaum – aber lieber jetzt als später, bevor sie Peter ganz verlor.
Sie erreichten Ligurien, und es dauerte nicht mehr lange, bis die ersten Ortschaften der Cinque Terre an der Küste auftauchten.
» Haben Sie Ihren Mann während eines Falls kennengelernt? «
Im Moment war Monicas Neugierde nicht zu bremsen. Andererseits hatten sie noch eine halbe Stunde Fahrt vor sich, und schön langsam
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