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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Haus vorbeiliefen, ging sie zum Fenster und schob den Vorhang beiseite. Ein Menschenstrom zog die schmale Gasse zum Leuchtturm hinauf. Schon bald würden die Carabinieri einen Blick in Vadinis Haus werfen.
    Sie betrat den nächsten Raum. Im Schlafzimmer roch es nach Kräutersalbe. Die rechte Hälfte des Doppelbetts war unangetastet und mit einer schweren Brokatdecke überzogen. Kissen und Leintuch der linken Hälfte waren zerwühlt. Ein Wasserkrug stand auf dem Nachtschrank, daneben lag eine angebrochene Packung Tabletten. Elena schob die Schachtel zur Seite, immer darauf bedacht, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Das Medikament beinhaltete den Arzneistoff Metoprolol. Ein Betablocker. Vadini war herzkrank gewesen. Fast alle Pillen waren aus der Folie gebrochen worden.
    Neben der Lampe standen einige Bilderrahmen. Zwei Fotos zeigten Vadinis verstorbene Frau, die anderen vermutlich seine Enkelkinder. Die Jungs und Mädchen waren etwas älter als jene auf den Bildern in seiner Brieftasche. Der Anblick der lachenden Kinder hinterließ bei Elena ein trauriges Gefühl. Plötzlich versetzte es ihr einen Stich ins Herz. Sie erkannte den Jungen mit der blonden Stoppelfrisur und den Sommersprossen – sie hatte ihm erst vor wenigen Minuten ihre Harley-Davidson-Schirmmütze geschenkt. Tränen stiegen in ihr auf.
    Was für eine Scheißwelt!
    Sie wischte sich eine Träne von der Wange und versuchte, an etwas anderes zu denken.
    Auf der Toilette hing ein Duftbäumchen. Die Küche war ordentlich geputzt. Im Geschirrspüler stapelten sich Teller, Besteck und ein Kaffeebecher. Neben der Herdplatte lagen die gleichen Papierservietten, in denen Vadini sein Schinkenbrot eingewickelt hatte. Elena zog mit einer Serviette die Schubladen auf. In keinem der Räume fand sie Spuren eines Einbruchs, einen Hinweis auf Vadinis Mörder oder auf eine Auftragsarbeit für Salvatore Del Vecchio.
    Eine Schiebetür führte unmittelbar in eine Tischlerwerkstätte. Es roch nach Beize, Leim und Sägespänen. In der Raummitte befanden sich eine Hobelbank, dahinter ein Ofen und eine Tischsäge. Jede Menge Bretter und Farbeimer standen herum. Fetzen von Schleifpapier lagen auf dem Boden. Elena hatte noch nie eine Schreinerei betreten, doch offensichtlich war Vadini sowohl Bau- als auch Möbeltischler. Segmente eines Treppengeländers lehnten an der Wand, Tischbeine, Schubladen, Fensterrahmen sowie Teile von Stuhl- und Banklehnen.
    Sie blieb im Türrahmen stehen, um keine Fußspuren in den Sägespänen zu hinterlassen. Obwohl in einem der Regale eine Leinwandrolle lag, fand sie keine fertigen oder halb fertigen Keilrahmen. Daneben lagen in einer Tasse dünne Holzstäbe, die wie Pinsel ohne Borsten aussahen. War das alles? Bis auf die Entdeckung von Vadinis Leiche war die Fahrt nach Monterosso eine verdammte Sackgasse gewesen. Kein einziger Hinweis auf Del Vecchios Aufenthaltsort. Nur ein Toter. Was hieß » verflucht « auf Italienisch? Maledetto?
    Es wurde Zeit, aus dem Haus zu verschwinden. Elena schlüpfte durch den offenen Seiteneingang der Tischlerei nach draußen. Sie stand wieder in der Via Gino. Nachdem sie die Eingangstür zu Vadinis Haus mit dem Dietrich verschlossen hatte, setzte sie sich einige Meter weiter unten auf die Begrenzungsmauer der Straße und blickte zum Leuchtturm hinüber, wo sich eine Menschentraube bildete.
    Endlich allein. Monica war sicher noch eine Weile beschäftigt. Elena wählte Peters Nummer. Das Gespräch wurde nach dem zweiten Klingelton weggedrückt. Scheiße! Das darf doch nicht wahr sein. War er noch sauer auf sie? Oder steckte er gerade in einer Ermittlung? Sie blieb auf der Mauer sitzen und wählte die Nummer von Bankdirektor Hödel. Sie wollte sich vergewissern, dass es ihm gut ging und dass die Situation mit seiner Tochter in ihrer Abwesenheit nicht eskalierte. Doch Hödel war in einer Besprechung; seine Sekretärin würde ihm ausrichten, dass sie angerufen hatte.
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie zum Leuchtturm hinüber. Immer noch keine Spur von Monica. Da läutete ihr Handy. Peters Nummer! Ihr Herz schlug schneller. Rasch nahm sie das Gespräch entgegen. » Hallo? «
    » Hallo, Elena « , sagte er. Seine Stimme klang distanziert.
    Dafür zitterte ihre Stimme umso mehr. » Danke, dass du zurückrufst. Es tut gut, dich zu hören. « Sie atmete tief aus. Hoffentlich war er diesmal besser gelaunt.
    » Ich dachte, ich komme um in diesem Kaff. Warum bist du vorhin nicht rangegangen? «
    » Ich bin mit

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